Das Schöne an Wahlen ist, dass es hinterher stets lauter Gewinner gibt. Darin unterscheiden sich Wahlen von Halma, Schach, Roulette, 6 aus 45, Ochs am Berg oder Mensch ärgere dich nicht!, wo mancher Spielteilnehmer aufgrund von mangelndem Glück oder strategischen Fehlentscheidungen gelegentlich doch klar auf die Verliererstraße gerät.

Wahllokal in Wiener Neustadt, Niederösterreich.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Solange sich die Gewinnbehauptung unter das übliche verbale Post-Wahl-Geplänkel einreihen lässt, ist eh alles in bester demokratischer Ordnung. Brenzlig wird es dann, wenn sich etwa ein Donald Trump wider jede Evidenz zum Sieger erklärt und so seine an sich rabiate Anhängerschaft zusätzlich aufganselt. Hier bewegen wir uns auf dem gefährlichen Terrain von Fake-News-Country und weit jenseits aller demokratischen Spielregeln. Leute, die glauben, dass Wahlen geschoben werden, gibt es in Österreich zwar auch, zum Glück aber in politisch (noch) weniger brisantem Ausmaß als bei Trumps MAGA-Truppe.

In einer Hinsicht sind alle Angehörigen des Politpersonals tatsächlich Gewinner: weil die Wahlkampfstrapazen jetzt wenigstens temporär überstanden sind. Selbst Udo Landbauer kann aufhören, in der Mehrzweckhalle Volksnähe zu simulieren, und stattdessen im Keller singen oder ein paar Klimaaktivisten anpischen gehen. Der ganz normale Wahlkampfwahnsinn ist vorbei, der ganz normale politische Betrieb geht weiter. In diesem Sinne: Glückwunsch an alle. (Christoph Winder, 29.1.2023)