Johanna Mikl-Leitner mit Mann und Hund bei der Stimmabgabe in Klosterneuburg: Auch in ihrer Heimatstadt fuhr die Landeshauptfrau und ÖVP-Chefin ein Minus ein.

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Von null auf 20: Das Ergebnis der FPÖ in Niederösterreichs Gemeinden darf sich sehen lassen. Konnten im Jahr 2018 die Freiheitlichen noch keine einzige Gemeinde für sich verbuchen, ist die Landkarte des größten Bundeslandes am Sonntag deutlich bunter geworden. 520 von ehemals 530 Gemeinden (von insgesamt 573) sind weiterhin schwarz gefärbt, das sind also zehn weniger als bei der letzten Wahl. 33 Ortschaften von vormals 43 sind weiterhin rot, und gleich 20 erstrahlen neu in Blau. Diese Ortschaften haben sich die Blauen allerdings nicht ausschließlich von den Schwarzen gekrallt – auch die SPÖ verlor an die FPÖ.

Doch wo haben die einzelnen Parteien ganz besonders gut abgeschnitten? Und in welchen Gemeinden floppten sie?

FPÖ

Den meisten Zuspruch verzeichnete die FPÖ in Altmelon: 43,7 Prozent wurden es in der Gemeinde im Waldviertel. Zweit- und drittbeste FPÖ-Gemeinden wurden Golling an der Erlauf mit 41,8 Prozent und Dietmanns mit 41,1 Prozent. In Wiener Neustadt, dem Wohnort von Spitzenkandidat Udo Landbauer, blieb die ÖVP zwar stimmenstärkste Partei, die Freiheitlichen verdrängten mit 28,2 Prozent allerdings die SPÖ auf Platz drei.

In der schwarzen Hochburg Großhofen fuhren die Blauen hingegen eines ihrer schlechtesten Ergebnisse ein: Nur 10,9 Prozent der Stimmen wurden es dort. Es ist zugleich jene Gemeinde, in der die FPÖ die größten Verluste hinnehmen musste – nämlich minus 6,3 Prozentpunkte. Noch schlechter schnitten die Freiheitlichen in Laab am Walde ab. Im Bezirk Mödling erhielten sie nur 10,8 Prozent.

ÖVP

Für die Blauen haben ihre Einwohnerinnen und Einwohner wenig übrig, umso mehr Sympathien hat Großhofen für die Volkspartei. Die nach Einwohnerzahl kleinste Gemeinde Niederösterreichs ist die schwarze Hochburg: Sie hat 104 Bewohnerinnen und Bewohner, 81,8 der abgegebenen Stimmen entfielen auf die ÖVP – ein Plus von 17,8 Prozentpunkten. Was prozentuell der größte Zugewinn der ÖVP ist, ist in realen Stimmen allerdings recht wenig. Nur vier Personen mehr als im Jahr 2018 konnte die Partei der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überzeugen.

Den zweithöchsten Stimmanteil erreichte sie mit 75,6 Prozent in Langau im Bezirk Horn. Ebenfalls unter den Top-ÖVP-Gemeinden ist die Hochburg der vergangenen Landtagswahl. In Japons im Bezirk Horn kam die ÖVP auf 66,5 Prozent. 2018 hatten in der Gemeinde mit rund 700 Wahlberechtigten noch 81 Prozent für die Volkspartei gestimmt.

Nur wenig reüssieren konnte die ÖVP in Golling an der Erlauf im Bezirk Melk. Dort kam sie auf 15,5 Prozent und damit auf ihr schlechtestes Ergebnis. Das größte Minus bescherte der ÖVP die Gemeinde Yspertal. Auch in Mikl-Leitners Heimatstadt Klosterneuburg verzeichneten die Schwarzen ein Minus: Statt 48,3 Prozent bei der vergangenen Landtagswahl reichte es nur noch für 42,2 Prozent.

SPÖ

Als SPÖ-Rekordgemeinde qualifizierte sich Angern an der March im Bezirk Gänserndorf: Dem vorläufigen Endergebnis zufolge machten dort 48,3 Prozent ihr Kreuzerl bei den Sozialdemokraten. Das zweitbeste Ergebnis erreichte die SPÖ mit 46,8 in Klein-Neusiedl im Bezirk Bruck an der Leitha. Das drittbeste rote Resultat, 46,6 Prozent, wurde in jener Stadtgemeinde eingefahren, deren Ergebnis mit besonderer Spannung erwartet worden war: in Traiskirchen. Der betont linke Kurs von Bürgermeister Andreas Babler, dessen Name auch auf der SPÖ-Landtagswahlliste zu finden war, brachte ein Plus von rund 3,8 Prozentpunkten. In St. Pölten, Wohnort von SPÖ-Kandidat Franz Schnabl, verbuchte die SPÖ einen deutlichen Rückgang von 8,6 Prozentpunkten. Platz vier im SPÖ-Gemeinderanking ging mit 45,8 Prozent Stimmanteil an Bärnkopf im Waldviertel – das 2018 mit 51,4 Prozent der rote Rekordort war.

Wo die ÖVP ihr größtes Minus verbuchte, erzielte die SPÖ ihre größten Zugewinne: 7,4 Prozentpunkte mehr waren es im Vergleich zu 2018 in Yspertal. Am magersten fiel der Stimmanteil der SPÖ in der Knapp-200-Einwohner-Gemeinde Parbasdorf im Marchfeld aus: Die SPÖ landete hier ihr schlechtestes Ergebnis von 3,5 Prozent.

Grüne

Die einzige Partei, die in einem Ort keine einzige Stimme erhielt, sind die Grünen in der ÖVP-Hochburg Großhofen. Das erlebten sie 2018 bereits auch in Schwarzenbach an der Pielach im Bezirk St. Pölten-Land. Diesmal kamen sie dort immerhin auf 1,3 Prozent der Stimmen. Ihre Topergebnisse fuhren die Grünen in Gemeinden unweit von Wien ein: 18 Prozent in St. Andrä-Wördern, 17,8 Prozent in Maria Enzersdorf und 17,7 in Eichgraben.

In Baden, Heimatstadt von Spitzenkandidatin Helga Krismer, behielten die Grünen mit 14,1 Prozent den vierten Platz – hinter ÖVP, SPÖ und FPÖ. Eine Gemeinsamkeit haben sie mit den Neos: Beide fuhren in Aderklaa an der Wiener Stadtgrenze ihre größten Verluste ein.

Neos

Die Pinken holten ihre besten Ergebnisse – wie auch schon bei der vergangenen Landtagswahl – nahe Wien: 19,5 Prozent in Andlersdorf, 14,8 in Gießhübl und 13,6 in Perchtoldsdorf. Nur 0,8 Prozent wurden es hingegen in Hundsheim, einer 636-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Bruck an der Leitha. Nur wenig besser mit Werten von knapp über einem Prozent kamen sie in den Gemeinden Trattenbach im Bezirk Neunkirchen und Schwarzenbach in der Buckligen Welt. Neos-Spitzenkandidatin Indra Collini holte in ihrer Heimatgemeinde Brunn am Gebirge ein minimales Plus, ihre Partei blieb mit 12,2 Prozent aber auf dem fünften Platz. (Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer, 29.1.2023)