Schulsportwochen wie Skikurse haben in den vergangenen Corona-Jahren selten bis gar nicht stattgefunden. Die Ministerien für Sport und Bildung wollen die Sportwochen fördern.

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Weniger Wettkämpfe, gekürzte Skikurse oder abgesagte Sportwochen. In den vergangenen Jahren hat der Schulsport während der Corona-Pandemie einen Dämpfer erlitten. Und mit der aktuellen Teuerung wird es für viele Eltern noch schwieriger, die Sportwoche ihres Kindes zu bezahlen.

Deshalb wollen Bildungsministerium, Sportministerium, Wirtschaftskammer und der Dachverband Sport Austria Schwung in die Schulsportwochen bringen. "Ziel ist, die Zahl und Qualität der Schulsportwochen zu erhöhen und mehr Kinder und Jugendliche zur Bewegung zu bringen", sagte Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Montag. Aktuell fahren etwa 200.000 Schülerinnen und Schüler jährlich auf eine solche Sportwoche. Am häufigsten sind darunter Skikurse.

Dafür wurde einerseits eine sogenannte One-Stop-Shop-Plattform entwickelt, eine Art Marktplatz für alle Angebote rund um Schulsportwochen mit digitalem Planungsassistenten. Die Servicestelle ist bei der Bundessportorganisation Sport Austria angesiedelt und am Montag online gegangen. Auf der Website www.sportwochen.org finden Lehrkräfte, die die Sportwoche planen, unterschiedliche Kurse in den Bundesländern, können Unterkünfte und Transport buchen sowie die Kosten berechnen oder den nächsten Skiverleih finden. 450 Firmen seien laut der Wirtschaftskammer bereits auf der Plattform vertreten.

Finanzielle Unterstützung

Auch die jeweiligen finanziellen Förderungen sind aufgelistet, die Anträge können direkt auf der Plattform – von den Schulen für die Schülerinnen und Schüler – gestellt werden. Damit erhofft man sich, dass die Lehrenden Sportwochen noch einfacher und effizienter planen können. Und laut Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) eine "zielgerichtete und niederschwellige Förderung".

Andererseits wurden weitere Möglichkeiten erarbeitet, um Schülerinnen und Schüler finanziell zu unterstützen. Zusätzlich 300.000 Euro Förderungen für Sportwochen werden zur Verfügung gestellt, gedeckelt auf 100 Euro pro Schüler. Das sind aber nicht die einzigen monetären Unterstützungen: Im vergangenen April wurde ein Fonds zur Förderung von mehrtätigen Schulveranstaltungen im aktuellen Schuljahr eingerichtet. Aufgrund der zahlreichen Anträge wurde der Fonds im August um rund zwei Millionen Euro auf 6,8 Millionen Euro aufgestockt.

Immerhin ist es gerade für sozioökonomisch benachteiligte Familien schwierig, das Geld für solche Exkursionen aufzubringen. Eine Studie der Arbeiterkammer, die vom Meinungsforschungsinstitut Ifes durchgeführt wurde, zeigte im September, dass 15 Prozent der befragten Eltern nicht imstande sind, mehrtätige Schulveranstaltungen wie Skikurse oder Sportwochen zu bezahlen. "Jedes Kind, das teilnehmen will, soll auch teilnehmen können", sagte Sportminister Kogler. Keine Schülerin und kein Schüler soll zu Hause bleiben. Je nach Nachfrage sei auch eine Aufstockung der neuen Sportwochenförderung nicht ausgeschlossen.

Sozialer Aspekt und Kinderschutz

"Die Sportwochen haben einen großen Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler, sie sind ein Highlight. Wir alle erinnern uns gerne an die Zeit, die wir mit den Klassenkameradinnen verbracht haben", sagt Bildungsminister Polaschek.

Nicht nur auf die Gesundheit hätten sie eine positive Auswirkung, sondern auch auf die mentale Entwicklung der Kinder und das soziale Miteinander sowie die Klassengemeinschaft. Studien belegen die negativen Folgen des Bewegungsmangels in der Pandemie für Fitness und psychische Gesundheit der Jugendlichen.

Zuletzt wurde in der Öffentlichkeit über den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch diskutiert. Bei dem Missbrauchsfall rund um einen Wiener Lehrer soll es auf einer Schulsportwoche zu Übergriffen gekommen sein, DER STANDARD berichtete. Wie können Kinder auf solchen Exkursionen – die ja auch als Unterrichtszeit gelten – besser geschützt werden?

Zusätzlich zum verpflichtenden Kinderschutzkonzept wird eine verpflichtende Erklärung bei allen Anstellungen von Lehrenden eingeführt, heißt es vom Bildungsministerium auf STANDARD-Nachfrage. Diese sollen für alle Lehrkräfte gelten, bei Zuwiderhandlung erfolge eine sofortige Entlassung. Eine eigene Taskforce "Kinderschutz", die im Ministerium eingerichtet wird, erarbeitet unter anderem noch einen Verhaltenskodex, der jederzeit für alle Lehrkräfte gilt. Und das Ministerium werde "im Zuge des Maßnahmenpakets zum Kinderschutz noch weitere Sicherheitsvorkehrungen treffen", etwa Fortbildungen für Lehrende. (set, 30.1.2023)