Sven Hergovich leitet derzeit das AMS Niederösterreich – künftig führt er die SPÖ im Bundesland an.

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Schnabl übergibt an Hergovich.

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St. Pölten – Am Ende war das rote Wahlergebnis vom Sonntag zu schlecht, der Frust in der Landespartei zu groß: Der niederösterreichische SPÖ-Chef Franz Schnabl hat seinen Rückhalt in der Partei verloren. Schon am Sonntagabend hatten sich interne Gegner Schnabls formiert – da hatte der Landeshauptfrau-Stellvertreter noch darauf bestanden, im Amt zu bleiben.

Im Lauf des Montags zeichnete sich dann der wachsende Gegenwind für Schnabl ab, sodass der Noch-Landesparteiobmann bereits mit einem Vorschlag für eine Nachfolge in die Sitzung des Landesparteivorstands am Abend ging: Sven Hergovich. Der 34-jährige Wiener leitet derzeit das Arbeitsmarktservice Niederösterreich und machte zuvor in roten Ministerkabinetten Karriere.

Welche personellen Konsequenzen und Lehren werden die Parteien nach der Wahl in Niederösterreich ziehen? Es antwortet die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle.
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Landbauer weiter ausgeschlossen

"Nach langer, sehr guter Diskussion haben wir heute im Landesparteivorstand einstimmig beschlossen, dass Hergovich bis zur Abhaltung eines Landesparteitags designierter Landesparteivorsitzender ist", sagte Schnabl am Montagabend in St. Pölten. Darüber hinaus werde er auch die Gespräche mit den anderen Parteien für die künftige Zusammenarbeit im Landtag führen. Eine Wahl Udo Landbauers (FPÖ) zum Landeshauptmann schließen die Roten weiterhin aus.

Franz Schnabl war nach dem schlechten Wahlergebnis vom Sonntag innerparteilich umstritten.
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Generationenwechsel

Schnabl zieht sich aus der Politik zurück. "Mit einem Tag Abstand" sei das Wahlergebnis "wirklich eine herbe Enttäuschung". Zwar sei es "demokratiepolitisch extrem wichtig" gewesen, die absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen. Dennoch hätte er sich gewünscht, dass die SPÖ gestärkt oder zumindest nicht von der FPÖ überholt würde. Auch wenn die roten Themen richtig gewählt gewesen seien, sei er damit medial nicht durchgekommen, bedauerte Schnabl.

Nun sei es Zeit für einen Generationenwechsel in der niederösterreichischen Sozialdemokratie – und Hergovich sei "seit eineinhalb Jahren einer, der auf meiner Agendaliste ganz oben steht".

Junger Roter aus Wien

Hergovich wurde 1988 in Korneuburg geboren und früh sozialdemokratisch sozialisiert, er sitzt der roten Jugendorganisation Junge Generation in Wien-Favoriten vor. Er hat Volkswirtschaft studiert und nach einem Job als Umweltökonom bei der Wiener Arbeiterkammer in den Kabinetten von Doris Bures und Alois Stöger (beide SPÖ) gearbeitet.

Seit 2018 leitet Hergovich das AMS Niederösterreich. In dieser Funktion initiierte er auch ein Pilotprojekt in Gramatneusiedl, im Rahmen dessen der Staat arbeitslosen Menschen einen Job garantiert. Seine Leitungsfunktion beim AMS wird er zurücklegen.

Arbeit und Umwelt

In seiner neuen Funktion als Landesparteiobmann wolle er die "Kernkompetenz der SPÖ Niederösterreich als die Partei der Arbeitenden weiter stärken". Auf das Thema Umwelt, das ihn auch beruflich immer wieder begleitet hat, möchte er in Zukunft ebenfalls einen Schwerpunkt legen: "Ich bin überzeugt davon, dass wir im Umwelt- und Klimaschutz mehr tun müssen."

In der "ZiB 2" wollte Hergovich eine Zusammenarbeit mit der FPÖ nicht ausschließen. Über seine fehlende politische Erfahrung sagte er: "Man wollte einen Kandidaten haben, der nicht einem Flügel zuzurechnen ist, der unterschiedliche Interessen einen kann. Ich glaube, dass ich das kann. Neu zu sein, einen frischen Blick auf die Dinge zu haben kann ein Vorteil sein."

Es sei ein "starker Generationenwechsel", der nach dem "desaströsen Wahlergebnis" erfolgte. Ziel sei, wieder Politik für arbeitende Menschen zu machen. Der Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner stärkte Hergovich auf Nachfrage den Rücken, wenngleich er betonte, sich auf Niederösterreich konzentrieren zu wollen.

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Hergovich wird der jüngste Parteiobmann in der Geschichte der SPÖ Niederösterreich. Am 13. März soll er bei einem Landesparteitag bestätigt werden. Bei der konstituierenden Landtagssitzung im März soll Hergovich zum Landesrat gewählt werden – der SPÖ stehen zwei Sitze in der Landesregierung zu. Ob den zweiten Regierungsposten weiterhin Ulrike Königsberger-Ludwig innehaben wird, ist laut Hergovich offen: "Ich möchte mit allen Kolleginnen und Kollegen der SPÖ Niederösterreich Gespräche über die Aufstellung meines Teams führen und möchte diesen nicht vorgreifen." Königsberger-Ludwig habe aber einen "sehr guten Job gemacht".

Babler in den Bundesrat

Eine Personalie hat Hergovich hingegen bereits in der Vorstandssitzung fixiert: Die SPÖ Niederösterreich schickt den Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler in den Bundesrat. "Es stimmt, dass er sehr gerne in den Bundesrat möchte, und ich werde das auch unterstützen", sagte Hergovich. Die Entscheidung darüber treffen freilich die sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten.

Bundesparteichefin Rendi-Wagner gratulierte der Landespartei: "Sven Hergovich ist die ideale Besetzung." Er stehe "ohne Zweifel für einen Generationenwechsel in der SPÖ Niederösterreich", das sei ein richtiges Zeichen. Hergovich genieße ihr "vollstes Vertrauen".

Um die Rochade zu ermöglichen, muss Hergovich übrigens umziehen: Derzeit lebt er in Wien – für die Wahl zum Landesrat muss er rechtzeitig nach Niederösterreich ziehen. Er wird deshalb mit seiner Lebensgefährtin in eine Wohnung in St. Pölten übersiedeln. (Sebastian Fellner, luza, 30.1.2023)