6.000 zusätzliche Stellen sollen in den kommenden Jahren bei Philips wegfallen – die Hälfte davon bereits heuer.

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Amsterdam – Sparen dürfte eines der wichtigsten Ziele für den neuen Chef des angeschlagenen Medizintechnikkonzerns Philips sein. Im Oktober übernahm Roy Jakobs den niederländischen Konzern und kündigte kurz darauf an, 4000 Stellen zu streichen. Dabei bleibt es nicht. Bis Ende 2025 sollen weitere 6000 wegfallen, die Hälfte davon bereits heuer, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Wie viele der 330 Jobs in Österreich von dem Sparprogramm betroffen sind, ließ der Konzern vorerst noch offen.

"Philips schöpft nicht das volle Potenzial einer starken Marktposition aus", sagt Roy Jakobs. Ziel sei es, bis 2025 die operative Marge (Ebita) wieder in den mittleren bis hohen zweistelligen Prozentbereich anheben zu können. Strukturell wolle man auch umschichten, aber weiterhin neun Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren.

Defekte Beatmungsgeräte

Grund für die harten Einschnitte sind vor allem Probleme bei Beatmungsgeräten. Der Konzern hatte in den vergangenen 18 Monaten mehr als vier Millionen Beatmungsgeräte ersetzt, weil es Bedenken gab, dass der eingesetzte Dämmschaum Giftstoffe ausstoßen könnte. Mehr als eine Million weitere Geräte sollen repariert werden. Das geht ins Geld, bisher sollen rund 885 Millionen Euro an Rückstellungen angefallen sein, wie die deutsche Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Weitere 85 Millionen kommen dazu, und etwaige rechtliche Folgen sind noch nicht eingepreist.

An der Börse setzten diese Nachrichten dem Konzern schwer zu, seit Bekanntwerden des Rückrufs verloren die Philips-Aktien um rund 60 Prozent ihres Werts. Der angekündigte Stellenabbau kam jedoch gut an, und der Kurs stieg am Montagnachmittag vorübergehend um fast sieben Prozent.

Gutes viertes Quartal

Unterdessen hat Philips ein rabenschwarzes Jahr 2022 zumindest mit einem guten vierten Quartal abgeschlossen. Auf das Gesamtjahr gerechnet, fielen sowohl Umsatz als auch das operative Ergebnis besser aus als von Experten erwartet. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 17,8 Milliarden Euro. Hier profitierte Philips aber vom schwachen Euro, durch den der außerhalb der Eurozone erwirtschaftete Umsatz rechnerisch höher ausfiel. Unterm Strich bleib wegen der zahlreichen konzerninternen Baustellen und zahlungswirksamer Berichtigungen von Firmenwerten aber ein Verlust von mehr als 1,5 Milliarden Euro stehen.

Der Vorstand erwartet für heuer weitere Probleme in den Lieferketten ein und rechnet mit einem Umsatzplus im niedrigen einstelligen und einer Marge im hohen einstelligen Prozentbereich. (and, 30.1.2023)