Spannende Zweitplatzierungen: Die Grünen erreichten in vier Gemeinden, darunter Klosterneuburg, Platz zwei.

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Die niederösterreichische Landtagswahl ist in mehrerlei Hinsicht historisch. SPÖ und ÖVP verzeichneten noch nie dagewesene Verluste, die Freiheitlichen ihre bisher größten Zugewinne. Deutlich wird das auch auf Ortsebene: So konnte die FPÖ satte 20 der insgesamt 573 Gemeinden für sich verbuchen. Doch das ist nicht das einzige Resultat, das heraussticht.

  • Blaues Minus in nur zwei Gemeinden, schwarzes Plus in nur sieben

Die FPÖ erzielte in nur zwei Gemeinden ein schlechteres Ergebnis als bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2018. In Großhofen, unweit von Wien, fiel das Minus mit 6,3 Prozentpunkten am größten aus. Wobei das in absoluten Zahlen lediglich fünf Stimmen weniger entspricht: In der winzigen Ortschaft gab es lediglich 64 Wahlberechtigte. Das zweite blaue Minus ist in Mannsdorf an der Donau zu finden. Hier überzeugten die Freiheitlichen zwei Personen weniger, das ist ein Minus von 0,01 Prozentpunkten. In den restlichen 571 Gemeinden erhielt Blau mehr Zuspruch als noch vor fünf Jahren.

Bei der ÖVP sticht wiederum heraus, dass sie in lediglich sieben Ortschaften Stimmen dazugewinnen konnte. Konkret gelang das in Höflein (plus 0,6 Prozentpunkte), Ebenfurth (plus 1,6), Kaltenleutgeben (plus 2,4), Langau (plus 3,5), Markgrafneusiedl (plus 4,8) sowie Semmering (plus 7,4). Und Großhofen, mit 81,8 Prozent ÖVP-Stimmen die schwarze Hochburg dieser Wahl: Das Plus von 17,8 entspricht hier vier Stimmen. In sämtlichen übrigen 566 Gemeinden sank der Zuspruch zur Volkspartei im Vergleich zu 2018.

Deutlich mehr Gemeinden mit Verlusten als Gemeinden mit Zuwächsen bescherte die Wahl auch der SPÖ. Die Sozialdemokraten schnitten in 500 Ortschaften schlechter ab als vor fünf Jahren, in 72 besser. In einer Gemeinde, in Horn, bliebt der rote Stimmanteil genau gleich: bei 14,4 Prozent. Grüne und Neos konnten im überwiegenden Teil der Gemeinden Stimmen gewinnen: Erstere in 453, Letztere in 497.

  • FPÖ stahl ÖVP zwölf und SPÖ acht Gemeinden

Die niederösterreichische Gemeindekarte ist durch die Landtagswahl 2023 deutlich farbenfroher geworden. Konnten bisher nur ÖVP und SPÖ Orte für sich verbuchen, wurden diesmal die Freiheitlichen in 20 Gemeinden stimmenstärkste Partei. In zwölf davon waren zuletzt die Schwarzen Wahlsieger, in acht die Roten.

  • Neos einmal auf Platz zwei, Grüne viermal

Noch bunter wird es bei der Betrachtung der zweiten Plätze. Da tauchen nämlich auch grüne und pinke Flecken auf der Niederösterreich-Karte auf. So wurden die Neos einmal Zweiter – und zwar in Andlersdorf mit 19,5 Prozent hinter der ÖVP. Die Grünen erreichten den zweiten Rang gleich viermal: in Klosterneuburg (16,1 Prozent), Perchtoldsdorf, (16,6 Prozent), Eichgraben (17,7) und Maria Enzersdorf (17,9 Prozent). Erster wurde jeweils die ÖVP.

In dieser Betrachtungsweise fällt die Niederösterreich-Karte auch deutlich blauer aus: Die FPÖ landete in 406 Gemeinden auf Platz zwei. Auf die SPÖ trifft das in 133 Gemeinden zu, auf die ÖVP in 29.

  • Keine Gemeinde mit absoluter Mehrheit für SPÖ

Absolute Mehrheiten, die die Durchsetzung von Entscheidungen wesentlich einfacher machen, sind auf Landes- wie auf Gemeindeebene ein Auslaufmodell. 2018 konnte die ÖVP in 385 Gemeinden mehr als 50 Prozent der Stimmen für sich verbuchen, die SPÖ in immerhin drei: in Bärnkopf, Ebenfurth und Klein-Neusiedl. Mittlerweile ist die Zahl deutlich zurückgegangen. Absolute Stimmenmehrheiten hat nur noch die ÖVP, in lediglich 133 der 573 Gemeinden.

  • Älteste Gemeinde wählte schwarz, jüngste rot

Die in Bezug auf ihre Bevölkerung älteste Gemeinde Niederösterreichs ist Semmering, Stand 2022 beträgt das Alter der Einwohnerinnen und Einwohner im Schnitt 53,2 Jahre. Hier wurde die ÖVP mit 60,3 Prozent stimmenstärkste Partei. In Mitterndorf an der Fischa, wo das Durchschnittalter bei 38 Jahren liegt, siegte die SPÖ. Sie erhielt in der jüngsten Gemeinde des Bundeslands 36 Prozent der Stimmen.

  • Großgöttfritz ist Hochburg der ungültigen Stimmen

Ob als Zeichen des Protests gedacht oder aus Unachtsamkeit: 2,4 Prozent der abgegebenen Stimmten konnten niederösterreichweit nicht in das Endergebnis einfließen, weil sie als ungültig klassifiziert wurden. Spitzenreiter war Großgöttfritz – mit 6,9 Prozent ungültigen Stimmen. Auf den Rängen dahinter: Schwarzau im Gebirge (6,8 Prozent ungültige Stimmen) und Aderklaa (6,2 Prozent ungültige Stimmen).

Was die Wahlbeteiligung betrifft, sticht einmal mehr das kleine Großhofen heraus: Hier war sie mit 90,6 Prozent am höchsten. Schlusslicht war Schwechat mit einer Wahlbeteiligung von 53,4 Prozent. In ganz Niederösterreich lag der Wert bei 71,6 Prozent – und damit um fünf Prozentpunkte höher als 2018. (Stefanie Rachbauer, Robin Kohrs, 1.2.2023)