Die Vorräte im Keller des Mannes erinnerten Polizisten an Depots staatsfeindlicher Prepper.

Screenshots: TikTok

Tom Landon, der am Donnerstag letzter Woche in der niederösterreichischen Gemeinde Hadres zwei Behördenmitarbeiter mit Pfefferspray attackierte, hat sich nun in mehreren britischen Medien und auf Tiktok an die Öffentlichkeit gewandt.

Ein Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn und einer des Gemeindeamtes Hadres wollten Nachschau halten, weil Anrainer sich um anscheinend im Keller lebende Kinder sorgten. Nachdem sich der Mann in dem alten Keller verbarrikadiert hatte, brach die Polizei den Keller auf und fand dort neben Lebensmitteldepots, die an die Vorräte eines Preppers oder Reichsbürgers erinnerten, drei Mädchen und drei Buben im Alter von sieben Monaten bis fünf Jahren und die 40-jährige angebliche Lebensgefährtin des Mannes.

Die Kinder wurden in die Obhut der Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn gebracht. Die mutmaßliche Mutter ist bei ihnen. Landon wurde mittlerweile auf freiem Fuß angezeigt. Die Polizei ermittelt wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und wegen der Pfeffersprayattacke auch wegen schwerer Körperverletzung. Der Mann war aber auch schon vor seinen Interviews mit der Daily Mail und dem Mirror Kennern kein Unbekannter.

Verschwörungsmythen

Er veröffentlichte im Eigenverlag mehrere Bücher, darunter auch solche mit rechtsextremen Verschwörungsmythen. Die Polizeiaktion bezeichnet er als traumatisch für die Kinder.

Einer der Kellerräume, den Landon nun selbst im Netz präsentiert.
Screenshots: TikTok

In die Öffentlichkeit ging der 54-jährige Österreicher, der einige Jahre in der Dominikanischen Republik gelebt hatte, aber immer wieder. Etwa als er den damaligen US-Präsidenten Barack Obama beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag anzeigte oder vor rund zehn Jahren, als er an einem Musical über Falco arbeitete, zu dessen Tod er auch seine ganz eigenen Theorien hat. Mit dem in das Musikprojekt involvierten Ballettchef in St. Pölten, Michael Fichtenbaum, überwarf er sich aber. Fichtenbaum warf Landon vor, Gaskammern in der NS-Zeit zu leugnen, was Landon abstritt. Auch ein ehemaliger SPÖ-Politiker soll Landon wegen Wiederbetätigung angezeigt haben.

Kaltenbrunner

Landon selbst gibt an, der Enkel des 1946 in Nürnberg hingerichteten NS-Kriegsverbrechers Ernst Kaltenbrunner zu sein. Eine Information, für die Landon allerdings die einzige Quelle ist.

In einem Tiktok-Video zeigte Landon nun die verschiedenen Kellerräume, in denen er nur harmlose Dinge für seine Familie aufbewahrt haben will. Tatsächlich stellte die Polizei bei ihm auch mehrere Waffen sicher, wie Stefan Loidl von der Landespolizei Niederösterreich dem STANDARD am Dienstag erzählt: "Ein deutsches Repetiergewehr aus dem Zweiten Weltkrieg, zwei Armbrüste und mehrere Luftdruckwaffen." Der Bezirkshauptmann von Hollabrunn, Karl Josef Weiss, sagte dem STANDARD, dass die Kinder in guter Verfassung seien. Aus der Obhut der Bezirkshauptmannschaft würden sie aber frühestens in etwa zehn Tagen entlassen, wenn die Ergebnisse der DNA-Tests vorlägen. Denn die Kinder sind nicht in Österreich gemeldet, was Landon damit begründete, dass er und seine Frau mehr in Großbritannien als in Österreich seien. Man unterrichte die Kinder zudem selbst.

Bürgermeister

In britischen Medien beschuldigt Landon den Vizebürgermeister von Hadres, Erich Greil, dass dieser mit seinem alternativen Lebensstil Probleme habe und sich deshalb eingemischt habe. Greil weist das im Gespräch mit dem STANDARD zurück. Landon habe den besagten früheren Weinkeller samt Presshaus von einer britischen Firma gekauft. "In so einem Fall muss die Gemeinde eine Stellungnahme abgeben", so Greil. "Man kann so einen Keller sanieren, aber es gibt kein Wohnrecht dafür." Erst Anrainer hätten wegen der Kinderstimmen die Behörden eingeschaltet.

Auf Tiktok führt Tom Landon, der angibt, der Enkel des Nazi-Kriegsverbrechers Ernst Kaltenbrunner zu sein, selbst durch seine Kellerräume.
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Landon soll sechs Keller in der Gegend nahe der tschechischen Grenze gekauft haben. Dass Weinbauern alte Keller verkaufen, weil sie ihren Wein heute nicht mehr nur in solchen lagern, ist nicht ungewöhnlich. Die Frage, was Landon mit den Kellern vorhat, beantwortete er in Medien damit, dass er "für jedes Kind einen Keller" kaufe.

Ob in den anderen Kellern nach den Waffenfunden auch Nachschau gehalten wird, wollte die Polizei nicht kommentieren. Die Ermittlungen laufen. Es gilt die Unschuldsvermutung. (Colette M .Schmidt, 31.1.2023)