Ein Nachfolger von Gerhard Milletich wird gesucht.

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Gerhard Milletich ist also Geschichte. In gewisser Weise hat es der 66-Jährige geschafft, ein spezieller ÖFB-Präsident gewesen zu sein, worauf nicht zuletzt er selbst gerne verzichtet hätte. Hut ab, es bedurfte nicht einmal 16 Monate, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Es ging nicht ausschließlich darum, ob der burgenländische Verleger das Ehrenamt für eigene Geschäfte, das Lukrieren von Inseraten bei Verbandssponsoren missbraucht hat. Strafrechtlich gesehen war der gesamte Fall eigentlich völlig irrelevant. Es ging um Prinzipielles, um Moral, Anstand, Compliance, Kommunikation, Eitelkeiten.

Der Entschluss zurückzutreten geschah natürlich nicht freiwillig, es war persönlich betrachtet ein Ende mit Schrecken. Der Burgenländer hat seine eigene Sturheit mangels Alternativen dann doch knapp besiegt, insofern darf man die Hoffnung nie aufgeben.

Im Fußball sind Verlängerungen etwas Spannendes, Milletich hätte allerdings auf seine Nachspielzeit verzichten sollen, diese Form von Größe konnte oder wollte er nicht aufbringen. Der ÖFB ist jetzt freilich überhaupt nicht aus dem Schneider.

Teil des Systems

Milletich wurde mit deutlicher Mehrheit (7:3) gewählt, das war kein Putsch, sondern ein völlig demokratischer Prozess. Der Mann hat sich ja nicht besonders verstellt. Jene drei Landespräsidenten, die ihn nicht gewählt haben, der Salzburger Herbert Hübel, der Tiroler Josef Geisler und der Oberösterreicher Gerhard Götschhofer, frohlocken nun, aber auch sie sind Teil des Systems.

"Ätsch, wir haben es immer gewusst", ist keine Lösung. Und dass sie nun Milletich "Respekt zollen", fällt unter die Rubrik entbehrlich. Sie hätten ja selbst kandidieren können. Der ÖFB ist der größte Sportverband des Landes, Fußball der bedeutendste Sport der Welt (tut leid fürs Skifahren und Rodeln). Es gibt im Betrieb, in der Geschäftsstelle durchaus fähige Personen. Aber man brät doch gerne im eigenen Saft, will niemanden reinlassen. Es ist wider jede Logik, dass an der Spitze ein, übrigens auch ehrenamtlicher, Landespräsident stehen muss.

Anforderungsprofil

Ein Präsident sollte repräsentieren, unfallfrei Interviews geben, wirtschaftlich unabhängig und vernetzt sein, Kontakte zum Weltverband Fifa und zum europäischen Verband Uefa haben und pflegen. Und er sollte sich verständigen können. Englisch zu sprechen und zu verstehen sollte im künftigen Anforderungsprofil relativ weit oben stehen.

Bis Ende Mai wird ein Vizepräsident interimistisch den Laden führen. Die Einberufung einer Hauptversammlung bedarf Fristen. Es geht nun darum, einen geeigneten Kandidaten zu finden. In Österreich, dem Land des Föderalismus, werden halt wieder die Landespräsidenten die Letztentscheidung haben.

Es gibt Indizien, dass sie diesmal nicht einen (eine ist kein Thema) aus dem eigenen Kreis wählen, somit auf einen Teil ihrer Macht verzichten. Amateure könnten sich professionalisieren. Passiert das, hat Milletich Sinn ergeben. (Christian Hackl, 1.2.2023)