Ein Mikrofon in den neuen Radiostudios auf dem Küniglberg.

Foto: Robert Newald

Gemeinsam lassen Österreichs Privatradios inzwischen den ORF-Sender Ö3 beim Publikum unter 50 merklich hinter sich: Die von der RMS vermarkteten Privatsender kommen im neuen Radiotest auf 42 Prozent aller gehörten Radiominuten 2022 beim jüngeren Publikum, Ö3 auf 35 Prozent. Vor einem Jahr stand das Match nach Marktanteilen bei der Werbezielgruppe noch 39 zu 37 für Ö3.

Beim Gesamtpublikum liegen Ö3 und die in der RMS versammelten Privatsender im Gesamtjahr 2022 gleichauf bei 29 Prozent Marktanteil – das ist der Anteil an allen gehörten Radiominuten.

Minus vier bis fünf Prozentpunkte Marktanteil für ORF-Radios

Die ORF-Radios insgesamt aber – also Ö3, Ö1, FM4 und die Bundesländersender – kommen laut am Donnerstag veröffentlichtem Radiotest auf einen Marktanteil von 68 Prozent (2021: 72) beim Gesamtpublikum und 55 Prozent nach 60 im Vorjahr beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren.

Die Radiomarktanteile im Überblick in beiden Zielgruppen:

Das Auf und Ab der Radioreichweiten

Welche Sender konnten 2022 gegenüber 2021 statistisch signifikant Hörerinnen und Hörer zulegen, welche haben im Jahresvergleich verloren? Das zeigen die von GfK für den Radiotest ausgewiesenen statistisch signifikanten Veränderungen der Reichweiten.

Ab zehn Jahren: Privatradios legen zu, ORF-Sender verlieren

Beim Gesamtpublikum ab zehn Jahren verloren die ORF-Radios insgesamt an Reichweite sowie regional einige Ländersender wie Radio Niederösterreich. FM4 konnte indes bundesweit signifikant zulegen.

Zugelegt haben die in der "RMS Top" vermarkteten Privatsender insgesamt bundesweit, auch die gemeinsam ausgewiesenen Fellner-Sender Radio Austria und Antenne Salzburg und Tirol.

Statistisch signifikante Veränderungen beim Gesamtpublikum im Überblick:

Publikum von 14 bis 49

Beim Publikum unter 50 Jahren hören im Jahresvergleich etwas mehr Menschen Radio, sagt der Radiotest – die Reichweite insgesamt stieg von 69,7 auf 71,7 Prozent.

Die ORF-Radios insgesamt blieben bundesweit in dieser Zielgruppe stabil, Ö1 verlor beim jüngeren Publikum. Auch hier legten die Fellner-Radios gemeinsam signifikant zu.

Statistisch signifikante Veränderungen beim Publikum unter 50 im Überblick:

ORF erarbeitet Flottenstrategie – von FM4 bis Ö1

Der ORF lud Ende Jänner seine Radiochefinnen und Radiochefs zu einer Klausur als Auftakt für die Erarbeitung einer neuen Flottenstrategie, über die zuerst Horizont.at berichtete. Die Herausforderungen der ORF-Radios benannte Radiodirektorin Ingrid Thurnher im September 2022 im STANDARD-Interview:

Ö3 müht sich in seiner großen Breite, auch jüngeres Publikum zu erreichen, das der private Konkurrent Kronehit erfolgreich bespielt. Thurnher bestätigte ORF-interne Überlegungen, FM4 könnte zu einem "jüngeren Ö3" werden (und so die tragende kommerzielle Säule des ORF, Ö3 mit mehr als 50 Millionen Euro Werbeeinnahmen pro Jahr, absichern).

Bei Ö1 wiederum wünschte sich Thurnher mehr Wortanteil und "weniger Köchel-Verzeichnis" am Morgen. Die Morgenfläche zwischen den "Journalen" wurde – mit weniger Moderatorinnen und Moderatoren – inzwischen von "Guten Morgen Österreich" in "Guten Morgen mit Ö1" umbenannt.

Damalige – und inzwischen großteils zurückgenommene – Sparüberlegungen für Ö1 und Positionierungsideen für FM4 lösten heftige Proteste aus.

Radiodirektorin Thurnher kündigte Entscheidungen über die künftige Positionierung der ORF-Radios bis Mitte 2023 an. (Harald Fidler, 2.2.2023)