Wartet man bei Schmerzen zu lange, besteht die Gefahr, dass sie chronisch werden. Deshalb sollte man möglichst bald zum Arzt gehen – und sich regelmäßig bewegen.

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Schmerzen sind etwas, was man keinem wünscht. Vor allem keine chronischen. Wer einmal über längere Zeit damit konfrontiert war, weiß, was das bedeutet. Schlaf, Lebensqualität und Laune leiden darunter. Doch eine von fünf Personen leidet unter chronischen Schmerzen, der Rücken ist besonders oft betroffen. Von chronischem Schmerzsyndrom spricht man, wenn Schmerzen über drei bis sechs Monate präsent sind oder immer wieder kommen und die Betroffenen körperlich, psychisch oder sozial beeinträchtigen.

Um der zermürbenden Empfindung zu entkommen, gibt es drei Säulen der Therapie. Am Anfang jeder Behandlung sollten Schmerzlinderung und Entzündungshemmung stehen. Denn Schmerz ist ein sehr komplexes Syndrom, in akuten Phasen ist es oft nötig, ihn medikamentös zu bekämpfen, damit er gar nicht erst chronifizieren kann. Deshalb sollte man unbedingt rechtzeitig zum Arzt gehen. In weiterer Folge können physiotherapeutische Therapien und Kuren helfen, den permanenten Schmerz in den Griff zu bekommen. In schweren Fällen ermöglichen sie überhaupt erst wieder die dritte Säule, eine Bewegungstherapie. Auf einer Kur werden unter ärztlicher Aufsicht und mit speziellen Therapieangeboten Schmerzen und Entzündungen kuriert, Betroffene erlernen spezielle Bewegungstherapien, denn Mobilisation ist enorm wichtig.

Kur für langanhaltende Linderung

Hat man die Möglichkeit zur Kur, bietet das mehrere Vorteile. "Kurorte verfügen im Normalfall über ortsgebundene Heilmittel, die nebenwirkungsfrei und sehr gut gegen Schmerzen helfen", erklärt Bertram Hölzl, wissenschaftlicher Berater des Gasteiner Heilstollens. Dort wird eine Radontherapie umgesetzt. Beim Zerfall von Radon entstehen Alphastrahlen, die in niedrigen Dosen entzündungslindernde und schmerzhemmende Eigenschaften haben. Das hilft vor allem bei Erkrankungen von Haut und Bewegungsapparat wie Schuppenflechte, Rheuma, Morbus Bechterew oder auch Fibromyalgie, einem generellen chronischen Schmerzsyndrom.

Die Radonexposition – ein radioaktives Gas, das auch natürlich fast überall auf der Welt vorkommt und dem wir in sehr geringem Ausmaß immer wieder ausgesetzt sind – ist dabei kurz und konzentriert. "Im Rahmen einer ambulanten Kur fährt man mit einem Zug in den Stollen und verbringt dort drei- bis viermal pro Woche etwa eine Stunde", erklärt Hölzl. Die langanhaltenden schmerzlindernden Effekte der Radontherapie wurde in mehreren Studien bestätigt.

Eine große Überblicksarbeit, die im International Journal of Molecular Science erschienen ist, schätzt potenzielle Nebenwirkungen für die Gesundheit einer therapeutischen Radontherapie als vernachlässigbar ein, da es sich um kurze, gezielte Exposition bei niedriger Dosis handelt. Insgesamt bleibt die Strahlenbelastung dabei deutlich unter der laut Strahlenschutz erlaubten Gesamtdosis für Arbeitnehmer. Die Therapie, die bei Bewilligung auch von der Kasse übernommen wird, verbessert dafür nicht nur die Lebensqualität, viele können dadurch auch Schmerzmittel reduzieren, und sie macht auch physiotherapeutische Maßnahmen gegen den Schmerz oft überhaupt erst wieder möglich.

Mit Sport gegen den Schmerz

Sportliche Aktivität ist deshalb so wichtig, weil sie Schmerzen lindern kann, Verspannungen lösen sowie Kraft und Lebensqualität zurückbringen. Doch gerade chronisch Schmerzbetroffene neigen dazu, sich weniger zu bewegen. Das Ruhigstellen verschlimmert aber auf Dauer die Symptome nur, Muskeln werden abgebaut, Gelenkkapseln und Sehnen ziehen sich zusammen. Schonhaltungen führen zudem zu schmerzhaften Verspannungen.

Grundsätzlich gilt: Bewegung ist meist keine Gefahr für Patienten mit Schmerzen, doch die richtige Intensität ist wichtig. Und Betroffene sollten lernen, auf ihren Körper zu hören und ihr Training dementsprechend anpassen. Wer es aber schafft, am Ball zu bleiben, profitiert von vielen positiven Effekten. Durch Bewegung und Dehnung werden Verspannungen gelockert, die dann nicht mehr auf Schmerzsensoren im Muskelgewebe drücken. Und während Stress Schmerzen verstärkt, nehmen sie durch sportliche Aktivität ab. (kru, 3.2.2023)