Die Kritik an der Raiffeisen Bank International (RBI) wird lauter. Trotz des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine macht die Bank in Russland weiter munter ihre Geschäfte. Die Ukraine hat gerade erst eine russische Leasingtochter von Raiffeisen auf die Sanktionsliste gesetzt, um den Druck zu erhöhen, und auch in Österreich verstehen viele nicht, warum sich die RBI nicht zurückzieht.

Es gibt gute Gründe für die RBI, in Russland zu bleiben.
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Doch mit Moralisieren allein lässt sich weder eine Bank führen noch kluge Sanktionspolitik gestalten. Es gibt gute Gründe für die RBI in Russland zu bleiben. So könnten die Giebelkreuzler aktuell ihre Tochter nur verschenken. Kein ausländisches Unternehmen würde angesichts der Sanktionen eine große Bank in Russland kaufen wollen. Als Erwerber blieben nur Russen übrig, die wissen, unter welchem Druck die RBI steht: Sie könnten den Preis diktieren. Die Bank würde bei einem Oligarchen im Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin landen. So war es bei der französischen Société Générale, als diese im Frühjahr ihre Tochter Rosbank veräußerte.

Putin würde damit ein bestens funktionierendes Kreditinstitut geschenkt bekommen. Immerhin stammen 60 Prozent des gesamten RBI-Gewinns aus Russland, 2,2 Milliarden Euro. Die RBI müsste dafür beim Notverkauf Kapital abschreiben, also Verluste einstecken. Ob es nicht sowieso dazu kommt, wird sich zeigen. Aktuell ist Abwarten die beste Strategie. (András Szigetvari, 1.2.2023)