Nächster Akt in Marcel Sabitzers Karriere.

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Man möchte es ihm zuflüstern, einen Tipp aus der Zukunft geben. Aber dafür müsste man in die Vergangenheit reisen, an diesen Nachmittag des 27. Juni 2007 im Wiener Franz Horr Stadion. Damals hatte der 13-jährige Marcel Sabitzer gerade die Sporthauptschule Weiz mit zwei Treffern zum Schülerligatitel geschossen.

Beim Interview mit ORF-Mann Martin Lang im Austria-Stadion, das heute Generali Arena heißt, steht er ohne Shirt, immer wieder bricht der steirische Dialekt durch, er gibt sich fast Mühe, schön zu reden: "Ich hoffe, dass ich in der T-Mobile-Bundesliga spü." Und: "Und dann ins Auslond hoit a no komm."

Keiner der beiden konnte damals ahnen, wie weit oben der junge Kicker einmal landen würde. Fast 16 Jahre später wurde bekannt, dass der heute 28-Jährige als erster Österreicher zu Manchester United wechselt. Sabitzer ist neben David Alaba derzeit der wohl bekannteste Fußballexport Österreichs, Manchester United zählt zu den größten Fußballklubs weltweit, die Heimstätte Old Trafford wird nicht umsonst "Theatre of Dreams" genannt. Randnotiz: Sabitzer ist nur ausgeliehen, im Sommer sollte er retour zu seinem Arbeitgeber Bayern München – bei Gott auch kein Dorfverein.

Der Vater, ein Knipser

Sabitzer wächst in der Steiermark auf, Vater Herfried war selbst Kicker, ein Knipser. Der Judenburger brachte es auf sechs Einsätze im Nationalteam, stürmte für Salzburg, den LASK und den GAK. Die weitaus größere Karriere machte aber Sohn Marcel: Erste Profieinsätze gab er für die Admira, ehe er über Rapid bei Leipzig landete. An Salzburg ausgeliehen wurde er 2015 österreichischer Doublesieger, in Deutschland etablierte er sich, schoss Traumtore. 2021 wechselte er zum FC Bayern, wo er sich nicht unbedingt durchsetzen konnte.

Je weiter die Karriere voranschritt, desto weiter rückte Sabitzer nach hinten: Auf dem Platz ist der Offensivspieler nun im Zentrum angekommen und beweist dort Übersicht, Zweikampfstärke und präzises Passspiel. Vom steirischen Dialekt ist nichts mehr zu hören. Die lange Zeit in Deutschland prägte auch sprachlich. Sabitzer wurde reifer, stellte Egomanie und übertriebenen Ehrgeiz hintenan: "Ich bin keiner mehr, der ständig jemanden zusammenfaltet." Für Österreichs Nationalteam erzielte er in 68 Einsätzen zwölf Tore.

Dennoch: Immer wieder wird dem Mann, der mit langen Haaren, Kinnbart und Schnauzer an einen Musketier erinnert, Überheblichkeit unterstellt. Das ist im Fußball keine Seltenheit. Seine Verlobte Katja Kühne, Siegerin der TV-Serie The Bachelor 2014, brachte 2019 Tochter Mary Lou zur Welt. Nun beginnt für den Papa im Theater der Träume der nächste Akt. (Andreas Hagenauer, 1.2.2023)