Mit dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen schließt sich Österreich den meisten europäischen Staaten an, die den Seuchen-Ausnahmezustand nach drei Jahren beenden. Das erscheint vernünftig – vorausgesetzt, die weitere Virusentwicklung wird wie angekündigt eng überwacht.

Wer die Impfung ablehnt, fühlte sich durch die Pflicht besonders stark in seiner oder ihrer Freiheit eingeschränkt.
Foto: IMAGO/Bernd Günther

Vorbei ist die Corona-Krise aber damit nicht. Die Normalisierung löscht die Folgen des politischen Umgangs mit der Virusgefahr keineswegs aus. Das zeigte sich nach der niederösterreichischen Landtagswahl am Sonntag, als Befragte in bislang ÖVP-dominierten Orten die Corona-Impfpflicht als Grund nannten, diesmal die bei diesem Thema verschwörungstheoretisch argumentierende FPÖ zu wählen.

Besagte Impfpflicht wurde im Jänner 2022 eingeführt und im Juli 2022 wieder abgeschafft. In der kurzen, konfliktreichen Zeit ihres Bestehens überfiel außerdem Russland die Ukraine, die Gaskrise brach aus, die Teuerung nahm Fahrt auf. Wie ist angesichts dessen zu erklären, dass vielen Menschen aus dieser Zeit just die Impfpflicht derart negativ in Erinnerung blieb?

Vielleicht hat es damit zu tun, dass von allen Verwerfungen des Jahres 2022 die Impfpflicht Einzelnen körperlich am nächsten kam. Wer die Impfung ablehnt, fühlte sich durch die Pflicht besonders stark in seiner oder ihrer Freiheit eingeschränkt. Das sollte, auch selbstkritisch, eine Lehre sein – dass einer Bevölkerung eine lebensrettende Maßnahme so nicht nahegebracht werden kann. Besser nicht als Pflicht! (Irene Brickner, 2.2.2023)