Jedes Jahr sterben in Österreich hunderttausende Vögel durch Kollisionen mit Fensterscheiben.

Foto: imago images/Karina Hessland

Vögel haben ein Problem mit Glas: Entweder sie werden davon durch reflektiertes Sonnenlicht geblendet – oder sie können die Scheiben in ihrem Vogelalltag praktisch nicht erkennen. Indem sie sich im freien Flug auf ein anvisiertes Ziel glauben, das in Wahrheit nur von einer Verglasung gespiegelt wird, prallen Vögel häufig mit hoher Geschwindigkeit gegen große Fenster, Wintergärten, Haltestellen oder Lärmschutzflächen.

Unerkannte Glasscheiben stehen weit oben auf der Liste möglicher Todesursachen in der Vogelwelt. In Deutschland – so schätzt der dortige Naturschutzbund – sterben jährlich rund 18 Millionen Tiere durch Vogelschlag an Glasscheiben. Hochrechnungen der deutschen staatlichen Vogelschutzwarten kommen sogar auf über 100 Millionen. In Österreich dürften es einige Hunderttausend Vögel pro Jahr sein.

Greifvogelsilhouetten eher nicht

Zum Glück für die gefiederten Bruchpiloten gibt es verhältnismäßig einfache Lösungen, um die Gefahr zumindest zu reduzieren: Um Glasflächen für Vögel sichtbarer zu machen, reichen schon entsprechende Aufkleber, die man an den Fenstern anbringen kann. Wer nun an die typischen Greifvogelsilhouetten denkt, ist allerdings schlecht beraten. Die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) studiert seit Jahren die unterschiedlichen Maßnahmen zur Verhinderung von Vogelschlag. Eines hat sich dabei vor allem gezeigt: Etiketten in Form von Raubvögeln sind weitgehend unwirksam.

Vertikale Linienmarkierungen und kontrastreiche Muster, am besten in Farben, die man auch in der Dämmerung erkennt, hielten die Vögel dagegen laut den standardisierten Flugtunnelversuchen der WUA-Forschenden recht gut von den Glasscheiben fern. Selbst wenn eine Scheibe nur zu sieben Prozent von den Aufklebern bedeckt ist, lässt sich ein effizienter Schutz erzielen.

Es kommt vor allem darauf an, wie man die Markierungen verteilt. Hier hat sich die Handflächenregel bewährt: Da kleine Singvögel es gewohnt sind, auch durch Lücken im Geäst hindurchzufliegen, sollten die Abstände zwischen den Vogelschutzmarkierungen nicht größer als eine Hand breit sein. Die Farbe Orange hat sich bei den Versuchen als besonders wirksam erwiesen, sie wurde am besten von den Vögeln wahrgenommen.

Innen hilft wenig

All das nutzt freilich wenig, wenn man die Aufkleber auf der falschen Seite der Scheibe anbringt: Für die Vögel macht es nämlich sehr wohl einen Unterschied, ob sich die Markierungen außen oder innen befinden, wie eine Studie aus den USA nun beweisen konnte.

Vielfach ist der Wille vorhanden, den Vogelschlag durch Aufkleber zu unterbinden, aber weil die Anbringung der Markierungen an der Außenseite insbesondere bei höheren Gebäuden deutlich kostspieliger und logistisch schwierig ist, geht die Entscheidung häufig Richtung Innenvariante. Ein Team um John P. Swaddle vom William & Mary's Institute for Integrative Conservation (Virginia, USA) zeigte nun, dass man damit den Vögeln kaum hilft.

Für ihre Untersuchung testeten die Forschenden zwei verschiedene Folien, mit denen man bereits zuvor gute Erfahrungen gemacht hatte, und brachte sie innen oder außen an einer doppelt verglasten Scheibe an. Bei den kontrollierten Flugversuchen in einer großen Voliere gelang es dem Team, die Wirkung der Fensterfolien auf das Vermeidungsflugverhalten zu isolieren. Mit sehr feinen Netzen sorgten die Forschenden dafür, dass keiner der gefiederten Versuchsteilnehmer zu Schaden kam.

Rollos und ungeputzte Fenster

Das im Fachjournal "Peer J" veröffentlichte Ergebnis zeigte, dass auf der Innenseite der Fenster angebrachte Schutzmaßnahmen kaum einen Effekt auf die Vögel hatten. Dagegen verringerten die Folien auf der Außenfläche die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes signifikant. "Viele Menschen wollen die Vögel vor Kollisionen mit Fensterscheiben bewahren", sagte Swaddle. "Am besten hilft man ihnen dabei, wenn man die Fensterfolien auf der Außenseite anbringt."

Aber selbst ganz ohne Folienmaßnahmen kann man im Eigenheim akut etwas gegen den Vogelschlag tun: Weniger Licht in Innenräumen reduziert bereits das Anflugrisiko. Auch Helle, von außen gut sichtbare Gardinen, Jalousien, Rollos können beim Verhindern von Kollisionen helfen. Und nicht zuletzt: Ungeputzte Fenster fallen auch den Vögeln auf. (tberg, 3.2.2023)