Florian Teichtmeisters Gewaltfantasien sollen seinem Umfeld bekannt gewesen sein, berichtet eine Ex-Kollegin.

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Wien – Kommenden Mittwoch, 8. Februar, wird sich der Schauspieler Florian Teichtmeister vor Gericht wegen des eingestandenen Besitzes von Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger verantworten. Der Fall hat in der Kulturbranche die generelle Frage aufgeworfen, ob und, wenn ja, wie sehr im künstlerischen Arbeitsumfeld Fehlverhalten toleriert wird.

Auf Puls 24 äußerte sich bei Moderatorin Corinna Milborn nun eine ehemalige Schauspielkollegin und Bekannte Teichtmeisters anonym zu dem Fall. Die Frau, die 2016 den Kontakt zu Teichtmeister abgebrochen habe, meinte, dass "vielen" in der Branche und in Teichtmeisters Umfeld zumindest bekannt gewesen sei, dass dieser ein Problem mit häuslicher Gewalt habe.

"Vielen in der Branche war bekannt, dass häusliche Gewalt bei ihm ein Thema war", sagte sie. Er habe vor Kollegen durchaus damit "geprahlt" – und auch damit, dass er das als "Kick" brauche. Eine entsprechende Anzeige von Teichtmeisters Ex-Partnerin, die letztlich zu dem Fund der Kindesmissbrauchsdarstellungen führte, wurde allerdings fallen gelassen.

Weiters berichtete die anonyme Schauspielerin, Teichtmeister habe bei Theaterproben in den Pausen auf seinem Handy gespeicherte Gewaltpornos und Splattermovies mit Kollegen geteilt – ob es sich dabei um legale oder illegale Videos handelte, dazu äußerte sich die Schauspielerin nicht.

"Chauvinistische Direktoren"

Über generelle Missstände in der Branche meinte die Schauspielerin, dass "immer noch ältere, chauvinistische Direktoren vorherrschend" seien und junge Kolleginnen und Kollegen oft entmenschlicht und mit derben Witzen sexualisiert würden. Missstände würden auch oft weggelacht.

Zudem gebe es sehr veraltete Lehrmethoden in der Ausbildung, bei denen Menschen "gebrochen" würden. Als Beispiel für den Umgang mit Widerspruch berichtete die Schauspielerin, dass ihr als Reaktion auf eine Belästigung einmal gesagt worden sei: "Wir sind kein Haus der Menschlichkeit, wir sind ein Theater."

Einen Lösungsansatz zur Behebung von Missständen auch im MeToo-Bereich sieht die Schauspielerin darin, dass es "mehr junge Frauen in dieser Branche" brauche, "die gesehen und gehört werden". Außerdem brauche es bessere Unterstützung durch Gewerkschaft und Vertrauensstellen. Sie sei überzeugt davon, dass "man Kunst schaffen kann ohne Degradierung". (Stefan Weiss, 2.2.2023)