Die OMV-Raffinerie in Schwechat arbeitet nach der Havarie im Vorjahr wieder unter Hochdruck.

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Der Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV spielt in einer Liga mit Exxon Mobil, Chevron, BP, Shell oder Total Energies: Mit 5,2 Milliarden Euro hat Österreichs größter Industriekonzern im Geschäftsjahr 2022 einen Rekordjahresgewinn erzielt. Das ist in absoluten Zahlen zwar weniger, als die aufgezählten, viel größeren Multis erwirtschaftet haben. In Relation zum Umsatz befindet sich die OMV aber allemal auf Augenhöhe mit ihnen.

Das Rekordergebnis kommt nicht überraschend. Es sind vor allem die hohen Öl- und Gaspreise, die die Kassen der Mineralölkonzerne lauter klingeln ließen denn je, auch und gerade jene der OMV. Zwar haben sich die Preise, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine steil nach oben gegangen waren, inzwischen von ihren Höchstständen entfernt. Vor allem Gas könnte sich nach Expertenmeinung aber nochmals verteuern, sollte Chinas Konjunktur anspringen.

Die exorbitant hohen Gewinnerwartungen haben Ende des Vorjahrs die Politik auf den Plan gerufen. Das Ergebnis zum Teil recht kontroversieller Diskussionen, wie man die Gewinne beschneiden könnte, war unter anderem die Einführung einer Solidaritätsabgabe. Sie wird im Fall der OMV rückwirkend zum 1. Juli 2022 eingehoben.

Investitionen

Ist der aktuelle Gewinn mehr als 20 Prozent höher als der Durchschnittsgewinn der Jahre 2018 bis 2021, kassiert der Fiskus vom darüber liegenden Teil 40 Prozent, steht im Regierungsbeschluss. Abhängig davon, ob Investitionen in erneuerbare Energien nachgewiesen werden können, reduziert sich die Abgabe auf bis zu 33 Prozent.

Die OMV konnte sich derartige Investitionen steuermindernd anrechnen lassen, etwa für Investitionen in das Reoil-Projekt (Gewinnung von Rohöl aus Plastikbechern und anderen Kunststoffabfällen) oder eine Elektrolyse. Für die infrage kommenden Monate Juli bis Dezember 2022 beläuft sich die Solidaritätsabgabe der OMV auf rund 90 Millionen Euro, wie Generaldirektor Alfred Stern bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag bekanntgab. Weil sich die Abgabe heuer auf das ganze Jahr erstreckt, dürfte es 2023 etwa doppelt so viel sein.

Eine Milliarde an den Staat

Erfasst von der Abgabe sind nur die Energieaktivitäten der OMV im Inland, wozu das Raffineriegeschäft in Schwechat sowie die Explorations- und Produktionsarbeiten der Österreich-Tochter in Gänserndorf (NÖ) gehören. Das Tankstellen- und Handelsgeschäft sind ausgenommen; in Rumänien, wo die OMV über ihre Tochter Petrom theoretisch auch zur Kasse gebeten werden könnte, ist das Gesetz so formuliert worden, dass die OMV keine Sondersteuer zahlen muss.

Auch wenn 90 Millionen Euro nach vergleichsweise wenig klingen: insgesamt profitiert die Republik Österreich als 31,5-Prozent-Eigentümerin der OMV im Ausmaß von knapp einer Milliarde von deren Aktivitäten. Das ist auf eine deutlich höhere Dividende zurückzuführen, die das Unternehmen vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung ausschütten wird: eine von 2,30 auf 2,80 Euro je Aktie erhöhte Dividende plus eine Sonderdividende von 2,25 Euro, macht in Summe 5,05 Euro je Aktie. Dem Staat stehen davon gut 520 Millionen Euro zu, etwa 300 Millionen kommen aus dem in Österreich zu zahlenden Förderzins plus diverse Steuern hinzu, 90 Millionen aus der Solidaritätsabgabe.

Gas-Taskforce weiter aktiv

Was die Gasbevorratung für den kommenden Winter betrifft, gibt die OMV leichte Entwarnung. Die Speicher seien noch immer gut gefüllt. Noch immer komme Gas aus Russland, derzeit sogar 100 Prozent der vereinbarten Menge. Die im Vorjahr eingerichtete Gas-Taskforce sei seit Wochen dabei, neue Gasquellen für Österreich aufzumachen und die Lieferrouten zu diversifizieren. (Günther Strobl, 2.2.2023)