Die eine lebenslange Vollzeitstelle bei einem Unternehmen – dieses Modell im Arbeitsleben läuft aus.

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Fachkräftemangel, Personalmangel: Täglich kommen neue Meldungen herein. Nicht nur der Gesundheitsbereich ist dadurch bereits von einer Reduktion der Leistungen betroffen, Organisationen müssen nicht nur wegen fehlender IT-Fachleute fürchten, dass sie den Anschluss, die Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Fast jede Personalabteilung sucht nach Kundigen für die Lohnverrechnung. In der Buchhaltung herrscht Mangel, in den Admin-Abteilungen fehlen die Arbeitskräfte. Der Finanzsektor beklagt zunehmende Lücken im Controlling – laut der Managementberatung Horváth ist dort aktuell jede zehnte Stelle unbesetzt. Finanzvorstände erwarten eine Verschlimmerung dieser Not und werten den Personalmangel als größtes mittelfristiges Risiko.

Drei wesentliche Ursachen werden dafür genannt: die demografische Kurve, also weniger Nachwuchs. Hohe Teilzeitquoten und der Wunsch nach weniger Arbeitszeit. Und das neue Selbstbewusstsein der Fachleute. Sie akzeptieren nicht mehr alle Bedingungen.

Was löst die Jobmisere?

Weder Zauberfeen noch Chat GPT werden das schnell ändern. "Potenziale heben" heißt es dann. Etwa den Teilzeitarbeitenden mehr Stunden schmackhaft machen und Ältere länger im Erwerbsleben halten. Zwei wichtige Ansätze.

Aber völlig vergessen werden in der Mangeldiskussion die alten Korsette, die gar nicht mehr passen. Denn: Was werden Firmen angesichts des zunehmenden Personalmangels tun? Sie müssen ihre Strukturen in der Arbeitsorganisation anpassen – sie werden wahrscheinlich eine kleinere Kernbelegschaft etablieren, die umgeben ist von Freelancern, welche jeweils hinzugezogen werden. Ohne jahrelange oder gar lebenslange Loyalität. Einfach nur, um ihre Expertise dann zu verkaufen, wenn sie gefragt ist.

Das ist kein Modell für alle. Aber für manche Menschen. Einem solchen flexiblen Selbstständigentrupp über Altersgrenzen hinweg stehen aber die Systeme entgegen, etwa: Zuverdienstgrenzen in der Korridorpension. Doppelversicherungspflicht für ASVG-Angestellte, die auch eine Einkommensteuernummer haben. Vorauszahlungen im SVA-System, die oftmals abschrecken.

Angesichts der gerade stattfindenden großen Transformation in der Arbeitswelt gehören diese Systeme auf den Diskussionstisch: Was wollen, was können wir daran ändern? Welche Öffnung ist sinnvoll? Was brauchen wir, um selbstbestimmt unsere Expertise anbieten zu können und dennoch abgesichert zu sein? (kbau, 5.2.2023)