Paul Frey, Geschäftsführer des Kunsthistorischen Museums, ist nebenbei Rektor einer Privatschule.

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Nahezu alle Direktorinnen und Chefs der Bundesmuseen haben zusätzlich zu ihren Hauptjobs auch den einen oder anderen Nebenjob. Solche in der Privatwirtschaft gehören dabei zur Ausnahme: wie im Fall von Paul Frey, seit 16 Jahren wirtschaftlicher Geschäftsführer des KHM-Museumsverbands, der seit Herbst 2021 nebenbei auch dem Institut Neulandschulen als Rektor vorsteht. Eine rein "repräsentative und ausschließlich privat ausgeübte" Funktion, wie Frey gegenüber dem STANDARD noch im Dezember betonte.

Jetzt liegen dem STANDARD Informationen vor, die von dieser Darstellung abweichen. Bei den Neulandschulen handelt es sich um katholische Privatschulen, in denen rund 2.300 Kinder und Jugendliche vom Kindergarten über die Volksschulzeit bis zur Matura begleitet und in Tagesheimen betreut werden – von mehr als 150 angestellten Mitarbeiterinnen und weiteren etwa 300 Pädagogen, die als Leihpersonal beschäftigt werden.

3.600 Euro für zehn Wochenstunden

Die Arbeitszeit von Paul Frey für das Institut Neulandschulen beläuft sich offiziell auf zehn Wochenstunden, wofür Frey ein monatliches Bruttogehalt von 3.600 Euro bezieht. Inklusive Sonderzahlung beschert ihm dieser Nebenjob, den "ich in meiner Freizeit vom KHM-Museumsverband erledige", so Frey, also jährlich etwas mehr als 50.000 Euro.

Im Frühjahr 2022 kam es zu einer Veränderung an dem Institut. Konkret beschlossen das Institut, dessen Kuratorium und der Trägerverein, künftig ohne die Hierarchieebene der Geschäftsführung auszukommen, wie Paul Frey auf aktuelle Anfrage bestätigt. Damit hatten sich die Funktionen der pädagogischen Geschäftsführung sowie die der technischen für Gebäude erübrigt.

Fungiert Paul Frey also nun zusätzlich zu seiner Verantwortung als Rektor auch als Geschäftsführer der Neulandschulen? Nein, versichert er. "Der vormalige technische Geschäftsführer blieb in vollem Aufgabenumfang als Abteilungsleiter angestellt", auch habe sich dessen Aufgabenportfolio nicht geändert. Die pädagogische Geschäftsführerin habe das Institut verlassen, erklärt Frey, die Leitung der Schulen, Kindergärten und Tagesheime obliege den jeweiligen Direktorinnen und Direktoren. Eine operative Involvierung schließt er aus.

Unterschriftenmappen ins Museum

Die Vertretung nach außen bringe es allerdings mit sich, dass Frey laufend Dokumente zu unterzeichnen und Schriftverkehr zu führen habe. Seit Sommer 2022 gebe es daher eine Assistentin der Institutsleitung, die ihm Unterschriftenmappen ins Museum bringe oder abhole und mit der er Termine abstimme.

Die als wirtschaftlicher Geschäftsführer des Kunsthistorischen Museums (KHM) aufgewendete Zeit schätzt Paul Frey auf 60 bis 70 Stunden wöchentlich, das Jahresgehalt für diese Tätigkeit betrug im Jahre 2021 stolze 225.453 Euro brutto. Im Vorfeld seines Antritts als Rektor der Neulandschulen, betont Frey, habe er einige andere Funktionen zurückgelegt, "um zeitliche Kapazitäten zu schaffen und meine Arbeit im KHM-Museumsverband im Hinblick auf ihre Wirksamkeit nicht zu beeinträchtigen". Vom Kuratorium unter dem Vorsitz von Ulrike Baumgartner-Gabitzer, frühere Nationalratsabgeordnete (ÖVP) und bis 2018 Vorstandsvorsitzende der Austrian Power Grid, habe er ebenso wie vom Ministerium zuvor die Genehmigung bekommen.

Haag-Nachfolge ausgeschrieben

Paul Frey war von Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer erst vergangenes Jahr als wirtschaftlicher Geschäftsführer des KHM-Museumsverbands um weitere fünf Jahre bis März 2027 verlängert worden. Wen er als wissenschaftliche Geschäftsführerin oder wissenschaftlichen Geschäftsführer ab Jänner 2025 beigestellt bekommt, wird sich bis Juni klären. Bewerbungen für diese seit Anfang der Woche ausgeschriebene Funktion sind bis 13. März möglich.

Sabine Haag wird sich nicht um eine weitere Amtszeit bewerben. Sie hofft allerdings, unter anderem noch eine Generalsanierung des KHM auf Schiene zu bringen, die mindestens 300 Millionen Euro schwer wäre. (Olga Kronsteiner, 3.2.2023)