Die Notenbanken müssen die Zinsen anheben, um gegen die Inflation anzukommen. Das tut all jenen weh, die einen variabel verzinsten Kredit haben.

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Lange hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation unterschätzt, dafür stellt sie mittlerweile kurz nach einer Zinserhöhung schon die nächste in Aussicht. Diese Woche hob die Notenbank den Leitzins von 2,5 auf drei Prozent, im gleichen Tempo wird es wohl auch im März weitergehen.

Trotz klarer Worte der EZB-Präsidentin Christine Lagarde haben die Märkte durchaus positiv reagiert. Abgesehen von Österreich zeigen die Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung mittlerweile aber auch Wirkung. Von alleine vorübergehen, wie einige Notenbanker erwartet hätten, tut sie nicht, aber Geldpolitik funktioniert. Im Euroraum ging die Teuerungsrate im Jänner zurück, nur hierzulande stieg sie laut Statistik-Austria-Schnellschätzung auf 11,1 Prozent. Das dürfte, wie berichtet, mit den Gießkannen-Subventionen der Bundesregierung zusammenhängen.

Sparen wieder modern

Unterdessen feiern aus der Mode gekommene Sparformen wie Bausparer und Sparkonten ein Comeback. Für einen Bausparvertrag bekommen Kunden laut einer Analyse des Vergleichsportals Durchblicker derzeit drei Prozent fix oder mehr für die ersten zwölf Monate. Danach seien variable Zinsen von bis zu 4,25 Prozent möglich. Auch für Spareinlagen mit einem Jahr Bindung seien aktuell Zinsen bis zu drei Prozent drin – rund ein Drittel mehr als vor einem halben Jahr.

Dementsprechend ziehe auch die Nachfrage nach Bausparern und Sparkonten wieder deutlich an. Im Jänner seien über das Portal dreimal so viele Bausparverträge und sechsmal so viele Sparverträge abgeschlossen worden wie im Jänner des Vorjahres.

Potenzial bei Sparzinsen

Martin Spona, Leiter des Bereichs Consumer Finance bei Durchblicker, erwartet, dass auch Sparzinsen noch weiter steigen werden, von einer langfristigen Bindung bei Spareinlagen rät er dementsprechend momentan ab.

Von Sitzung zu Sitzung der EZB bitterer wird die Lage für jene Kreditnehmerinnen und -nehmer, deren Darlehen variabel verzinst ist. Mindestens drei Prozent Zinsen sind mittlerweile für Kredite zu berappen. Variabel verzinste Immobiliendarlehen hätten sich seit Jahresende sogar noch einmal um die Hälfte verteuert. Der Sechs-Monats-Euribor, der bei Hypothekarkrediten unterlegt ist, steht schon bei über drei Prozent. Das heißt, bei einem Kredit mit aufgeschlagenen zwei Prozent sind bereits fünf Prozent an Zinsen zurückzuzahlen.

Man kann davon ausgehen, dass der Euribor in naher Zukunft noch weiter anziehen wird. Dazu kommen strengere Vergabekriterien, weswegen die Zahl der neuen Immokredite massiv eingebrochen ist. Anders verhält es sich hingegen bei den Konsumentenkrediten, ungeachtet der gestiegenen Zinsen ist die Nachfrage verglichen zum Vorjahr sogar gestiegen.

Euro wieder stärker

Auch am Devisenmarkt schlägt sich das Verhalten der EZB nieder. Der Euro kostet inzwischen wieder 1,08 Dollar. Zur Erinnerung: Im Herbst war er vorübergehend unter die Parität gefallen, er war also weniger wert als die US-Währung. Diese Aufwertung hilft beim Versuch, wieder zum erklärten Ziel der Inflationsrate von zwei Prozent zurückzukommen. Umgekehrt hatte die Euro-Abwertung die Inflation befeuert.

Wie sieht es in den Vereinigten Staaten aus? Bekanntlich haben Jerome Powell und die US-Notenbank Fed den Kampf gegen die Inflation früher aufgenommen, drosseln dafür auch schon etwas das Tempo. Um einen viertel Prozentpunkt erhöhte die Fed Mitte der Woche den Leitzins, er liegt nun im Bereich zwischen 4,5 und 4,75 Prozent.

"Zwar konzentriert sich die Fed weiter auf die Bekämpfung der Inflation, aber so locker ist die Notenbank seit 2018/19 nicht mehr aufgetreten", sagt Laura Frost, Investmentexpertin im Anleiheteam von M&G. Man nähere sich dem Ende des Zinserhöhungszyklus. Die Hoffnung, einer Rezession zu entgehen, bleibt also aufrecht. (Andreas Danzer, 4.2.2023)