Der Rückgang der Inflation werde vor allem von der Preisentwicklung bei Dienstleistungen und Industriegütern abhängen, sagt Holzmann.

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Wien – Der Leitzins der Europäischen Zentralbank wird voraussichtlich noch bis ins dritte Quartal steigen. Das sei notwendig, da die Hauptinflationsrate in Österreich noch immer über zehn Prozent, in Europa über acht Prozent liege. Das sagte Nationalbankgouverneur Robert Holzmann am Freitagabend in der "ZIB 2". Derzeit liegt der Leitzins bei drei Prozent.

Die Nationalbank rechne mit einem Rückgang der Inflation bis zum Ende des Jahres. Unklar sei aber, wie sich die durch Erdölpreise der Vergangenheit angetriebenen Preise für Dienstleistungen und Industriewaren entwickeln. Wo der Wendepunkt für den Leitzins liegt – darauf will sich Holzmann nicht festlegen. Nur soviel: In den USA geht man von einem Spitzensatz von fünf Prozent aus (derzeit 4,50 bis 4,75 Prozent). In Europa werde man darunter bleiben.

Variable Kreditzinsen ein Problem für manche Haushalte, aber nicht für Banken

Variable Kreditzinsen werden bei manchen Privathaushalten durchaus für Schwierigkeiten sorgen, sagte Holzmann. Dass sich dadurch strukturelle Risiken für heimische Banken auf Grund von Kreditausfällen ergeben, erwartet er aber nicht, da er davon ausgeht, dass die Banken Kredite mit entsprechender Vorsicht vergeben haben.

Angesprochen auf die jüngst erhobenen Vorwürfe, die Nationalbank habe durch "Spekulationen" auf Aktien und Anleihen im vergangenen Jahr zwei Milliarden Euro Verluste eingefahren, ist Holzmann um Beruhigung bemüht. Die Nationalbank lege rund 12 Prozent ihres Portfolios in Aktien an, die diese langfristig größere Ertragsaussichten haben als Anleihen. Im Zuge des weltweiten Bärenmarkts an den Börsen seien die entsprechenden Werte 2022 gesunken – das aber entspreche der globalen Entwicklung. (miwi, 3.2.2023)