Im Westen Österreichs herrscht Lawinengefahr.

Foto: APA / Barbara Gindl

Bregenz/Innsbruck – In Kaltenbach (Zillertal) ist am Samstag ein 17-Jähriger unter einer Lawine ums Leben gekommen. Bereits am Vormittag war im Kleinwalsertal ein 55-Jähriger tot unter einer Lawine gefunden worden. Die Lawinenlage in Westösterreich sorgte am Samstag für viele Rettungseinsätze. Wintersportler waren allen Warnungen zum Trotz – es herrschte Warnstufe vier auf der fünfteiligen Skala – im freien Gelände unterwegs, mehrere Personen wurden bei Abgängen verschüttet und verletzt.

Allein in der Tiroler Leitstelle wurden bis 17.30 Uhr 30 Lawinenabgänge gemeldet, in elf Fällen mit (vermuteter) Personenbeteiligung. Bei dem Lawinentoten in Kaltenbach handelt es sich laut Polizeiangaben um einen 17-jährigen neuseeländischen Touristen. Er war allein im freien Skiraum unterwegs, gegen 12.15 Uhr wurde er von der Pistenrettung und Angehörigen tot aus dem Schnee geborgen. Im Kleinwalsertal war für einen deutschen Wintersportler ebenfalls jede Hilfe zu spät gekommen. Der seit Freitagabend abgängige 55-Jährige wurde am Vormittag im Bereich der Walmendinger Alpe tot unter einer Lawine entdeckt.

Die Lage war teilweise so heikel, dass die Retter ihren Einsatz abbrechen mussten. So wurden gegen 10.30 Uhr in St. Anton am Arlberg zwei Personen von einer Lawine verschüttet. Bei ihnen handelt es sich laut Polizei um einen 29-jährigen Skiführer und einen 33-jährigen österreichischen Gast. Ein weiterer, 64-jähriger Skigast wurde nicht mitgerissen. Die Suche nach den beiden Männern musste gegen 11.00 Uhr unterbrochen werden, weil der Bereich lawinengefährdet war. Die Personen bzw. ihr Lawinen-Piepser sei bei einem Hubschrauberüberflug geortet worden. Die Bergungsarbeiten sollten daher zunächst ab 15.00 Uhr fortgesetzt werden. Trotz erfolgter Sprengungen wurde die Situation aber weiter als zu gefährlich eingeschätzt, am Sonntag soll nun ab 7.30 Uhr ein weiterer Versuch unternommen werden.

Sondierung zu gefährlich

Ebenfalls erst am Sonntag fortgesetzt werden kann die Suche nach einem 62-jährigen Mann in Kaunerberg (Bez. Landeck). Als der Hund des Skitourengehers gegen 13.30 Uhr allein nach Hause kam, alarmierten Angehörige die Einsatzkräfte. Der Mann, der im Bereich Hohe Aifnerspitze unterwegs war, wird unter einem Lawinenkegel vermutet, der dort festgestellt wurde. Für eine Bodensuche war das Gebiet vorerst zu gefährlich.

In Warth am Arlberg wurde ein 15-jähriger Wintersportler nach einem Lawinenabgang im freien Skiraum nach einer Viertelstunde unter dem Schnee lebend geborgen und ins Spital nach Zams (Bez. Landeck) geflogen. "Die Leute sind sehr unverantwortlich unterwegs und immer wieder im freien Skiraum – sie glauben es einfach nicht", so Adi Rohrer von der Vorarlberger Leitstelle. Stürmischer Wind und Neuschnee erschwerten die Bedingungen für die Retter bzw. die Hubschrauberunterstützung.

Am Tuxer Hauptkamm (Zillertal) wurden bei Lawinenabgängen zwei Personen aus einer Gruppe aus Tschechien (teil)verschüttet und verletzt, darunter ein 16-Jähriger. Über 100 Meter von Schneemassen mitgerissen und bis zum Hals verschüttet wurde in Hippach (Zillertal) eine 37-jährige Australierin, sie wurde von ihren Begleitern gerettet. In Fieberbrunn (Bez. Kitzbühel) wurden zwei 48 und 50 Jahre alte Skifahrer aus Schweden nach einem Lawinenabgang mit Verletzungen zu Tal transportiert. In Klösterle am Arlberg wurde am Samstagnachmittag ein 44-Jähriger von einer Lawine 200 Meter mitgerissen, trotz Lawinenairbag wurde er verschüttet. Seine Begleiterin grub den Mann aus.

Große Lawinengefahr

Intensive Schneefälle und Wind haben in Tirol und Vorarlberg die Lawinengefahr gefährlich ansteigen lassen. Fachleute der Warndienste aus beiden Bundesländern appellierten an Wintersportler, große Vorsicht walten zu lassen. Unerfahrene sollten die Pisten derzeit nicht verlassen. Triebschneeansammlungen könnten an allen Expositionen sehr leicht ausgelöst werden, bereits durch einzelne Wintersportler. Auch in den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich galt die Situation als angespannt. Im Laufe des Wochenendes sollen die Schneefälle abklingen, die Verhältnisse abseits der Pisten seien aber weiter als heikel einzuschätzen.

In Tirol kam bereits am Freitag im Ötztal ein 32-jähriger chinesischer Skifahrer unter einer Lawine ums Leben, im Bezirk Kitzbühel wurde ein 15-Jähriger von einer Lawine mitgerissen und schwer verletzt. (APA, 4.2.2023)