Mehrere Umweltorganisationen kritisierten die Versenkung der nunmehrigen "Saõ Paulo" heftig.

Foto: APA/AFP/BRAZILIAN NAVY/HANDOUT

Die Foch mit dem Tankschiff Meuse in der Adria, Februar 1994.

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Sie war der Stolz der französischen Marine, in letzter Zeit aber nur noch ein rostender Eisen- und Asbesthaufen. In der Nacht auf Samstag versenkte die brasilianische Marine als letzter Eigentümer den Schiffskoloss im Atlantik. Schwere Sprengladungen waren nötig, um das 265 Meter lange Kriegsschiff mit und 25.000 Tonnen Verdrängung zum Sinken zu bringen.

Die ökologisch sehr umstrittene Versenkung beendet die unrühmliche Odyssee eines Flugzeugträgers, den niemand mehr wollte. In den letzten Monaten war die "Foch" wie das Geisterschiff in der Wagner-Oper "Der Fliegende Holländer" ziellos durch die Meere gekreuzt.

"Foch" wurde zu "Saõ Paulo"

1963 in Betrieb genommen, war dieser eine von zwei französischen Flugzeugträgern im Jahr 2000 an die brasilianische Marine verkauft worden. Auch Brasilia hatte für das Ungetüm aber bald keine Verwendung mehr, da es immer reparaturanfälliger wurde. 2017 wurde die "Saõ Paulo", wie sie nun hieß, offiziell abgetakelt.

Private Interessenten wollten zuerst ein Hotel und ein Einkaufszentrum einrichten, doch diese Pläne zerschlugen sich bald. Ein türkischer Schrotthändler erwarb das zunehmend leckende Schiff; seine Einfahrt ins Mittelmeer wurde aber kurz vor der Straße von Gibraltar verhindert, als die türkischen Behörden wegen Umweltbedenken die Abbaubewilligung verweigerten.

Umweltverbände kritisieren Versenkung

In Brasilien oder in Frankreich war die "Foch" aber auch nicht mehr willkommen. Seit letztem Sommer kreuzte sie vor der Küste Marokkos. Das Todesurteil ereilte sie vor ein paar Wochen, als die brasilianischen Behörden bekanntgaben, das havarierte Schiff stelle eine ökologische Gefahr dar und müsse versenkt werden.

Umweltverbände bezeichnen diese Haltung als absurd, da dieses Wrack selber eine Giftfalle für den atlantischen Ozean darstelle. Sie kämpften bis zum Schluss für eine regelkonforme Demontage. Laut dem Pariser Verband Robin des Bois war die "Foch" eine eigentliche "Müllhalde": Sie birgt Tonnen von Asbest und von krebserzeugendem PCB, dazu Quecksilber und radioaktive Brandmelder. Die Fauna und Flora im Umfeld des versenkten Wracks ist ebenso gefährdet wie die dort vorbeiziehenden Buckelwale.

Umweltabkommen verletzt

Die Organisation "Basel Action Network" (Ban), die gegen die Abfallverfrachtung aus dem industriellen Norden in die Dritte Welt kämpft, teilte mit, die Versenkung verletze gleich drei internationale Umweltabkommen. Der nächste Abschrottungsort im US-Bundesstaat Texas wäre erreichbar gewesen. Die letzte Versenkung eines Flugzeugträgers, der "USS Oriskany", erfolgte 2006 im Golf von Mexiko. Das Wrack war allerdings vorgängig gesäubert worden und sollte sich in ein künstliches Korallenriff verwandeln.

Das Schicksal der "Foch" erinnert an sein Schwesterschiff, den französischen Flugzeugträger "Clemenceau". Nach einer ähnlichen Irrfahrt über die Weltmeere mit Stationen in Spanien, der Türkei und Indien war das Kriegsschiff 2010 schließlich in einer britischen Werft abgebaut worden. Derzeit verfügt Frankreich noch über die atomgetriebene "Charles de Gaulle". Präsident Emmanuel Macron wünscht den Bau eines zweiten Flugzeugträgers. (Stefan Brändle aus Paris, 4.2.2023)