Die Lawinengefahr in Tirol und Vorarlberg ist derzeit sehr hoch.

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Innsbruck/Bregenz – In Tirol ist am Sonntag ein weiterer Wintersportler nach einem Lawinenabgang gestorben. Zuvor waren drei seit Samstag verschüttete Skitourengeher in St. Anton am Arlberg und in Kaunerberg (Bez. Landeck) tot aus dem Schnee geborgen worden. In Osttirol riss ein Schneebrett einen Schneepflug mit, der 59-jährige Lenker starb. Seit Freitag starben in Tirol und Vorarlberg damit bereits acht Personen unter Lawinen.

Die Lawinenlage in Westösterreich sorgte seit Freitag für viele Rettungseinsätze. Wintersportler waren allen Warnungen zum Trotz – es herrschte Warnstufe vier auf der fünfteiligen Skala – im freien Gelände unterwegs. Mehrere Personen wurden bei Abgängen verschüttet und verletzt. In mehreren Fällen war die Lawinensituation so heikel, dass eine Bodensuche für die Retterinnen und Retter zu riskant war.

Hund von Verschüttetem kehrte allein heim

So konnten zwei 29 und 33 Jahre alte Männer in St. Anton am Arlberg – ein Skiführer und sein Gast – sowie ein 62-jähriger Skitourengeher in Kaunerberg, die bereits am Samstag unter die Schneemassen gerieten, erst am Sonntag geborgen werden. Als der Hund des Mannes gegen 13.30 Uhr allein nach Hause kam, alarmierten Angehörige die Einsatzkräfte. In St. Anton mussten die Retter Posten abstellen, die den lawinengefährdeten Hang während der Bergung beobachteten. Vermutlich ebenfalls am Samstag zwischen 10.00 und 14.00 Uhr erfasste eine Lawine im Debanttal (Bezirk Lienz) einen Schneepflug. Der 59-jährige Arbeiter, der dort mit Schneeräumarbeiten beschäftigt war, wurde nach einer Suchaktion am Sonntag in einem Lawinenkegel gefunden, er war aus dem Fahrzeug geschleudert worden. Der Notarzt konnte nur mehr den Tod des Mannes feststellen.

Am Sonntag starb in Längenfeld (Ötztal) ein weiterer Wintersportler nach einem Lawinenabgang im Bereich des Geigenkamms. Eine Gruppe von drei Skitourengehern wollte zum Innerberger Felderkogel aufsteigen, als sich unterhalb des Gipfels ein Schneebrett löste. Eine Person wurde dabei komplett verschüttet, die beiden anderen teilweise. Die Begleiter konnten den Mann orten und bergen. Der eintreffende Notarzt konnte jedoch nur mehr den Tod feststellen, so die Polizei, die vorerst keine Angaben zur Identität der Person machte. Im benachbarten Südtirol starb am Samstag eine Tourengeherin nach einer Lawine. Die 31-Jährige aus Bayern war am Limojoch unterwegs gewesen.

30 Lawinenmeldungen in Tirol am Samstag

Allein am Samstag gingen in der Tiroler Leitstelle 30 Lawinenmeldungen ein, davon elf mit (vermuteter) Personenbeteiligung. Auch am Sonntag wurden wieder zahlreiche neue Einsätze in Tirol und Vorarlberg gemeldet. So wurde ein Verschütteter nach einem Lawinenabgang in Warth am Arlberg gerettet und ins Landeskrankenhaus Feldkirch eingeliefert. In Schwendau (Zillertal), Sölden (Bezirk Imst) und Hopfgarten (Brixental) konnten sich die Wintersportler selbst aus den Schneemassen befreien.

Am Tuxer Hauptkamm im Gemeindegebiet von Schmirn (Bezirk Innsbruck-Land) wurde kurz vor 13.00 Uhr ein Lawinenabgang mit fünf beteiligten Personen gemeldet, eine erlitt bei dem Lawinenunfall Verletzungen. Zudem wurden zahlreiche sogenannte "Negativlawinen", also Abgänge ohne Verschüttete, bei den Leitstellen in Tirol und Vorarlberg gemeldet. So gingen etwa im Kleinwalsertal zwei Schneebretter ab, die eine Sicherheitssuche nach sich zogen. Eine davon wurde vermutlich von einer Gams ausgelöst, so die Vorarlberger Leitstelle.

Störanfällige Schneedecke

Fachleute der Warndienste aus beiden Bundesländern appellierten an Wintersportler, große Vorsicht walten zu lassen. Unerfahrene sollten die Pisten derzeit nicht verlassen. Die Schneedecke sei sehr störanfällig, Lawinen könnten nicht nur durch bereits einzelne Wintersportler ausgelöst werden, auch spontane Abgänge seien möglich.

In den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich ist die Lawinengefahr im Laufe des Wochenendes von groß auf erheblich zurückgestuft worden. Über 1.000 Metern Seehöhe galt diese Einschätzung laut Warndienst auch für die Türnitzer Alpen und das Semmering-Wechselgebiet. (APA, 5.2.2023)