Foto: Reuters / Dado Ruvic

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl kostenlos nutzbarer Bilder-KIs. Dall-E, Stable Diffusion oder Midjourney zum Beispiel, die anhand von Texteingaben Kunstwerke generieren – und die neuen Tools einer großen Menge an Menschen zugänglich machen. Angesichts des großen Erfolgs war es nur eine Frage der Zeit, bis vergleichbare Technologien auch im kommerziellen Umfeld zum Einsatz kommen.

So geschehen bei einem von Netflix produzierten Anime-Kurzfilm, für dessen Herstellung der Streamingdienst nicht auf Künstlerinnen oder Künstler gesetzt hat, sondern auf künstliche Intelligenz. Eine Entscheidung, die zu einem regelrechten Shitstorm auf sozialen Medien geführt hat, wie "Mashable" berichtet.

"Arbeitskräftemangel"

Auslöser war ein Twitter-Posting von Netflix Japan. In diesem schreibt das Unternehmen, dass es sich beim Kurzfilm "Dog and Boy" um ein Experiment handle, mit dem Ziel, einem angeblichen Arbeitskräftemangel in der Anime-Industrie entgegenzuwirken. Deshalb seien die Hintergrundbilder des dreiminütigen Kurzfilms mithilfe einer KI des Herstellers Rinna.co erzeugt worden.

Sieht man sich die Kommtare unter dem Beitrag an, erkennt man schnell: Das Publikum ist alles andere zufrieden mit Netflix‘ Entscheidung. "Ich kenne eine Menge Animationskünstler, die Arbeit suchen. Falls ihr Schwierigkeiten habt, sie zu finden (sucht ihr wirklich so intensiv?)", schreibt dort ein User zum Beispiel. "Darauf kann man nicht stolz sein, meine Lieben", schreibt ein anderer. Immer wieder wird zudem die Problematik hervorgehoben, eine KI einzusetzen, anstatt menschliche Kunstschaffende zu bezahlen.

Urheberrechtsdiskussion

Die Diskussion rund um Bilder-KIs ist allerdings schon früher entbrannt. Größtes Thema ist die Frage nach dem Urheberrecht. Die Algorithmen der größten Anbieter werden anhand von Millionen bestehender Werke trainiert, die mittels "Scraping" aus dem Internet zusammengesucht werden. Die Küntlerinnen und Künstler, deren Bilder durch diesen Prozess vervielfältigt werden, werden allerdings weder um Erlaubnis gebeten noch erhalten sie eine Entschädigung.

In den USA läuft deshalb eine Sammelklage gegen Midjourney, Stable Diffusion und die Kunstplattform Deviant Art. Den Unternehmen werden Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen, weil sie "Kopien von Milliarden urheberrechtlich geschützter Bilder ohne Erlaubnis heruntergeladen oder anderweitig bezogen" hätten. Ähnlich argumentiert auch eine Klage der Bildagentur Getty Images gegen Stability AI, also den Hersteller von Stable Diffusion. Die KI-Firma habe "die Rechte an geistigem Eigentum, einschließlich des Urheberrechts an Inhalten, die Getty Images gehören oder von Getty Images vertreten werden", verletzt. Erste juristische Einschätzungen hat der STANDARD hier zusammengefasst. (mick, 5.2.2023)