"Myanmar Diaries" zeigt die Prostete gegen das Militärregime in Myanmar – das Foto wurde in Tokio aufgenommen.

Foto: Reuters/ISSEI KATO

Die Fingerknöchel sind weiß, so fest quetscht der junge Mann das weiße T-Shirt zusammen. Er presst es gegen den Mund, schreit voller Verzweiflung hinein. Das Gesicht verzerrt. Es ist dem Zerbersten nahe.

Seit einem Jahr herrscht in Myanmar – wieder – das Militär. Repression und Gewalt bestimmen den Alltag. Viele Menschen im Land rebellieren gegen die Militärregierung und riskieren dabei ihr Leben.

Arthouse-Film der besonderen Art

Zehn junge burmesische Filmschaffende hielten genau das in ihrem Film Myanmar Diaries fest. Sie zeigen Videos von den Protesten und den militärischen Interventionen. Im Film werden sowohl echte Handyaufnahmen als auch inszenierte Szenen verwendet. Es ist ein Arthouse-Film der ganz besonderen Art.

Die Szenen schwanken zwischen realer, brutaler Gewalt und stillen Momenten, die die Verzweiflung, das Nachdenken und die Emotionen der Menschen zeigen. Ihre Lebensrealität lässt einen erschaudern: Kämpfe in der Stadt und im Dschungel, Polizei vor der Tür, im Haus – Tote.

Den Protestierenden eine Stimme geben

Die Regieführenden bleiben aus Angst vor Verfolgung in ihrem Land, anonym. Die Gruppe will den Protestierenden eine Stimme geben, sie sichtbar machen. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Auf der Berlinale wurde er zum besten Dokumentarfilm 2022 gekürt. Er ist keine leichte Kost. Er richtet den Fokus auf ein Land und dessen Menschen, die immer noch tagtäglich um ihre Freiheit kämpfen müssen.

Viele Szenen brennen sich ins Gedächtnis ein. Erst jetzt, Anfang Februar, verlängerte das Militär den Ausnahmezustand erneut. Wahlen für eine neue Regierung wurden somit wieder verschoben. Der Film ist also aktueller denn je. Er ist noch ein Jahr in der Arte-Mediathek abrufbar. (Natascha Ickert, 6.2.2023)