Bei der Wiedereröffnung am 13. Jänner 2023 bildeten sich lange Schlange vor dem Parlament am Ring. Erwachsene und Kinder waren neugierig, wie das Gebäude von innen nach fünf Jahren Sanierung aussieht.

Was ist eigentlich ein Parlament?

Es ist groß, steht am Ring in Wien, und fast jeder Mensch in Österreich kennt es. Unser Parlament. Doch was passiert in dem prunkvollen Riesenhaus eigentlich? Kurz gesagt: Das Parlament ist eine Volksvertretung. In ihm sitzen die Politikerinnen und Politiker, die vom Volk gewählt werden. Man nennt sie Abgeordnete. Im österreichischen Nationalrat gibt es 183 Abgeordnete, deren Aufgabe es ist, für Österreich Gesetze zu beschließen. Das sind Regeln, an die sich alle halten müssen. Immer wenn jemand von den Abgeordneten oder die Regierung ein Gesetz vorschlägt, muss mehr als die Hälfte (manchmal zwei Drittel) der 183 zustimmen, damit es gültig ist. Das Wort Parlament kommt übrigens vom französischen Wort für Sprechen, "parler". Denn in einem Parlament wird sehr viel gesprochen, diskutiert und manchmal auch gestritten. Es ist nicht immer leicht, Gesetze zu beschließen. Die Debatten werden oft live im Fernsehen übertragen, da in einer Demokratie alles öffentlich sein soll.

Wie funktioniert eine Demokratie?

Stell dir vor, du machst mit deiner Familie einen Filmabend. Es stehen drei Filme zur Auswahl. Nicht deine Eltern entscheiden, welchen ihr anseht, sondern ihr macht eine Abstimmung. Der Film mit den meisten Stimmen gewinnt. Genauso funktioniert auch eine Demokratie. In Österreich entscheidet auch kein Kaiser, König oder Diktator darüber, welche Gesetze und Regeln im Land gelten sollen, sondern jeder erwachsene Mensch. In einem Land wie Österreich müssen aber jeden Tag tausende Entscheidungen getroffen werden, zum Beispiel über neue Straßen, Corona-Regeln oder gerechte Strafen für Verbrecher. Es wäre ziemlich aufwendig, wenn man dazu alle neun Millionen Menschen in Österreich befragen müsste. Deshalb wählen wir Politikerinnen und Politiker, die das für uns im Parlament entscheiden. Das nennt man dann indirekte Demokratie. In einer Demokratie beschützt der Staat die Rechte der Menschen, sodass sie sich wirklich frei entscheiden können.

Dürfen auch Kinder und Jugendliche ins Parlament?

Das Parlament in Wien ist schon sehr alt. Nach 140 Jahren war es Zeit für eine große Sanierung. Die dauerte fünf Jahre lang und kostete mehrere Hundert Millionen Euro. Am 12. Jänner 2023 war es dann so weit: Das Parlament wurde wiedereröffnet und durfte am Tag der offenen Tür besichtigt werden. Tausende Erwachsene und Kinder stellten sich in langen Schlangen an, sie alle wollten das neue Parlament sehen. Es wurden nicht nur Säle, hunderte Türen und historische Luster erneuert, sondern auch Räume für Besucherinnen und Besucher gebaut. Wer möchte, darf das Parlament auch weiterhin kostenlos besichtigen. Bei einer speziellen Führung für kleinere Kinder (fünf bis acht Jahre) wird etwa ein spannendes Rätsel gelöst, sie bekommen einen Stempelpass und am Ende eine kleine Überraschung. Im "Demokratikum" kannst du die Demokratiegeschichte auf einem Wimmelbild erkunden, dein Wissen an einem Quiztisch testen oder den Tagesablauf von Politikerinnen und Politikern in einem digitalen Spiel planen. Für Schulklassen gibt es eine eigene Demokratiewerkstatt (acht bis 19 Jahre). (Nadja Kupsa, 06.02.2023)