Die UVA-Strahlen schaden der Haut. Das Risiko ist aber, sofern man nur hin und wieder UV-Lampen verwendet, überschaubar.

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Wer schon einmal zur Maniküre im Nagelstudio war, kennt die üblicherweise rechts und links vom Behandlungstisch platzierten Lampen gut. Nachdem der Lack aufgetragen wurde, muss die Hand für kurze Zeit darunter, damit die Farbe aushärtet und durch das intensive Licht polymerisiert.

Was für eine langanhaltende Maniküre praktisch ist, kann für die Haut an den Händen, die ebenso dem Licht ausgesetzt wird, allerdings schädlich sein. Das zeigen die Ergebnisse einer in der Fachzeitschrift "Nature Communications" publizierten Studie.

Wissenschafterinnen und Wissenschafter der University of California in San Diego erforschten, wie sich die UVA-Strahlen auf Säugetiergewebe auswirken. Sie untersuchten die Effekte auf Zellen von Mäuseembryos und auf menschliche Zellen. Dabei zeigte sich, dass das UVA-Licht der Nagellampen die DNA des Gewebes schädigt und die Zellen mutieren. Nach zwanzig Minuten Bestrahlung starben etwa 20 bis 30 Prozent der Zellen ab. Nach drei 20-minütigen Bestrahlungseinheiten waren 65 bis 75 Prozent der Zellen abgestorben.

Zellen sterben ab

Im Grunde ist das ein Schutzmechanismus der Haut, erklärt Michael Tripolt, Oberarzt für Dermatologie und Venerologie an der Universitätsklinik Graz. "In der Fachsprache sagen wir dazu Tumornekrosefaktor. Das bedeutet, dass ein Botenstoff der Zelle das Signal gibt: Stirb!" Der Sinn dieser sogenannten Apoptose – quasi der Zellenselbstmord – ist, dass sich die Zelle umbringt, bevor sie zu einer Krebszelle wird.

Die restlichen Zellen, so zeigte es die Studie, wiesen DNA-Schäden und Mutationen auf. Tripolt überrascht das nicht. Dass Zellen durch UV-Strahlung mutieren können und dadurch DNA-Schädigungen entstehen, wisse man schon seit Jahrzehnten. UVA-Strahlen sind dabei im Vergleich zu UVB- oder UVC-Strahlen noch am wenigsten schädlich, aber auch die lösen eine Bräunung aus, und das ist nichts anderes als ein Schutzmechanismus des Körpers, erklärt der Dermatologe: "Dabei wird Melanin über den Zellkern gelagert und wirkt dort wie eine Schutzkappe gegen die Sonne. Wenn man also braun ist, fühlt sich der Körper schon geschädigt und beginnt dagegen zu arbeiten und sich zu schützen." In einer gesunden Haut mutieren an einem sonnigen Tag um die 5.000 Zellen, die potenziell gefährlich sind. Diese werden dann entweder vom Körper repariert oder umgebracht, damit kein Krebs entsteht.

Risiko überschaubar

Die Mutationen in den Zellen sind die gleichen, wie man sie auch bei Patientinnen und Patienten mit Hautkrebs beobachtet, sagt Ludmil Alexandrov, ein Co-Autor der Studie. Es bräuchte aber noch mehr Forschung, um die langfristigen Auswirkungen von UV-Licht auf die Haut während der Maniküre feststellen zu können. Denn, so die ebenfalls an der Studie beteiligte Forscherin Maria Zhivagui zu NBC News, man wisse noch nicht, ob die UVA-Strahlung karzinogen ist, ob also dadurch Krebs entstehen kann.

"Es wäre spannend, hier eine klinische Korrelation herzustellen und der Frage nachzugehen, ob Menschen, die sehr oft ins Nagelstudio gehen, ein Melanom am Nagel entwickeln", findet auch Tripolt. Theoretisch wäre das nämlich gut nachvollziehbar, sagt er, denn eine DNA-Schädigung kann irgendwann zu Hautkrebs führen. "Wenn die genetischen Schäden stark genug sind, entkommen die Zellen dem Todessignal. Die Programmierung der Zelle verändert sich, und als Endprodukt könnte Krebs entstehen", erklärt der Experte. Dazu kommt, dass UV-Strahlung immunsuppressiv wirkt. "Immunzellen werden vereinfacht gesagt aus der Haut vertrieben. Einerseits wird also Gewebe genetisch beschädigt, und andererseits werden gleichzeitig jene Abwehrzellen, die potenzielle Krebszellen umbringen, weniger."

Wer nicht auf den regelmäßigen Besuch im Nagelstudio verzichten möchte, könnte als Schutz vorab Sonnencreme an den Händen auftragen. Das sei grundsätzlich sinnvoll, findet Tripolt. Allerdings ist fraglich, wie praktikabel das ist. Möglicherweise wird der Schutz durch alkoholische Reinigungen vor der Maniküre wieder entfernt. Aber auch das ist, wenn man nur hin und wieder ins Nagelstudio geht, nicht weiter besorgniserregend, entwarnt Tripolt. Die Dosis mache das Gift: "Wenn man verantwortungsvoll damit umgeht und die Haut nicht wöchentlich, sondern vielleicht nur ein paarmal im Jahr den UV-Lampen aussetzt, ist das Risiko überschaubar." (poem, 7.2.2023)