Die teilstaatliche Telekom Austria platziert ihre Mobilfunkmasten an der Wiener Börse.

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Wien – Nach monatelangem Ringen wird die Ausgliederung der Mobilfunkmasten von A1 Telekom Austria konkret. Das Funkequipment mit dazugehöriger Infrastruktur werde nicht an Finanzinvestoren verkauft, aber an die Börse gebracht. Telekom-Aktionäre bekämen kein Cash als Verkaufserlös, sondern eine zweite Telekom-Aktie.

So schildert ein Insider den bevorstehenden Deal in groben Zügen, auf den sich die Großaktionäre America Movil (Amov, 50 Prozent plus eine Aktie) und die Staatsholding Öbag (28,4 Prozent) verständigt haben.

Klar ist damit: Die A1-Tower-Company wird wie die teilstaatliche Mutter A1 Telekom Austria an der Wiener Börse notieren. Allein in Österreich sitzt der teilstaatliche, von Amov kontrollierte Mobilfunkbetreiber A1 auf 5400 Sendemasten. Weitere 6600 wurden von den sechs ausländischen Töchtern in Kroatien, Bulgarien, Slowenien, Serbien, Nordmazedonien und Belarus errichtet. Inklusive Auslandstöchtern geht es um rund 12.000 Sendemasten, denn die belarussische Tochter ist angesichts der geopolitischen Lage und der Sanktionen von dem Vorhaben ausgenommen, wie es heißt.

Tower-Verkauf

Ein Verkauf an eine der in den vergangenen Jahren aus dem Boden geschossenen sogenannten Towergesellschaften ist mit dieser Entscheidung, die erst vom Aufsichtsrat abgesegnet werden muss, vom Tisch. In einer Gesellschaft gebündelt wurde das technische Equipment bereits vor knapp zwei Jahren – DER STANDARD berichtete. Seither wurde zwischen Hauptaktionär America Movil und der staatlichen Beteiligungsholding Öbag darüber verhandelt, wie mit den Mobilfunkanlagen weiter verfahren werden soll.

Im Herbst 2022 verknüpfte die Öbag eine Zustimmung zu dem ursprünglich von Amov betriebenen Funkmasten-Deal mit der Verlängerung des 2024 auslaufenden Syndikatsvertrags zwischen Amov und Öbag. Bedeutend bessere Karten hatte die Staatsholding dadurch wohl nicht. Immerhin scheint es aber gelungen zu sein, mehr Einfluss zu erhalten, als der Republik anteilsmäßig zustünde. Dies vor allem im Lichte des Umstands, dass der Anteil der Mexikaner an A1 im kommenden Jahr auf rund 60 Prozent steigen wird. Denn rund zehn Prozent wurden nach der Kapitalerhöhung bis 2024 bei Investmentbanken geparkt. Sie werden bald frei und die Dominanz von America Movil noch stärker.

Neuer Syndikatsvertrag

Ohne Syndikatsvertrag wäre Mexiko nicht mehr an ein gemeinsames Stimmverhalten mit der Öbag gebunden. Nun hat man sich offenbar zusammengerauft, das Shareholder-Agreement wird per März vorzeitig für zehn Jahre verlängert. Unterschrieben wurde der Pakt dem Vernehmen nach am Montagvormittag.

Die Besetzung des Generaldirektors der Telekom ist künftig nicht mehr automatisch im Einflussbereich der Öbag, und der Telekom-Vorstand wird auf zwei verkleinert. Künftig darf die Republik Österreich ein Vorstandsmandat besetzen, das aber weder für Agenden des Vorstands- noch des Finanzchefs verantwortet. Dieses zweite Vorstandsmitglied nominiert die Öbag.

Im Aufsichtsrat läuft es andersrum: Die Öbag besetzt den Vorsitz und ein zweites Mandat, die restlichen acht Kapitalvertreter stellt der zum Imperium des Telekommagnaten Carlos Slim gehörende Konzern aus Mexiko. Ohne Entgegenkommen der Mexikaner wären harte Zeiten angebrochen, denn 28,4 Prozent der Aktien reichen nicht einmal, um einen Sitz im Aufsichtsrat ergattern zu können. So aber sei der Einfluss der Republik an einem der wichtigsten Infrastrukturunternehmen gesichert, zeigt man sich in Öbag-Kreisen zufrieden. Die Partnerschaft mit Mexiko sei fruchtbar und habe sich bewährt.

Eine Abwanderung des Headquarters aus Wien und ein Delisting an der Wiener Börse sind damit vom Tisch, es wird künftig sogar zwei Telekom-Aktien geben: Eine Telekomaktie und eine Tower-Company. Mit überschaubarem Streubesitz haben freilich beide Firmen zu kämpfen, denn America Movil dominiert beide Vehikel. (Luise Ungerboeck, 6.2.2023)