Bild nicht mehr verfügbar.

Der geplante Bau von Windrädern auf Kärntner Bergen entzweit auch die NGO-Szene.

Foto: Getty Images

Ich meine, muss auf jedem Gipfel ein Windrad stehen? Ist die Verbauung unserer schönen Bergkämme wirklich notwendig?", fragt Klaus Bayer, um sich gleich selbst eine Antwort zu geben: "Nein, es gibt auch Alternativen wie die Photovoltaik zum Beispiel." Der Großteil der Kärntner Flüsse sei bereits in die Stromerzeugung eingebunden. "Daher erscheint es uns nicht notwendig, auch noch die Kärntner Bergwelt mit Windrädern zu verunstalten", sagt Bayer im Gespräch mit dem STANDARD. Bayer ist Chef der Kärntner Naturfreunde und unterstützt die zunehmende Zahl jener Kritiker, die die Verbauung der Kärntner Bergkämme mit Windrädern strikt ablehnen.

Gegenwärtig sind 13 Windkraftanlagen in Betrieb, 34 Anlagen befinden sich in einem Genehmigungs- oder Rechtsmittelverfahren: Im Gespräch sind aber weitere Windparks, besonderer Widerstand formiert sich rund um die Nockberge.

In der ersten Reihe der dortigen Wind-"Abwehrbewegung" steht Christa Hintermann, die dieser Tage auch zu einer "Demo-Mahnwache" aufgerufen hat. 4600 Unterschriften seien bereits gesammelt worden, sagt Hintermann vom Bodnerhof in Arriach: "Wir wollen aufklären, dass die Windkraft der falsche Weg, ja sogar gesundheitsgefährdend ist." Hintermann betreibt auch die Website gegenwindinkaernten.at. Darin appelliert die von ihr angeführte Bürgerbewegung: "Wir müssen uns für unsere Berge und unsere Heimat einsetzen, damit unsere unberührte Natur- und Kulturlandschaft und unsere einzigartigen Nockberge in ihrer natürlichen Schönheit erhalten bleiben."

Unterstützung bekommen die Windkraftgegner von zahlreichen NGOs und Bürgerinitiativen. Von Alliance for Nature etwa, der "Bürgerinitiative für ein windparkfreies Lavanttal", Birdlife Kärnten, Naturfreunde Kärnten, Alpenverein und auch dem Jagdaufseherverband, der vor einer "Industrialisierung der Kärntner Bergrücken" warnt.

Angst vor dem Infraschall

Als politischer Part hat sich die FPÖ der Antiwindkraftbewegung angeschlossen. "Wir lassen uns unser Landschaftsbild und unsere Natur nicht von geldgierigen Investoren zerstören", tönte etwa kürzlich FPÖ-Umweltsprecher und Landtagsabgeordneter Christoph Staudacher.

Was spricht nun aus Sicht der Gegner gegen die Windparks? Hartmanns Gruppe schreibt dazu: "Die Zerstörung der Lebensräume unserer Wildtiere und Pflanzen. Enorme Lärm-, Staub- und Abgasbelästigung während der Bauzeit. Gefahr eines Ölaustritts und damit der Verunreinigung unseres Trinkwassers und des Geländes auf der Alm. Infraschall durch Windräder kann vom Ohr nicht mehr wahrgenommen werden, beeinflusst aber den Menschen und die Tiere gesundheitlich." Deren Alternativen: Sonnenenergie- und Photovoltaikanlagen, Biomasse und Erdwärme in kleinen Einheiten.

Auf der Befürworterseite steht ebenfalls eine Phalanx an NGOs wie Global 2000, Fridays for Future oder das Klimavolksbegehren. Sie argumentieren mit der Notwendigkeit der großen Energiewende, und diese sei ohne Windkraft nicht machbar. "Eine Klimawende geht nur mit einer großen Veränderung. Photovoltaik auf Dächern reicht nicht aus. Wenn wir jetzt nichts unternehmen, werden die Berge bei der prognostizierten Erderwärmung bald nicht mehr so ausschauen wie heute. Die ganze Pflanzen- und Tierwelt wird sich dort radikal verändern", argumentiert Martin Jaksch-Fliegenschnee von der Interessengemeinschaft Windkraft.

Die Kärntner Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) verweist darauf, dass der Schutz der Kärntner Landschaft ohnehin auch in der Landesverfassung fest verankert sei. "Ich bekenne mich zu einem für Kärnten sinnvollen Energiemix. Wir brauchen in Kärnten auch die Windkraft punktuell für die Versorgungssicherheit."

Christa Hintermann bleibt unbeirrt: Die "Bewegung" werde in Kärnten jedenfalls "erbitterten Widerstand leisten". (Walter Müller, 7.2.2023)