US-Sängerin Beyoncé empfing ihren 32. Grammy – mehr Trophäen erhielt bislang noch niemand.

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Es ist vollbracht. Was Millionen Beyoncé-Fans für ihr Idol erhofft hatten, trat am Sonntagabend ein. Beyoncé wurde bei den 65. Grammy Awards viermal ausgezeichnet. Damit hat der 41-jährige Popstar einen neuen Rekord aufgestellt. Niemand vor ihr hat je so viele Grammy-Trophäen gewonnen. 32 hat sie nun. Ob sie dennoch Phantomschmerzen plagen, weil ihr selbst bei der vierten Nominierung verwehrt blieb, den Preis für das "Beste Album des Jahres" zu empfangen, ist nicht bekannt.

Die Grammys bedenken nicht zwingend die Qualität von Musik, deshalb ist ihr Stellenwert stets Gegenstand heftiger Diskussionen. Ein Jahrhundertstar wie Diana Ross mit 150 Millionen verkauften Platten nennt gerade einen Grammy ihr Eigen. Die Auszeichnung würdigt heute viel öfter eine prinzipielle Popularität. Und da kommt in den USA kaum jemand an die am 4. September 1981 in Houston, Texas, als Beyoncé Giselle Knowles geborene Sängerin heran. Bereits ihr matriarchalischer Spitzname Queen Bey signalisiert die Bereitschaft, sich der Dame unterzuordnen, ihr zu vertrauen, dass sie das Richtige tut und entscheidet.

Bodenständige Namen

Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Rapper Shawn Corey Carter alias Jay-Z, bemüht sie sich redlich. Das Paar ist eine gesellschaftspolitische Kraft geworden, so etwas wie das First Couple des schwarzen Pop in den USA. Beyoncé macht sich für Minderheiten stark, ist bei der Black-Lives-Matter-Bewegung vorne mit dabei und gilt trotz ihres Status als wandelnde Juwelensammlung als eine irgendwie am Boden gebliebene Königin und Mutter von drei Kindern mit so bodenständigen Namen wie Blue Ivy, Rumi und Sir.

Begonnen hat ihre Karriere mit der Girlgroup Destiny’s Child in den 1990ern. Seit 2004 ist sie als Solokünstlerin unterwegs, die einerseits den komplett aufgesexten Popstar gibt, andererseits als gute Matrone wahrgenommen wird, die auf die Würde hin und wieder einfach pfeift. Oder auf ihre scheinbaren Überzeugungen.

Vor drei Wochen gab sie ein Privatkonzert in Dubai. 24 Millionen Dollar soll sie für die Darbietung von 19 Songs erhalten haben. Kleingeld für den Knowles-Carter-Haushalt. Da in Dubai Homosexualität aber unter Strafe steht, brachte ihr der Auftritt herbe Kritik ein. Daheim für Minderheiten rittern, auswärts sich die Moral teuer abkaufen lassen, das ergab ein verheerendes Bild. Aber sie hat ja jetzt noch ein paar Grammys mehr, hinter denen sie sich vor Scham verstecken kann. (Karl Fluch, 6.2.2023)