Zwei chinesische Ballons schwebten in den vergangenen Tagen über Nord- und Mittelamerika.

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Vor der Küste South Carolinas barg die US-Marine am Sonntag Überreste des abgeschossenen Ballons.

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Peking – China hat sich bei Costa Rica für einen Ballon entschuldigt, der über das Territorium des mittelamerikanischen Landes geflogen ist. Dies teilte die dortige Regierung am Montag mit.

In der Woche zuvor hatte ein anderer mutmaßlicher chinesischer Spionageballon, der über die Vereinigten Staaten geflogen war, einen politischen und diplomatischen Streit ausgelöst. Ein US-Militärflugzeug hatte den Ballon schließlich am Samstag vor der Atlantikküste abgeschossen, nachdem tagelang heftig über seine Mission spekuliert worden war. US-Präsident Joe Biden versicherte am Montag, dass die Beziehungen zwischen den USA und China durch diesen Vorfall nicht geschwächt worden seien.

Ballon für "Wetterstudien"

Laut einer kurzen Erklärung des Außenministeriums von Costa Rica hat die chinesische Regierung anerkannt, dass einer ihrer Ballons auch über Costa Rica geflogen ist. Die chinesische Botschaft in San José "entschuldigte sich für den Vorfall" und betonte, der Ballon habe der wissenschaftlichen Forschung, hauptsächlich Wetterstudien, gedient.

Den Behörden in Costa Rica wurde von chinesischen Beamten mitgeteilt, dass die Flugbahn des Ballons vom ursprünglichen Plan abgewichen sei und es nur begrenzte Möglichkeiten gebe, den Fehler zu korrigieren. Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums erklärte am Montag auf einer Pressekonferenz in Peking, dass der in Lateinamerika gesichtete Ballon für zivile Zwecke verwendet werde.

Am Sonntag sagte der Leiter der Zivilluftfahrtbehörde von Costa Rica, dass lokale Beamte Berichte über einen Ballon erhalten hätten, der am vergangenen Donnerstag über das Land geflogen sei. Einen Tag zuvor hatte das kolumbianische Militär ein ballonähnliches Objekt über seinem Territorium gesichtet. Laut dem Direktor der Zivilluftfahrtbehörde wurden in dem Fall Flugzeuge benachrichtigt, weitere Maßnahmen wurden nicht ergriffen.

China: Ballon war keine Bedrohung für USA

Unterdessen hat China seine Kritik an den USA wegen des Abschusses seines Ballons verstärkt. "Er stellte keine Gefahr für irgendeine Person oder die nationale Sicherheit der USA dar", sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Dienstag vor der Presse in Peking. Die USA sollten mit solchen Vorfällen "auf eine ruhige und professionelle Art" umgehen, ohne Gewalt einzusetzen. Doch hätten sie sich anders entschieden, was eine "klare Überreaktion" gewesen sei. Zudem wiederholte die Außenamtssprecherin die chinesische Version, dass es ein ziviler Ballon gewesen sei, der vom Kurs abgekommen und unbeabsichtigt in den US-Luftraum eingedrungen sei

Auf Fragen, ob China eine Rückgabe des Ballons fordern wolle, sagte die Sprecherin nur: "Das Luftschiff gehört nicht den USA." Die Regierung in Peking werde die legitimen Interessen und Rechte der chinesischen Seite hochhalten, sagte Mao Ning, ohne Details zu nennen. Am Vortag war auch einmal von Unternehmen die Rede, was wohl indirekt auf etwaige zivile Eigentümer des Ballons schließen lassen sollte.

Die USA bergen gerade die Trümmer des Ballons aus dem Atlantik vor der Küste von South Carolina, um anhand der Geräte an Bord mehr Informationen über die Mission zu gewinnen. Eine Rückgabe an China ist nicht beabsichtigt. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte in Washington auf eine entsprechende Frage: "Ich weiß nichts von einer solchen Absicht oder von Plänen, es zurückzugeben." (Reuters, APA, red, 7.2.2023)