Uniko-Chefin Sabine Seidler sieht in der Verkürzung der Lehrerausbildung kein Mittel gegen den akuten Personalmangel. Große Probleme ortet die Uniko bei den Bedingungen für angehende Lehrkräfte an den Schulen.

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Die Universitäten begegnen dem Regierungsvorhaben zur Verkürzung des Lehramtsstudiums mit Skepsis. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hatte zuletzt angekündigt, dass die Lehrerausbildung an den Hochschulen ab Herbst 2024 um ein Jahr auf insgesamt fünf Jahre verkürzt werden soll. Derzeit dauert allein das Bachelorstudium für Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe – AHS, BMHS, Mittelschule – vier Jahre. Dieses will Polaschek um ein Jahr reduzieren und begründet diese Maßnahme auch mit dem sich aktuell verschärfenden Lehrkräftemangel an den Schulen.

Eine Verkürzung der Studiendauer klinge zwar gut, "hilft uns aber akut überhaupt nichts", sagte dazu die Chefin der Universitätenkonferenz (Uniko) Sabine Seidler am Dienstag – zumal Absolventen aus der betroffenen Studierendenkohorte frühestens 2030 auf den Arbeitsmarkt kommen. Die Uniko sei zwar nicht kategorisch gegen eine Verkürzung, es dürfe allerdings die Qualität nicht leiden. Sie fordert etwa, dass im Falle einer Verkürzung dienstrechtlich sichergestellt werden müsse, dass Studierende erst nach dem Masterabschluss regulär unterrichten dürfen – also nicht wie jetzt bereits mit Bachelorabschluss.

Generell hält die Uniko eine Verbesserung der schulischen Bedingungen für angehende Lehrkräfte für wichtiger als eine Studienreform. Untragbar sei etwa die gelebte Realität, in der Studierende während des Praxisteils ihres Studiums in fremden Fächern unterrichten müssen, anstatt in ihren angestammten Fächern Erfahrung sammeln zu können.

Zeitplan für TU Linz wackelt

Seidler, die auch Rektorin der TU Wien ist und schon seit Jahren kaum ein gutes Haar an den Plänen zur Technischen Universität in Linz lässt – siehe etwa hier und hier –, nahm zudem auf die jüngsten Querelen in deren Gründungskonvent Bezug. Zuletzt mussten die Hearings für die Wahl des Gründungspräsidenten aufgrund eines Rücktritts samt hitzigen Diskussionen um Befangenheiten von Jänner auf März verschoben werden. Seidler hält es nun für "sehr unrealistisch", dass die neue Hochschule schon im Herbst ihren Studienbetrieb aufnehmen kann. Man solle auf keinen Fall "irgendwas dahinschustern", nur um dem politisch befeuerten Zeitdruck Folge zu leisten. (ta, 7.2. 2023)