Der A1-Funkturm im Wiener Arsenal. Die Telekom Austria gliedert die Mobilfunkmasten aus – und bringt sie an die Börse.

Foto: Christian Fischer

Es hätte schlimmer kommen können. Die Staatsholding Öbag hat trotz ihrer so gut wie aussichtslosen Situation doch noch etwas herausgeholt bei A1 Telekom Austria (TA). Österreichs größter Mobilfunk- und Internetbetreiber wird geteilt, rund 12.000 Sendemasten werden abgespalten und an die Börse gebracht. Ein Ausverkauf der Mobilfunkanlagen, wie vor zwei Jahren angestrebt, ist vom Tisch.

Darüber hinaus darf die Öbag zwar nicht wie bisher den Telekom-Generaldirektor nominieren, aber immerhin ein Vorstandsmandat und zwei Aufsichtsratsmitglieder besetzen. All dies ist ebenso wenig selbstverständlich für einen Minderheitsaktionär mit knapp 30 Prozent wie der Erhalt des Headquarters in Wien. Denn mit mehr als 50 Prozent könnte der dominierende Hälfteeigentümer América Móvil alles allein bestimmen.

Für die Telekom ist dieses Einvernehmen mit dem Telekom-Imperium des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim, das nun in einem Syndikatsvertrag für weitere zehn Jahre festgeschrieben wurde, jedenfalls von vitalem Interesse.

"Bei einem Verkauf der Sendeanlagen wäre ein Teil der Mobilfunkinfrastruktur der Einflusssphäre Österreichs für immer entzogen."

Wie es zugeht, wenn Eigentümer nicht an einem Strang ziehen, war in den vergangenen Jahrzehnten eindrücklich zu beobachten. Erst gab es mit Minderheitsaktionär Telecom Italia jede Menge Streit über die strategische Ausrichtung. Dann suchte die Öbag-Vorläuferin ÖIAG alternative Partnerschaften in der Schweiz, Ägypten und Russland, ehe sich die nun als solide Partner gelobten Mexikaner im Gefolge von Finanzinvestoren über die Börse einschlichen.

Ob der nun ersonnene Funkmasten-Deal zum Vorteil der Telekom – und mit ihr der Republik Österreich – sein wird? Gemessen an den Alternativen ist er wohl das kleinere Übel. Denn bei einem Verkauf der Sendeanlagen wäre ein Teil der Mobilfunkinfrastruktur der Einflusssphäre Österreichs für immer entzogen. Mit der verhältniswahrenden Spaltung, bei der Aktionäre kein Cash, sondern Aktien der neuen Tower-Company bekommen, scheint ein verträglicher Modus gefunden zu sein.

Wie toll das Wachstumspotenzial der neuen Company tatsächlich ist, lässt sich wohl erst mit der Weisheit des Rückblicks beurteilen. Ein verlässliches regulatorisches Umfeld in Österreich und Europa ist dafür jedenfalls unerlässlich. Hier hat die Regierung dringenden Handlungsbedarf – in Österreich und in Brüssel. (Luise Ungerboeck, 7.2.2023)