An sich und seine Träume glauben: Das ist die kindgerechte Botschaft, die "Maurice der Kater" bereithält.

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Es ist eine große Show, wenn der sprechende Kater Maurice (Originalstimme Hugh Laurie) die Menschen in den Dörfern davor warnt, dass sie Ratten hätten. Doch die Rettung naht, natürlich gegen ein Entgelt. Der mysteriöse Rattenfänger Keith (Himesh Patel) benötigt nur einen Marsch mit seiner Flöte durch die Straßen, und schon werfen sich die Ratten in den Fluss.

Was die Stadtbewohner nicht wissen: Alle drei Parteien stecken unter einer Decke. Aber, wie eine der ebenfalls sprechenden Ratten, Dangerous Beans (David Tennant), meint, es wäre unethisch, von Betrügerei zu leben. "Mit Intelligenz kommt ein Gewissen", sind sich die Tiere bewusst. Eine Stadt noch, bittet Maurice. Dumm nur, dass man sich als nächstes Ziel Bad Blintz ausgesucht hat. Denn dort spielt sich, wie die Truppe bald feststellt, ein noch viel größerer Betrug ab.

Übergestülpte Debatten

Die Parallelen zu Der Rattenfänger von Hameln sind kein Zufall. Der Autor der Buchvorlage, Terry Pratchett, hatte für seine Scheibenweltromanreihe stets ein klassisches Werk, einen Mythos oder ein Märchen genommen, um es satirisch kulturellen, politischen oder wissenschaftlichen Debatten überzustülpen.

Maurice der Kater ist der erste Scheibenweltroman, der sich an Kinder richtet. Pratchett hinterfragt darin die als kultureller Anker verorteten Volkserzählungen. Nicht nur, dass seine Ratten eine Utopie des Zusammenlebens von Mensch und sprechendem Tier anvisieren. Auch Figuren wie die Tochter des Bürgermeisters, Malicia (Emilia Clarke), die im Film als Erzählerin dient, hinterfragen herkömmliche narrative Strukturen.

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Für das Drehbuch verantwortlich zeichnet der Amerikaner Terry Rossio. Dieser hat schon seit dem ersten Shrek-Film Erfahrung in der Überhöhung märchenhafter Stoffe. Dennoch erliegt der Film einem massentauglichen Kantenschliff. Harmloser Spaß für die Familie, scheint die Devise zu sein.

Die Untersuchungen von Maurice und Gefolge, warum in Bad Blintz keine Ratten wohnen, wohin stets das Essen verschwindet sowie was es mit den Rattenfängern und deren furchteinflößendem Boss (David Thewlis) auf sich hat, schreckt vor manchen brutalen Szenen der Vorlage nicht zurück. Die Gefahr und der Tod, in Form von Tod (Peter Serafinowicz) und Rattentod, sind omnipräsent. Doch wenn es um tatsächliche Verluste geht, wie etwa das Schicksal des Rattenanführers Hamnpork, streicht der Film diese einfach aus der Handlung heraus.

Zu viele Verschachtelungen

So wie Dangerous Beans seinen Traum von Frieden, Respekt und Harmonie vokalisiert, so untermauert auch der Film kindlich gerecht die Botschaft, man solle an sich und seine Träume glauben.

Dennoch hält sich Rossio manchmal für gewitzter, als er ist. So leidet der Film zunehmend an stilistischen Meta-Verschachtelungen, die scharf an der Grenze zur Präpotenz schrammen. Ein Kinderfilm, der Spaß macht, aber nicht so schlau ist, wie er denkt. (Susanne Gottlieb, 8.2.2023)