Fed-Chef Jerome Powell denkt, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sein werden.

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Washington – Der Vorsitzende der US-Notenbank Fed hat künftige Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation in Aussicht gestellt. Es dürften voraussichtlich weitere Maßnahmen notwendig sein, sagte Jerome Powell am Dienstag bei einer Veranstaltung in Washington. Zwar sei im laufenden Jahr mit einem "signifikanten" Rückgang der Inflationsrate zu rechnen. Es dürfte aber noch bis 2024 dauern, bis diese wieder das von der Fed anvisierte Ziel von zwei Prozent erreichen werde.

Powell wies zudem darauf hin, dass der Arbeitsmarkt in den USA in einer "außerordentlich starken Verfassung ist". Der Notenbankvorsitzende war zuletzt in der vergangenen Woche nach einer Zinsentscheidung Spekulationen an den Finanzmärkten entgegengetreten, wonach die US-Zentralbank noch in diesem Jahr mit Zinssenkungen beginnen könnte. Hintergrund sind Rezessionsängste. An den Finanzmärkten wurde darauf spekuliert, die Fed könnte von ihrem Kampf gegen die hohe Inflation abkehren.

Seit vergangenen März hat die Fed ihre Leitzinsen kräftig erhöht. Damit will sie die hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen. Zuletzt wurde der Zins nach der geldpolitischen Sitzung am vergangenen Mittwoch um 0,25 Punkte auf 4,5 bis 4,75 Prozent angehoben. Die Fed-Führungsriege hatte in ihrem Ausblick vor dem Jahreswechsel für Ende 2023 im Mittel ein Leitzinsniveau von 5,1 Prozent veranschlagt.

Powell mahnt Geduld ein

Bei seinem Auftritt vor dem Washington Economic Club machte Powell aber auch deutlich, dass der Prozess der zurückgehenden Inflation bereits begonnen habe. Allerdings sei dieser noch einem "sehr frühen Stadium" und weitere Fortschritte dürften noch einige Zeit dauern. Erst im Laufe des Jahres 2024 sei mit der Rückkehr zum Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent zu rechnen. Die Zinsen müssten vor diesem Hintergrund noch einige Zeit auf einem restriktiven Niveau bleiben: "Wir müssen geduldig sein", fügte er hinzu.

Am Devisenmarkt reagierte der US-Dollar mit Kursverlusten auf die Aussagen von Powell. Im Gegenzug stieg der Kurs des Euro am Abend auf ein Tageshoch bei 1,0766 Dollar. Im weiteren Handelsverlauf gab der Euro aber die Gewinne wieder ab und notierte zuletzt auf dem gleichen Niveau wie am Morgen. Am US-Aktienmarkt drehten die Kurse der Standardwerte vorübergehend ins Plus.

Auch EZB-Direktorin sieht noch kein Zeichen für Entwarnung

Auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht noch kein Zeichen für Entwarnung. Die Kerninflation – ein Maß in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben – befinde sich nach wie vor auf einem außergewöhnlich hohen Niveau, sagte Schnabel am Dienstag auf einem Webinar der Nichtregierungsorganisation Finanzwende. "Und das sind eben Inflationsmaße, die eine sehr viel höhere Persistenz aufweisen und deshalb sind die besonders entscheidend für die Entwicklung der Inflation auf mittlere Sicht", betonte Schnabel. Auf diese Zahlen blicke die Europäische Zentralbank (EZB) ganz besonders.

Die allgemeine Inflation war zwar im Euroraum im Zuge eines zuletzt nachlassenden Preisschubs bei Energie von 9,2 im Dezember auf 8,5 Prozent im Jänner gesunken. Dies war bereits der dritte Rückgang in Folge. Das mittelfristige EZB-Ziel von zwei Prozent liegt damit aber immer noch weit entfernt. Die Kerninflation verharrte im Jännner auf dem Dezemberwert von 5,2 Prozent. Die Euro-Notenbank, die im Juli die Zinswende vollzogen hatte, hob am Donnerstag die Zinsen erneut an um 0,50 Prozentpunkte und stellte zugleich eine weitere Zinserhöhung um ebenfalls 0,50 Prozentpunkte im März in Aussicht. Was danach geschehen soll, ist allerdings noch offen. "Meine zentrale Sorge ist nach wie vor, dass die Inflation mittelfristig zu hoch bleibt", sagte Schnabel. (APA, red, 7.2.2023)