Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause sind beim Akademikerball der FPÖ wieder Demonstrationen zu erwarten.

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Wien/Kiew/Moskau – Die Renaissance der Ballsaison sorgt auch für das Comeback einer politisch umstrittenen Veranstaltung: des von der FPÖ ausgerichteten Akademikerballs. Sahen sich die Veranstalter schon in den vergangenen Jahren mit Demonstrationen gegen den Burschenschafterevent konfrontiert, kommt in diesem Jahr ein Aufreger dazu: die direkt angrenzende Parlamentarische Versammlung der OSZE mit russischen Delegierten. Die Organisatoren verwahren sich gegen eine Vereinnahmung.

Wie alle anderen großen Veranstaltungen musste auch der Akademikerball für zwei Jahre aufgrund der Corona-Maßnahmen pausieren. Traditionsgemäß findet er in der Wiener Hofburg statt, gar nicht traditionell ist in diesem Jahr aber der Termin: Statt Ende Jänner wird diesmal ein Monat später getanzt – und das ausgerechnet am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine. Zudem sorgt die OSZE-Versammlung mit russischer Beteiligung in direkter Nähe für Spekulationen.

Den Termin selbst habe man in Absprache mit der Hofburg angesetzt, um den Burschenschafterball nicht wieder mit dem Holocaust-Gedenktag zusammenfallen zu lassen – ein Vorwurf, der bereits in den Jahren zuvor erhoben worden war. Diesmal habe man von dieser Korrelation freiwillig Abstand genommen, so Ballorganisator Udo Guggenbichler gegenüber der APA. Dass es sich um den Jahrestag des Ukraine-Einmarsches handeln könnte, habe man bei der Terminfixierung am 3. Februar zudem nicht wissen können.

Demonstrationen erwartet

Ob tatsächlich russische OSZE-Delegierte den Ball besuchen werden, kann Guggenbichler nicht sagen. Dies sei schlicht nicht zu kontrollieren, jeder könne sich außerdem eine Karte kaufen. Freude damit hätte man jedenfalls keine, betont er, denn: "Als unpolitische Ballveranstaltung haben wir kein Interesse, uns von wem auch immer politisch instrumentalisieren zu lassen." Und auch sonstige Aufregergäste, wie einst die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen, würden nicht erwartet, spreche man doch generell keine Einladungen aus.

Nicht nur das Datum des Balls, auch generell das Zusammentreffen schlagender Burschenschafter hat wieder Organisationen auf den Plan gerufen, die seit jeher gegen den Akademikerball (vormals WKR-Ball) protestiert hatten. So hat die Offensive gegen Rechts eine Kundgebung vor der Uni Wien initiiert, die unter dem Motto "Faschos aus der Hofburg schmeißen!" steht. Ebenfalls nicht auszuschließen ist eine eigene Veranstaltung von Klimaaktivisten.

"Jeder hat das Recht zu demonstrieren", meint Ballorganisator Guggenbichler zu den angekündigten Protesten. Immerhin habe man 1848 bei der bürgerlichen Revolution diese Rechte erkämpft. Er bitte lediglich darum, von Gewalt abzusehen. Erste Besprechungen mit der Polizei soll es noch in dieser Woche geben.