Weichen auf Rekordkurs gestellt: Voestalpine trotzt der Energiekrise und vermehrt ihre Gewinne.

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Wien/Linz – Eine Verdoppelung der Energiepreise und der stotternde Motor in der Automobilindustrie bringen die Voestalpine nicht von ihrem Kurs Richtung Rekordergebnis ab. Wohl habe sich die Konjunktur im dritten Quartal (31. Dezember) eingetrübt, aber insgesamt sei die Nachfrage nach hochwertigen Stählen nach wie vor intakt, sagte Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner bei Vorlage der Neunmonatszahlen am Mittwoch.

Aufgrund des Wachstumssprungs hob der Stahl- und Technologiekonzern sein Gewinnziel für das Bilanzjahr 2022/23 (31. März) an. Erwartet wird nun ein operativer Gewinn (Ebitda) von 2,5 Milliarden Euro statt bisher 2,3 bis 2,4 Milliarden. Darin enthalten sei auch ein Einmalerlös von 120 Millionen Euro aus einem Grundstücksverkauf der Edelstahl-Division (High Performance Metals) in Düsseldorf.

Energiekosten verdoppelt

Die auf eine Milliarde Euro verdoppelten Energiekosten lassen sich vor diesem Hintergrund ebenso stemmen wie das neue Edelstahlwerk in Kapfenberg, das sich um bis zu 30 Prozent verteuern könnte, räumte Eibensteiner ein. Mit 350 Millionen Euro werde man nicht das Auslangen finden. Mit einem Jahr Verspätung soll die Anlage im März in Betrieb gehen.

Treiber des Geschäfts waren der Energiebereich mit Produkten für die Solarindustrie und die Bahnsparte (Schienen und Weichen). Beide laufen wie geschmiert. Auch die Corona-bedingte Delle in der Luftfahrtausrüstung scheint ausgebügelt. Die Nachfrage nach Flugzeugen für die Kurzstrecke sei wieder da.

Automotor stottert

Durchwachsener sind die Aussichten im Segment Automotive, wo die Nachfrage seitens der Automobilhersteller auch aufgrund der Lieferkettenprobleme verhaltener ist und bisweilen stockt. Nicht alle Standorte seien positiv, darunter das Sorgenkind im US-amerikanischen Cartersville, wo die Produktions- und Qualitätsprobleme offenbar noch immer nicht vollständig behoben seien. "Wir arbeiten aber daran", sagte der Voestalpine-Chef. Die Wartungsphasen und Produktionsferien seien heuer bei einigen Kunden besonders lange gewesen, und auch in den USA sei die Autokonjunktur noch eher schlecht. Insgesamt habe die Automotivesparte aber eine positive Performance geliefert. Man ist also gewissermaßen mit einem blauen Auge davongekommen.

Schwäche zeigten laut Angaben der Voestalpine auch Maschinenbau und Konsumgüterindustrie, hier sei die schwache Nachfrage bereits spürbar. Die Verlangsamung der Nachfragedynamik in der Bauindustrie rundet das Bild ab.

Transformationskosten steigen

Kostensteigerungen zeichnen sich insbesondere im Transformationsprojekt Green Tec Steel ab. Die erste Stufe der Stahlerzeugung mit je einem Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz soll im März vom Aufsichtsrat auf den Weg gebracht werden. Mit einer Milliarde Euro dürfte man wohl nicht das Auslangen finden, Genaueres wollte der Voest-Chef allerdings nicht sagen. Klar ist damit aber, dass die Oberösterreicher hoffen, aus dem mit gut drei Milliarden Euro gefüllten Transformationstopf ein ordentliches Stück abzukriegen.

Von den Energiehilfen der Regierung erwartet man nicht allzu viel, sie seien mit zwei Millionen Euro gemessen an der Verdoppelung der Energiekosten auf eine Milliarde Euro allein in den ersten drei Monaten aber eher überschaubar.

Schuldenabbau

Der mit weltweit rund 50.000 Beschäftigten erwirtschaftete Konzernumsatz stieg in den ersten neun Monaten um 29,3 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) um fast ein Viertel auf 1,9 Milliarden Euro. Dabei half zweifellos, dass Kunden und Abnehmer steigende Rohstoff- und Energiekosten großteils akzeptierten.

Während die Margen kleiner wurden, baute die Voestalpine ihre Schulden weiter ab. Die Nettofinanzverschuldung sank von 2,9 auf 2,7 Milliarden Euro, die Nettoschulden im Verhältnis zum Eigenkapital reduzierten sich von 46 auf 35,1 Prozent. Der Eigenkapitalpolster wurde dicker, von 6,3 auf 7,6 Milliarden Euro. (ung, 8.2.2023)