Das Kryptounternehmen Bitpanda hat sich eine Holdingstruktur verpasst und gehört nun einer Schweizer Aktiengesellschaft.

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Recht unauffällig und weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich Bitpanda eine neue Gesellschaftsstruktur verpasst – und hat nun eine Mutter in der Schweiz.

Die von Österreichern 2014 gegründete Tradingplattform, die Bitpanda GmbH mit Sitz in Wien-Leopoldstadt, gehört seit kurzem einer Schweizer Holding namens Bitpanda Group AG mit Sitz in Zürich. Die wurde 2022 ins Schweizer Handelsregister eingetragen. In ihrem Verwaltungsrat sitzen unter anderen die Gründer der österreichischen Gesellschaft, Eric Demuth, Pau Klanschek und Christian Trummer. Demuth und Klanschek sind auch in der Geschäftsführung der AG aktiv.

Die bisherigen Eigentümer von Bitpanda sind aber nicht ausgestiegen, sie sind nun vielmehr an der Schweizer Mutter und somit noch indirekt an der Wiener Gesellschaft beteiligt. Das betont Bitpanda-COO Lukas Enzersdorfer-Konrad auf Anfrage des STANDARD.

Prominente Eigentümer

Zu diesen Eigentümern zählen neben den Gründern etwa die Valar-Fonds rund um den Deutsch-Amerikaner Peter Thiel oder Gemini Investments. Thiel, Mitgründer der Zahlungsplattform Paypal, ist in Österreich auch als Geschäftspartner von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bekannt; das von den Brüdern Winklevoss gegründete Kryptounternehmen Gemini ist schwer von der Kryptokrise getroffen. Die bisherigen Eigentümer sind nun eben via die Zürcher AG indirekt an der Wiener Bitpanda beteiligt. "An der Eigentümerstruktur hat sich seit den jüngsten Finanzierungsrunden 2020/21 de facto nichts verändert", erklärt Enzersdorfer-Konrad.

Und: Mehr werde sich auch nicht ändern, operativ werde die Wiener Bitpanda ihren Geschäften wie bisher nachgehen. Das Headquarter bleibe weiterhin in Wien, und alle Kundenbeziehungen würden von hier aus weiterbetreut, für die Kundinnen und Kunden werde alles beim Alten bleiben.

Zugang zum internationalen Kapitalmarkt

Und warum wurde die seit rund eineinhalb Jahren vorbereitete, komplexe gesellschaftsrechtliche Umstrukturierung vorgenommen, wozu braucht Bitpanda eine Schweizer Holding als Mutter?

Das begründet das Start-up so: Die Holding-Struktur erleichtere die administrative Organisation, besonders für die internationalen Investoren sei die Beteiligung über eine Holding einfacher handzuhaben als über eine GmbH. In der Schweiz sei die Aktiengesellschaft daheim, weil dort mehr Fintechs angesiedelt seien als in Österreich, was die Herausforderung hier entsprechend groß gemacht habe.

Und: Die Rechtsform der Aktiengesellschaft habe Bitpanda gewählt, um "langfristig Zugang zum internationalen Kapitalmarkt zu haben", so Enzersdorfer-Konrad, der auch in der Geschäftsführung der Zürcher Bitpanda-Mutter sitzt. Die AG-Lösung schaffe zudem eine Basis für weitere Expansion.

Jobabbau

Bitpanda hat seinen Umsatz im Krypto-Hypejahr 2021 mehr als verachtfacht, der Jahresüberschuss betrug 37 Millionen, und das Fintech wurde mit rund vier Milliarden Dollar bewertet.

Die jüngste Kryptokrise hat freilich auch Bitpanda zerzaust: Im Frühsommer des Vorjahres gab es eine Kündigungswelle, laut damaliger Aussendung des Unternehmens wurden rund 270 von ungefähr tausend Mitarbeitern rausgeworfen. Ein weiterer Jobabbau sei nicht geplant, Bitpanda sei jetzt "nachhaltig" aufgestellt, erklärt Bitpanda-Manager Enzersdorfer-Konrad. (Andreas Danzer, Renate Graber, 8.2.2023)