Und plötzlich wurde es sehr ruhig auf den Flughäfen dieser Welt. Nicht nur Urlauber, auch Geschäftsreisende blieben in den ersten Jahren von Corona aus. Langsam erholt sich das Segment wieder.

Kaum eine Branche ist vom Ausbruch der Covid-19-Pandemie vor fast drei Jahren so stark getroffen worden wie der Tourismus, kaum ein Segment innerhalb der Branche hat eine derartige Vollbremsung hingelegt wie die Geschäftsreisen. Dabei sind gerade Geschäftsreisende jene Kundenschicht, um die neben Airlines auch Bahngesellschaften, weil sehr lukrativ, besonders buhlen: Businessclass da, Erste-Klasse-Abteile dort – aufzahlungspflichtig natürlich beide.

2019 war nicht nur touristisch, sondern auch geschäftsreisemäßig das bisher beste Jahr. 2020, bei Ausbruch von Corona, riss der langjährige Aufwärtstrend im Business-Segment abrupt ab. 2021 war noch immer sehr durchwachsen – Folge diverser Lockdowns und Reisebeschränkungen, die es auch im zweiten Corona-Jahr noch gegeben hat.

Turnaround

2022 kam es zum Turnaround. Das zeigen Zahlen des österreichischen Geschäftsreiseverbands Austrian Business Travel Association (ABTA). Mit 2,672 Millionen Geschäftsreisen im Zeitraum Jänner bis September wurde der Anschluss an Vor-Corona-Zeiten gefunden.

Mit 2,684 Millionen Businesstrips sind im Vergleichszeitraum 2019 nur unwesentlich mehr (12.000) Geschäftsreisen über alle Segmente hinweg, also unter Berücksichtigung von Dienstreisen per Auto, Bahn oder Flugzeug, gezählt worden als 2022. Die Zahlen für das Gesamtjahr gibt es im Mai, große Verschiebungen sind nicht zu erwarten.

"Es hat eine starke Erholung der Geschäftsreisetätigkeit gegeben", sagte Wilfried Kropp, Autor des ABTA-Geschäftsreisereports 2023, dem STANDARD. "Das Flugsegment liegt noch zurück, das hat in der Tat nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht." Das werde aller Voraussicht nach auch so bleiben.

"Expertenbefragungen haben ergeben, dass in den kommenden Jahren mit einem leichten weiteren Wachstum bei Geschäftsreisen gerechnet wird, aber nicht mehr so sprunghaft wie 2022. Bei Geschäftsreisen mit Flugzeug wird es aber einen dauerhaften Gap geben zwischen dem Niveau 2019 und künftig, weil viele Meetings online abgehalten werden", sagte Kropp.

Digitale Aufrüstung

Tatsächlich haben so gut wie alle Unternehmen während Corona die digitale Aufrüstung vorangetrieben. Videokonferenzen, aber auch Meetings via Teams, Skype, Webex oder Zoom wurden zu einem Massenphänomen, das gekommen ist, um zu bleiben. Entsprechend selektiv geht man in einzelnen Unternehmen mit Businesstrips um.

"Es ist sicher so, dass die Geschäftsreisen bei uns abgenommen, Minimum halbiert haben", sagt Hannes Roither, Sprecher des international tätigen Kranherstellers Palfinger mit Sitz in Salzburg/Bergheim. "Covid hat bei der Digitalisierung einen extremen Schub bewirkt. Es gibt weniger Geschäftsreisen, das wird auch so bleiben."

Allerdings – nicht jedes Meeting funktioniere digital so, wie man sich das vorstelle. "Die Kunden muss man auch vor Ort besuchen, der persönliche Kontakt ist immer noch sehr wichtig", sagt Roither.

Dienstreisen selektiv

Ihn dasselbe Horn stößt Peter Felsbach, der für den Stahlkonzern Voestalpine spricht. "Es hat sich verlagert; wir versuchen, möglichst viele Termine über Digitalformate abzuhalten. Reisen von und nach China sind nach wie vor schwierig", sagt Felsbach. Eine Mischung sei das wahrscheinlichste Szenario in Zukunft. "Es wird Termine geben, die weiter digital bleiben, und solche, die man persönlich absolvieren muss", sagt der Voest-Sprecher.

Eine rege Reisetätigkeit gab es vor der Pandemie auch beim Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV, der viele Produktionsstätten im nahen und fernen Ausland hat. Eine konzerninterne Reiserichtlinie zeigt genau auf, wie eine Geschäftsreise zu laufen hat – "von der Taxifahrt zum Flughafen zum Hotel", wie das OMV-Sprecher Andreas Rinofner formuliert. Die Geschäftsreisetätigkeit im Unternehmen sei stark zurückgegangen. "Bei uns gab es im Gesamtjahr 2022 nur knapp 55 Prozent der Dienstreisen von 2019", präzisiert der OMV-Sprecher.

Auto mit höchstem Anteil

Airlines haben unter der Corona-Krise überproportional gelitten. Von 2019 auf 2021 wurde ein Rückgang um 63 Prozent registriert. Der Anteil des Flugzeugs an allen Geschäftsreisen lag bei 17,40 Prozent. Den höchsten Anteil hatte das Auto mit 53,90 Prozent, haben Befragungen ergeben. Auf die Bahn entfielen 7,80, auf sonstige Verkehrsmittel 20,80 Prozent. Während Corona seien viele auf das Auto umgestiegen, auch weil in der Bahn eine Ansteckung mit dem Virus befürchtet wurde.

Laut neuester Umfrage der Global Business Travel Association (GBTA) haben sich die internationalen Geschäftsreisebuchungen in Europa auf 60 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erholt. In Nordamerika liege man bei 50 Prozent von 2019, weltweit bei 54 Prozent. Die wirtschaftliche Eintrübung sollte die weitere Erholung nicht aufhalten.

(Günther Strobl, 9.2.2023)