Nur noch Notfälle aus der Steiermark werden im Landeskrankenhaus Tamsweg bis Ostermontag behandelt.

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Das Landeskrankenhaus Tamsweg im Salzburger Lungau will bis Ostermontag auf der internistischen Abteilung keine Patientinnen und Patienten aus der Steiermark mehr aufnehmen. Grund für den Aufnahmestopp sei die Personalknappheit im Spital, heißt es vom Sprecher der Salzburger Landeskliniken (Salk) Wolfgang Fürweger.

Ausgenommen seien geplante Operationen und Notfälle. "Wir werden niemanden mit einem Herzinfarkt vor der Tür sterben lassen." Auch geplante gynäkologische Behandlungen und Geburten sind weiterhin uneingeschränkt möglich. Betroffen seien aber planbare internistische Aufgaben wie Diabeteseinstellungen oder Bluthochdruckpatienten. Er bat um Verständnis für die Maßnahme, aber: "Wir sind, was die Personalnot betrifft, keine Ausnahme. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten auf Anschlag, und wir müssen sie schützen." Kernaufgabe des LKH Tamsweg sei die Versorgung der Region Lungau.

"Aktuell müssen wir aber aufgrund der angespannten Lage um Verständnis dafür bitten, dass wir uns im internistischen Bereich in Tamsweg auf unseren Kernauftrag konzentrieren: die Versorgung der Bevölkerung im Bezirk Tamsweg. Und natürlich müssen wir auch unser Personal vor Überlastung schützen", ergänzt der Geschäftsführer der Salk, Paul Sungler.

"Mitten in der Krise"

"Man muss sich das vorstellen, da hat jemand einen Herzinfarkt, und der Rettungskommandant muss entscheiden: Wo soll er jetzt mit dem Patienten oder der Patientin hin? Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Es musste jedem klar sein: Wir kommen nicht auf eine Krise zu, sondern sind mitten drin", sagt der Geschäftsführer und ärztliche Direktor des Krankenhauses in Friesach in Kärnten, Ernst Benischke, im Gespräch mit dem STANDARD. Auch sein Haus müsse täglich Patienten aus dem nahen Murtal versorgen, in einen derartigen Engpass wie gegenwärtig in Tamsweg sei man im Spital Friesach aber noch nicht, aber das könne sich schnell ändern.

Die Versorgung der Bevölkerung aus dem steirischen Murtal hat sich jedenfalls drastisch verschlechtert, nachdem das LKH in Tamsweg, in dem ein Viertel der Murauer Patienten behandelt werden, angekündigt hat, bis Ostermontag keine Patientinnen und Patienten mehr aus der Steiermark anzunehmen. Nun scheint sich die Spitalsreform der Steiermark, die auf Einsparung hin konzipiert ist, in dieser Region zu rächen. Denn die für die Versorgung der Region wichtige internistische Abteilung im nahen Krankenhaus Stolzalpe wurde geschlossen, die nächsten Spitäler Judenburg und Knittelfeld sind mehr als 70 Kilometer entfernt.

Auch den Salk-Sprecher Fürweger stellt angesichts der Akutsituation die Frage, ob es klug gewesen sei, diese internistische Abteilung auf der Stolzalpe in der Steiermark zu schließen.

Keine Koordinierung zwischen den Ländern

Das für die Murauer Bevölkerung naheliegende zweite Krankenhaus, jenes über der Landesgrenze im kärntnerischen Friesach, kämpft ebenso längst mit eine Ärztemangel. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der zu erwartete Ansturm aus dem Murtal nach der Sperre von Tamsweg auch Friesach in Probleme bringen könnte, sagt der dortige ärztliche Chef Benischke, der auch von einem "Gemurkse" in der Politik und wie auch die Salzburger von einer "hausgemachten Krise" in der Steiermark spricht

Es sei auch nicht nachvollziehbar, warum es keine Koordinierungen zwischen den einzelnen Bundesländern geben. Die Politik denke nur in Bundeslandgrenzen, dabei sei eine regionale Versorgung der Bevölkerung notwendig, kritisiert Benischke.

Die Krise der steirischen Spitalsversorgung geht längst über das Murtal hinaus. Auch in den obersteirischen Spitälern herrschen seit langem Personalengpässe, vor allem im Pflegebereich. Auch das universitäre Zentralspital in Graz hat bereits große Mühe, den notwenigen Versorgungsstandard zu halten und Patienten und Patientinnen aus der Obersteiermark aufzunehmen. In den obersteirischen Krankenhäusern gibt es im Pflegebereich bereits Ankündigungen von Protesten. Die Führung der steirischen Spitalsholding Kages hat als Reaktion auf die Kritiken aus den Spitälern einen Maulkorberlass verhängt. Wer über die Engpässe öffentlich Auskunft gebe, müsse mit disziplinarrechtlichen Konsequenzen rechnen, heißt es

SPÖ kritisiert Salzburger Gesundheitslandesrat

Der Salzburger SPÖ-Chef David Egger sieht in der Maßnahme des Aufnahmestopps für steirische Patienten eine "endgültige ÖVP-Bankrotterklärung" und fordert Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) auf, sie mit sofortiger Wirkung zurückzunehmen. Jahrelang habe Stöckl "die Spitäler kaputtgespart und achselzuckend zur Kenntnis genommen, wie sich der Mangel an Pflegekräften und ärztlichem Personal immer weiter zugespitzt hat, speziell auch im Lungau", betont Egger. Auch der Tamsweger SPÖ-Vizebürgermeister Helmut Steger fordert eine Rücknahme der Verordnung: "Für die Gesundheitsversorgung in der Region ist das eine Katastrophe."

Gesundheitslandesrat Stöckl erklärt, er habe aufgrund der aktuellen Belastung und des allgemeinen PErsonalmangels im Gesundheitssystem in mehreren Gesprächen mit den Geschäftsführungen der öffentlichen Spitäler darauf hingewiesen, den gesetzlich verankerten Versorgungsauftrag für die Salzburger Bevölkerung sicherzustellen. "Das heißt, dass bei planbaren Aufnahmen die Salzburger Bevölkerung prioritär zu behandeln ist", betont Stöckl. Für Patientinnen und Patienten aus anderen Bundesländern könne es zu Terminverschiebungen kommen. "Die Akutversorgung für alle Patientinnen und Patienten ist gewährleistet ", sagt der Salzburger Spitalsreferent. (Walter Müller, Stefanie Ruep, 09.02.2023)