Ein Genie der leichten Muse: Der Komponist Burt Bacharach ist gestorben.

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Wenn es darum ging, den urbanen Tagtraum zu komponieren und etwas klangvolle Romantik zu versprühen, war Komponist Burt Bacharach die erste Weltadresse. Der Meister des Easy Listening, der einst auch Pianist von Marlene Dietrich war, konnte mit ein paar Noten eine ganze pittoreske Welt entstehen lassen, in der Generationen schwärmend dahinträumten.

Mit seinen Songs hat der US-Amerikaner oft – vermittelt durch die Stimme von Sängerin Dionne Warwick, die auch durch den Songwriter zum Star wurde – alle internationalen Hitparaden dominiert. Bacharachs so einfach daherschunkelnde Melodien waren allerdings bei Nahsicht eher raffinierte Kompositionen, in denen mit rhythmischer Exzentrik und harmonischer Komplexität, welche über die üblichen Popkadenzen hinausging, eine charmante Illusion von Einfachheit hergestellt wurde, die den Miniaturen Breitenwirkung garantierte.

Viele, viele Hits

Zusammen mit Warwick hat Bacharach zwischen 1962 und 1968 etwa 15 Titel in die Top 40 der Charts gebracht. Es waren Stücke dabei, die bis heute Evergreens sind und zahllose Coverversionen nach sich zogen. Ob Reach Out for Me, What the World Needs Now is Love oder I Say a Little Prayer und Walk On By – sie wiesen eine beschwingte emotionale Substanz auf, die andere Künstler und Künstlerinnen auch zu ausgiebigen und verträumten Paraphrasen animierte. Man höre nur Sänger Isaac Hayes’ Soulversion vom Klassiker Walk on By.

Montreux Jazz Festival

Bacharach, 1928 als Sohn eines Journalisten und einer Musiklehrerin in eine jüdische Familie in Kansas City geboren, wuchs in New York auf. Er studierte Musik unter anderem an der McGill-Universität und am Mannes-Konservatorium, etwa bei dem Komponisten Darius Milhaud. Damals war wohl noch nicht klar, dass Burt Bacharach neben einigen Oscars für Filmmusik viel später auch den Nobelpreis für Musik, den Polar Music Prize, zusammen mit Karlheinz Stockhausen und Robert Moog bekommen würde.

Eine Legende wird man wohl erst mit der Zeit. Auch die Abrechnung mit der US-Politik At This Time aus dem Jahr 2005 konnte wohl erst ein erfahrener Zeitgenosse vollbringen. Am Donnerstag ist Burt Bacharach in New York 94-jährig gestorben. (Ljubiša Tošic, 10.2.2023)