Jusuf Gazibegovic und Guido Burgstaller im Zweikampf beim letzten Aufeinandertreffen im August.

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Rapid-Trainer Barisic sagt, Sturm geht als Favorit in die Partie. "Aber in Wahrheit ist mir das wurscht."

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Viel mehr hat der österreichische Vereinsfußball nicht zu bieten. Nach der WM-bedingten knapp dreimonatigen Bundesligapause wird am Freitagabend der Betrieb wiederaufgenommen. Sturm Graz empfängt Rapid, das lässt sich nicht einmal der ORF entgehen, ab 20.30 Uhr wird übertragen. Die Merkur-Arena ist ausverkauft (15.500), da passt nicht einmal mehr ein Mäuslein rein. Die 1.400 Tickets, die dem Gast, also Rapid, statutengemäß zur Verfügung gestellt wurden, waren binnen weniger Hundertstelsekunden weg. Die Hütteldorfer hätten gerne ein größeres Kontingent gehabt. Da aber die Grazer nicht gegen eine Traverse gelaufen sind, wurde nicht einmal angefragt.

Fraglos haben beide Teams das Halbfinale des Cups erreicht. Rapid gewann vor einer Woche beim Wolfsberger AC mit 3:1 nach Verlängerung. Sturm beeindruckte weit mehr, eliminierte Titelverteidiger Red Bull Salzburg auswärts im Elferschießen. Die Grazer haben sich längst als zweite Kraft etabliert, sie sind auch Zweite, der Vorsprung auf die Wiener beträgt neun Zähler – Tabellen lügen nicht. Rapids Trainer Zoran Barisic glaubt, dass sie "Favorit" sind. "Aber in Wahrheit ist mir das wurscht."

Gute Kicker, neue Energie

Der Respekt sei groß: "Sie spielen sehr intensiv mit vielen hohen und zweiten Bällen, haben aber auch viele gute Kicker in ihren Reihen, die ein Match entscheiden können. Sie konnten ihre Säulen über mehrere Jahre halten und sind dadurch gefestigt. Sie haben ein lauf- und zweikampfstarkes Team, das uns das Leben schwermachen wird." Einen großen Anteil habe Trainerkollege Christian Ilzer: "Er hat es geschafft, bei Sturm seine Art, wie er Fußball spielen will, zu implementieren. Er weicht davon in der Bundesliga nicht ab, egal gegen welchen Gegner sie spielen, und hat viel positive Energie reingebracht."

Der 52-jährige Barisic will "Lösungen finden. Wir müssen klar, kühl und schnell im Kopf sein, Zweikämpfe annehmen, im technisch-taktischen Bereich mit dem Ball überzeugen." Der 45-jährige Ilzer streut derweil Barisic Rosen: "Bei Rapid spürt man die neue Energie, es gab ja auch außerhalb der Mannschaft Veränderungen. Zoki hat sie wieder zu ihren Stärken gebracht, die Rapidler präsentieren sich frischer und freier. Strukturell haben sie im Spiel vieles vereinfacht."

Angstgegner

Unabhängig voneinander befragt, sagt auch Ilzer: "Wir müssen klar im Kopf sein." Im Allianz-Stadion gewann Sturm 2:1, damals im August 2022 litt noch Ferdinand Feldhofer auf Rapids Bank. Sturm hat sich zu einer Art Angstgegner gemausert, die jüngsten sieben Vergleiche wurden allesamt nicht verloren. Ilzer sagt: "Von Serien halte ich nichts." Der Aufstieg gegen Salzburg sei abgehakt, nur eine schöne Erinnerung: "Erfolg stärkt, aber man darf durch Erfolg nicht oberflächlicher werden."

Barisic verweigerte eine Antwort auf die Frage, welchen Sturm-Kicker er gern bei Rapid hätte, er hätte ja auch "alle" sagen können. "Ich will, dass meine Leute immer besser werden." Die Aufstellung hat er nicht verraten, ob er rotieren wird, kann man im Fernsehen sehen. "Aber Guido Burgstaller spielt sicher." Der Kapitän ist längst zum Leader geworden, Gegenteiliges war nicht zu erwarten. Burgstaller hat bereits zehn Tore erzielt. Die Mannschaftsvertreter hatten während der Woche ein Treffen mit Fanvertretern, man hat sich wieder richtig lieb. Es ist zwar nicht revolutionär, aber die Profis werden bei Auswärtspartien schon vor Abpfiff zum Sektor gehen, um zu grüßen, zu danken, sich den vorauseilenden Applaus abzuholen. Das Verabschieden nach Abpfiff war immer schon eine Selbstverständlichkeit.

Inoffizieller Trainer

Die Umwandlung des Barisic-Vertrags von Geschäftsführer auf Cheftrainer ist noch nimmer nicht offiziell vollzogen: "Aber es ist echt nur ein Formalakt. Die neuen Visitenkarten habe ich schon."

Rapid ist derzeit Vierter, die Teilnahme an der Meistergruppe in Schwebe. Noch sechs Runden im Grunddurchgang stehen an. Vom Sturm-Spiel erwartet Barisic neue Erkenntnisse. "Dann wissen wir, wie weit wir sind. Ich bin überzeugt, dass die Grazer über ihre Grenzen gehen müssen, um uns zu schlagen." (Christian Hackl, 9.2.2023)

Mögliche Aufstellungen

SK Sturm Graz – SK Rapid Wien (Graz, Merkur Arena, 20.30 Uhr/live ORF 1 und Sky, SR Altmann).
Bisheriges Saisonergebnis: 2:1 (a).
2021/22: 3:0 (a), 2:2 (h), 2:1 (h), 1:1 (a).

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Wüthrich, Borkovic, Dante – Gorenc-Stankovic – T. Horvat, Kiteishvili, Prass – Ajeti, Emegha

Es fehlen: Jantscher (Wadenverletzung), Böving (Syndesmoseband), Wels (Meniskus)

Rapid: Hedl – Oswald, Sollbauer, K. Wimmer, Moormann – Pejic, Kerschbaum – Bajic, Knasmüllner, Grüll – Burgstaller

Es fehlen: Kühn, Schick, Druijf, Koscelnik, Hofmann, Sattlberger (alle verletzt bzw. im Aufbautraining)