Ein BMPT Terminator, links und rechts an der äußeren Wannenfront sind die beiden automatischen Granatwerfer zu erkennen. Diese fehlen beim Terminator 2.

Foto: SHAMIL ZHUMATOV, Reuters

Der Terminator sollte Russland den Sieg über die Ukraine bringen. Bewaffnet wie eine ganze Armeeeinheit, sollte er mehrere Ziele zu Land und in der Luft gleichzeitig bekämpfen und die Kriegsführung für immer zugunsten Russlands revolutionieren. Jetzt wurde das erste derartige Fahrzeug terminiert, und der vermeintliche Wunderpanzer wirkt wie das Resultat eines Bastelprojekts mit Zutaten aus der Sowjetunion.

Der BMPT Terminator war von Anfang an ein Experiment und ist weder in der Kategorie Kampfpanzer zu Hause, noch lässt er sich als Schützenpanzer deklarieren, weshalb er im Westen gerne als Unterstützungsfahrzeug für Kampfpanzer umschrieben wird. Wörtlich steht BMPT für "Boyevaya Mashina Podderzhki Tankov" oder zu Deutsch etwas unhandlich: Panzerunterstützungs-Kampffahrzeug.

Wozu das alles?

Doch warum braucht ein Kampfpanzer überhaupt Unterstützung? Gerade in unübersichtlichem Gelände, wie im bergigen Terrain oder in dicht bebauten Städten, sind Kampfpanzer extrem verwundbar, weil sie von allen Richtungen angegriffen werden können. Gleichzeitig können die Waffensysteme von Kampfpanzern oft nicht hoch genug zielen, um etwa feindliche Infanterie im sechsten Stockwerk eines Hochhauses anzugreifen.

Dazu kommt, dass die Crew meist nur über sehr eingeschränkte Sicht verfügt. Das ist der Grund, warum Panzerbesatzungen außerhalb aktiver Kampfhandlungen und vor Fernsehkameras die Köpfe aus den offenen Luken stecken: Das ist oft die einzige Möglichkeit, einen umfassenden Überblick über die Umgebung zu haben. Diese Erfahrung machte die Sowjetunion in Afghanistan und Russland in Tschetschenien, als ganze Panzereinheiten durch Angriffe von erhöhten Positionen oder im dicht bebauten Gebiet vernichtet wurden.

Deshalb wurde der Terminator entwickelt. Er soll die russischen Kampfpanzer unterstützen und Bedrohungen ausschalten, bevor sie den T-72, T-80 oder T-90 gefährlich werden können, während sich die Kampfpanzer um die harten Ziele kümmern. Die russische Armee erfand also eine eigene Waffengattung.

Der Terminator sollte den Soldaten am Boden ersetzen

In manchen Propagandakanälen sah man sogar das Ende des Soldaten am Boden gekommen, der BMPT würde all dessen Aufgaben übernehmen können. In der Theorie soll ein BMPT Terminator mit einer Vielzahl an Waffen bis zu fünf Ziele, egal ob Flugzeug, Infanterie oder Kampfpanzer, gleichzeitig ausschalten. Mit Stolz verkündete die russische staatliche Nachrichtenagentur RIA im Mai 2022 den Einsatz des Terminators in der Ukraine. Jetzt ist der Nimbus der Superwaffe dahin: Am Donnerstag gingen Bilder um die Welt, wie ein einsamer Terminator von ukrainischer Artillerie nahe Kreminna im Gebiet Luhansk zerstört wurde.

Dieses Video zeigt den Abschuss eines russischen BMPT Terminator.

Dabei hat die russische Propaganda den BMPT einmal mehr als "unzerstörbar" vermarktet. Der Name "Terminator" wurde für den internationalen Markt gewählt, um diesen Anspruch der unzerstörbaren Maschine noch zu untermauern. Die Anlehnung an die US-Kultfilme dürfte demnach nicht zufällig passiert sein. Richtig erfolgreich waren diese Marketingbemühungen nicht: Russland konnte bislang nur zehn Stück des BMPT verkaufen – an Kasachstan.

Alte Sowjetteile, neu zusammengesetzt

"Einzigartig" mag das Kampffahrzeug also sein, "neu" ist dagegen ein Begriff, der in der Realität nur eine teilweise Berechtigung hat. Tatsächlich wurde der BMPT zum Großteil aus altem Sowjetmaterial zusammengebaut.

Als Basis diente einmal mehr das "Arbeitstier" der russischen Armee, das Chassis des Kampfpanzers T-72 aus den 1970er-Jahren. Für den in der Ukraine eingesetzten und verwirrenderweise BMPT-72 genannten Terminator 2 wurden alte eingemottete T-72 umgebaut, Neubauten gibt es, anders als beim Terminator 1, nicht. Für den Umbau wird der Turm des T-72 entfernt und durch die Terminator-Variante ausgetauscht, ebenso wird ein neuer Dieselmotor eingebaut, was das gesamte Gefährt um sieben Tonnen schwerer macht. Wie beim Armata ist der Turm unbemannt und wird von der fünfköpfigen (Terminator 1) oder dreiköpfigen (Terminator 2) Crew von der Wanne aus ferngesteuert.

Auf dem Papier beeindruckend

Laut dem Hersteller Uralvagonzavod soll ein BMPT zwei Schützenpanzer vom Typ BMP und einen kompletten Infanteriezug ersetzen können. Das Waffenarsenal hat es jedenfalls in sich: Als Primärwaffe dienen zwei Maschinenkanonen 2A42 im Kaliber 30 mm, die noch aus der Sowjetära stammen. Diese sind stabilisiert, das heißt, sie können auch aus der Fahrt abgefeuert werden. Die Waffen verfügen über 850 Schuss und können so insgesamt 85 Sekunden lang feuern, bevor die Munition ausgeht.

Diese Kanonen lassen sich deutlich höher richten als etwa beim T-72. Der russische Kampfpanzer kann seine Kanone nur um -6 bis +14 Grad nach oben und unten schwenken, während der Terminator einen Bereich von -5 bis +45 Grad abdeckt. Komplettiert werden die Doppelgeschütze durch ein koaxiales 7,62 mm Maschinengewehr.

Ebenfalls aus der späten Sowjet-Ära stammen die vier Lenkwaffen vom Typ 9M120 Ataka, zwei davon sind auf jeder Turmseite montiert. Diese lasergesteuerten Raketen sollen je nach Variante Panzer, Flugzeuge und Infanterie bekämpfen können.

Die ungewöhnlichste Ausstattung des BMPT sind die doppelten Granatwerfer vom sowjetischen Typ AGS-17D, einem vollautomatischen Werfer für 30 mm-Munition, gespeist aus einem Gurt mit jeweils 600 Schuss. Dieser dient hauptsächlich zur Abwehr von Infanterie. Je ein Werfer befindet sich an der Seite des Fahrzeugs und wird von einem eigenen Crewmitglied bedient.

Das macht den BMPT doppelt ungewöhnlich, wird er doch von einer fünfköpfigen Crew, bestehend aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und zwei Granatenschützen bedient. Üblicherweise besteht eine sowjetisch/russische Panzerbesatzung aus drei Personen. Beim BMPT-72, wie er in der Ukraine eingesetzt wird, fehlen die beiden Granatwerfer.

Der Turm ist weniger gut geschützt

Gesteuert wird die Bewaffnung mithilfe eines modernen computergestützten Feuerkontrollsystems. Das Visier des Schützen verfügt neben dem optischen Kanal auch über eine Wärmebildfunktion sowie einen Kanal für den Abschuss der Lenkwaffen. Der Kommandant verfügt über ein eigenes Periskop für die Rundumsicht.

Da es sich eigentlich um einen umgebauten T-72 handelt, ist das 48 Tonnen-Fahrzeug schwer gepanzert, wobei der unbemannte Turm deutlich schwächer geschützt sein dürfte als die Wanne. So sind Teile der Waffensysteme wie die Raketenwerfer nur vor kleinkalibrigem Feuer und Splittern einigermaßen sicher. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem 1000 PS-Dieselmotor.

Ein seltener Anblick mit fragwürdiger Performance

Der Verlust eines Terminator 2 auf dem Schlachtfeld wiegt für Russland besonders schwer. Nicht nur wurde einmal mehr eine vermeintlich unzerstörbare russische Superwaffe außer Gefecht gesetzt, der Verlust eines einzelnen Exemplars ist bereits ein grober Rückschlag. Wie beim T-14 Armata dürfte Russland nur über eine geringe zweistellige Zahl dieser Fahrzeuge verfügen. Westliche Sanktionen führten dazu, dass das Kampffahrzeug nie in die Massenproduktion gehen konnte.

Bislang wurde der Terminator 2 auch nur sehr vorsichtig und eher für die Fernsehkameras eingesetzt. Belegt ist ein Kampfeinsatz nahe Luhansk, Ende Mai 2022, als Teile der russischen 90. Panzerdivision versuchten, die Straße zwischen Lysychansk und Bachmut zu beschießen. Einige russische Kampfpanzer wurden von einem Terminator begleitet, die russischen Kräfte zogen sich aber bald zurück, weil die ukrainische Artillerie das Feuer eröffnet hatte. Die russische Propaganda behauptet zwar, einzelne Terminator hätten ganze Verteidigungsstellungen der ukrainischen Streitkräfte zerstört, nennt aber weder Ort noch Zeitpunkt der angeblichen Siege.

Da der Terminator 2 eigentlich nur ein Umbau eines T-72 ist, wirbt der Hersteller mit geringen Anschaffungskosten. Laut Schätzungen des US-Magazins "Task & Purpose" belaufen sich diese aber immer noch auf drei Millionen US-Dollar pro Stück. Ein herkömmlicher T-72 kostet knapp die Hälfte davon.

Russland arbeitet schon am Terminator 3

Trotz der geringen Stückzahl und der bislang nicht vorhandenen Leistung auf dem Gefechtsfeld ist bereits ein Nachfolgefahrzeug in Entwicklung: Der Terminator 3 soll auf dem russischen "Superpanzer" T-14 Armata basieren, zwei mit 57 mm Kaliber beinahe doppelt so große Maschinenkanonen erhalten und mit modernen Lenkwaffen ausgestattet sein. Auch der Doppel-Granatwerfer soll in einer neuesten Variante zurückkehren.

Aber nicht nur das: Der Terminator 3 soll vollständig fernsteuerbar sein und über autonome Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld verfügen. Dass Russland in der Lage ist, so ein Fahrzeug in relevanten Stückzahlen herzustellen, gilt aber als nahezu ausgeschlossen. Schon die Produktion des T-14 ist nie richtig angelaufen – so wie jene der Vorgänger des Terminator 3. (Peter Zellinger, 11.2.2023)