Michael Eschlböck (links) und Walter Reiterer sind – oder bald: waren – in Österreich die Stimmen des American Football.

Foto: Puls4/Moni Fellner

13 Jahre lang waren Michael Eschlböck und Walter Reiterer in Österreich die Gesichter und Stimmen des American Football. Als Kommentatoren der NFL-Übertragungen auf Puls 4 erklärten sie Sonntagabend den komplexen Sport, in der Nacht auf Montag (Übertragung ab 22.25 Uhr, Match ab 0.30 Uhr) kommentiert das Duo seinen letzten Super Bowl für den Privatsender. Ab der kommenden Saison hält RTL die Übertragungsrechte.

STANDARD: Wie waren die Anfänge?

Reiterer: Da waren wir im alten Studio, das wir uns mit Pink! geteilt haben. Wir haben die Schaufensterpuppen und rosa Plüschsachen rausgetragen und Footbälle reingetragen. Wir haben teilweise selber die Lichter und Monitore eingerichtet und haben losgelegt. Das hat sich schon nach dem ersten Jahr geändert, weil wir dann wöchentlich live gesendet haben und die Aufmerksamkeit gestiegen ist. Irgendwann ist es dann komplett explodiert.

STANDARD: Haben Sie in Kauf genommen, bei alteingesessenen Footballfans zu polarisieren?

Eschlböck: Wir sind wir, wir machen das, wie wir glauben. Unser erklärtes Ziel war es nicht, die bestehenden Footballfans zufriedenzustellen, sondern neue Schichten für Football zu begeistern. Das ist eine Gratwanderung zwischen dem einfachen Erklären und dem Hochtechnischen. Man wird ja angesprochen und bekommt positives Feedback. Wenn es nicht funktioniert hätte, hätte man uns abgedreht.

Reiterer: Der Sport ist nach wie vor im Wachsen. Wir haben uns eher als Einstiegsdroge gesehen. Dass wir so polarisieren, das Gefühl habe ich aber nie gehabt.

Eschlböck: Und wenn wir uns ehrlich sind, wir haben hier teilweise den amerikanischen Originalkommentar im Ohr: Die arbeiten auf derselben Wellenlänge.

STANDARD: Herr Eschlböck, Sie sind Präsident des österreichischen Footballverbands. Man stelle sich vor, Peter Schröcksnadel hätte im ORF Skifahren kommentiert ...

Eschlböck: Wenn man ganz tief in den Annalen schürfen will: Ich war bei der Feuerwehr, der Kommandant war Producer beim ORF Sport. Eines Tages sagt er zu mir: "Wir wollen was über American Football machen. Du bist da doch drin." Das war Mitte der 1980er. So ergab eines das andere (Eschlböck kommentierte 1988 sein erstes Match für den ORF, Anm.). Präsident wurde ich ja erst 2003. Dann war es natürlich aufgelegt, das Österreichische mit den Übertragungen zu verbinden. Jetzt, wo Österreicher in die NFL gekommen sind, kannst du die Kompetenz des österreichischen Football mit dem, was die Leute im Fernsehen sehen, verlinken.

STANDARD: Sind Sie noch nervös?

Reiterer: Ich bin bei der ersten Sendung im Jahr nervös, weil die Technik vielleicht neu ist. Als wir 2018 für den Super Bowl in die Albert-Schultz-Halle gegangen sind, war ich ziemlich aufgeregt. Da stehen 5000 Zuschauer, und du hast direkten Kontakt. Und zu Halloween wusste ich nicht immer, ob unsere Outfits funktionieren werden.

Zu den Halloween-Matches war im Puls-4-Studio Verkleiden angesagt.
Foto: Puls4

STANDARD: Was war Ihr Highlight?

Eschlböck: Es gab so viele. Die Halloween-Übertragungen – oder als die New England Patriots im Super Bowl ein 3:28 gedreht haben ...

Reiterer: Schon, dass wir 2015 die Romy gewonnen haben, weil wir nicht damit gerechnet haben. Wir sind davon ausgegangen, dass wir hingehen, was zu essen kriegen und es ein lustiger Abend wird. Dann kriegst du das Ding in die Hand gedrückt und hast keine Rede vorbereitet, weil du gedacht hast, du gehst eh nicht rauf.

STANDARD: Was sehen Sie als Ihr Vermächtnis?

Reiterer: Ich weiß, dass mehrere Mannschaften während einer Übertragung von uns gegründet worden sind, und ich glaube, dass wir im österreichischen Football recht viel bewegen konnten.

Eschlböck: Wir haben im Verband das Mission-Statement "Ein Football in jedem Haushalt". Da waren unsere NFL-Übertragungen ein hervorragendes Tool, um Verständnis für Football zu erzeugen. (INTERVIEW: Martin Schauhuber, Lukas Zahrer, 11.2.2023)