Aleksa Pejic (Rapid) gegen David Affengruber.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Graz – Im Elfmeterschießen in Salzburg triumphiert, in der Nachspielzeit Rapid Wien niedergerungen – Sturm Graz hat einen Bilderbuchstart ins Frühjahr hingelegt. "Wir haben jetzt zweimal zum spätestmöglichen Zeitpunkt ein Spiel auf unsere Seite gebracht. Das zeigt auch den Charakter der Mannschaft", meinte Sturm-Trainer Christian Ilzer nach dem 1:0 am Freitagabend zum Ligaauftakt gegen Rapid. Trotz weiterer Ausfälle bleiben die Grazer mit Tabellenführer Salzburg auf Tuchfühlung. "Es tut extrem gut, dieses schwierige Kampfspiel gewonnen zu haben", war Ilzer erleichtert. Zumal sein Team gegen die Hütteldorfer einige Widrigkeiten zu überwinden hatte.

Abwehrchef Gregory Wüthrich kurz vor der Pause und Stürmer Albian Ajeti nach dem letztmöglichen Spielertausch erlitten jeweils Muskelverletzungen. "Es schaut bei beiden schwerwiegender aus", sagte Ilzer. "Aber unser Kader ist so aufgestellt, dass Ausfälle kompensiert werden können." Zuvor war ein Sturm-Tor von Tomi Horvat nach VAR-Intervention aberkannt worden, weil sich Emanuel Emegha nicht nur knapp im Abseits befand, sondern laut Referee-Einschätzung dabei auch Rapid-Torhüter Niklas Hedl behinderte. Ilzer reagierte mit Unverständnis: "Emegha ist niemals wirklich im Schussfeld. Im Regelwerk fehlt die Klarheit. Hedl hätte diesen Ball nie und nimmer halten können." Weiters: "Ich finde, dass uns ein reguläres Tor aberkannt wurde."

Kritik an Trainingsbedingungen

All diese Situationen ließ Sturm hinter sich, ist in der Liga mittlerweile zwölf Spiele ungeschlagen. Dazu kommt die Euphorie des Cup-Coups in Salzburg. "Die zwei Ergebnisse machen alles leichter, bestätigen den Glauben, und das schweißt die Mannschaft noch mehr zusammen", meinte Ilzer. "Ergebnistechnisch haben wir einen wertvollen Start."

Weniger gefällt dem Sturm-Trainer die Rasenqualität im Training, die er auch mit den Verletzungen in Verbindung brachte. "Wir trainieren permanent auf unterschiedlichen Rasenflächen. Dieser Wechsel ist gegeben, stellt aber doch eine gewisse Problematik dar." Sturm hatte im Herbst die Errichtung eines beheizten Rasenplatzes angestrebt, scheiterte aber an entsprechenden Genehmigungen. "Der Frühjahrsstart, der in den letzten Jahren oft nicht so gut war, ist auch eine Frage der Infrastruktur, wenn man sich trainingsmäßig den anderen großen Mannschaften in Österreich angleichen will", meinte Ilzer. Nächsten Samstag geht es zum Steiermark-Derby nach Hartberg.

Barisic: "Wir konnten Paroli bieten"

Rapid-Trainer Zoran Barisic hat sich indes den Tag der Bekanntgabe seiner Vertragsunterzeichnung bis 2025 nicht mit einem Erfolgserlebnis veredelt. Acht Ligaspiele in Serie ist Rapid gegen Sturm bereits sieglos. Barisic sah am Freitag aber auch "viele positive Aspekte", die man mitnehmen könne. "Der Weg stimmt", meinte der Wiener.

Fünf Runden sind für Rapid bis zur Ligateilung in Meister- und Qualifikationsgruppe noch zu absolvieren. Der Vorsprung der Hütteldorfer, die als Tabellenvierter überwintert haben, auf die Verfolger im Kampf um die Top sechs wird an diesem Wochenende schmelzen. Barisic strich aber vor allem hervor, dass man mit dem Tabellenzweiten Sturm auswärts "auf Augenhöhe" agierte. "Wir haben ein gutes Gesicht gezeigt, konnten Paroli bieten. Das Spiel sollte Selbstvertrauen geben, aber es hat sich auch gezeigt, dass wir in allen Phasen des Spiels die Antennen ausfahren müssen."

Tatsächlich war der Gegentreffer in der 91. Minute ein vermeidbarer. "Wir haben die Situation davor nicht sehr gut verteidigt", sagte Barisic über ein unnötiges Foul von Martin Moormann, das Manprit Sarkaria die entscheidende Freistoßflanke auf David Affengruber ermöglichte. "Das Gegentor war eine Frage der Routine, das wird dem Spieler kein zweites Mal so passieren. Er wird seine Lehren daraus ziehen."

Und weiters: "Im Umschaltspiel fehlte die Ruhe am Ball, um öfter in gute Abschlusspositionen zu kommen. Damit hätten wir uns das Leben erleichtern können", sagte Barisic. "Es hat die innere Ruhe für den letzten, vorletzten Pass gefehlt." Er hätte aber auch viele Dinge gesehen, die ihn zuversichtlich stimmen würden, betonte der 52-Jährige. "Wir waren konzentriert und im Defensivbereich sehr gefestigt."

Bis zur Punkteteilung Mitte März warten Duelle mit Altach (heim), dem WAC (auswärts), Meister Salzburg (h), WSG Tirol (h) und schließlich das Derby gegen die Austria. Die Meistergruppe ist das erklärte Ziel. "Jetzt ist es ganz wichtig, dass wir uns schütteln, das Ergebnis verarbeiten und das Spiel", meinte Barisic. "Es sollte uns trotzdem genug Selbstvertrauen geben für die kommenden Aufgaben." Seine Vertragsverlängerung sei schon länger vereinbart, nur noch die Unterschrift ausständig gewesen. "Jetzt ist dieses Thema einmal abgehakt." (APA, red, 11.2.2023)