Nicht nur seit der Ankündigung des neuen "Zelda"-Videospiels diskutiert man wieder eifrig, wie viel ein Videospiel eigentlich kosten darf.

Foto: Nintendo

69,99 Euro für das neue "Zelda: Tears of the Kingdom"? Das treibt derzeit auch Spielerinnen und Spielern Tränen in die Augen. Nachdem in einem Tweet das im Mai erscheinende Nintendo-Spiel mit einem Preisschild in dieser Höhe aufpoppte, gehen die Wogen hoch und einmal mehr wird diskutiert: sind Videospiele mittlerweile zu teuer?

Früher war nicht alles besser

Will man das neue "Zelda", das am 12. Mai erscheinen wird, jetzt vorbestellen, zahlt man bei einem großen Online-Händler 70,58 Euro. Über 70 Euro für ein Videospiel auf der Nintendo Switch? Laut Historikerinnen, die bereits 2017 beim Release des Vorgängers "Breath of the Wild" lebten, blieb sich der japanische Traum-Fabrikant Nintendo allerdings treu. Auch damals musste man für Links famoses Abenteuer in etwa diese Summe auf den Tisch legen. Trotzdem wurden im Netz die Stimmen laut, ob das denn nicht zu viel sei, kosten doch vergleichbare Titel auf der Plattform zumindest zehn Euro weniger.

Ähnliche Hysterie gab es bei der Ankündigung von Sony, als klar wurde, dass Spiele auf der Playstation 5 zumeist um die 80 Euro kosten würden, also auch etwa zehn Euro mehr als bisher. Tatsächlich klingt das in Zeiten wie diesen – wo der Gürtel enger geschnallt und die Konsole als Heizkörper zweckentfremdet werden muss – teuer. Auf der Xbox gibt es ja schließlich den Game Pass, bei dem ganz viele Spiele im Monats-Abo inkludiert sind. Für 12,99 Euro im Monat purzeln da demnächst Titel wie "Wo Long", "Red Fall" oder "Atomic Heart" einfach so in die Bibliothek.

Aber bevor wir die Abo versus Vollpreis-Thematik aufgreifen, bleiben wir lieber beim Thema: Vollpreis. Schon vor 20 Jahren musste ich im Freundeskreis diskutieren, warum Spiele "so teuer" sind. Auch im Netz war das Thema 2003 bereits omnipräsent. Klar, eine Generation, die am Schulhof mit Disketten handelte und zum Teil gar nicht wusste, dass es Beschreibungen und hübsche Verpackungen für Computerspiele gab, ist das Umdenken sicher schwierig gewesen. Raubkopien als Kavaliersdelikt und dann kam auch noch das Internet mit den diversen "Marktplätzen" auf.

Letzte Preis

Bei Spielen für diverse Nintendo-, Sega- oder Playstation-Konsolen war der Weg in die Fast-Legalität schon etwas schwieriger. Da musste man im Bazar – das war Willhaben, aber ohne letzten Preis – noch auf die Suche gehen und zweideutige Nachrichten dechiffrieren. Auch Konsolen wurden irgendwann mit einer Kiste voller Spiele "ohne Verpackung" angeboten. Wer nicht diesen dunklen Weg beschritt, der ging in den Spieleladen seines Vertrauens und kaufte dort etwa ein SNES-Spiel für 1.000 Schilling. Das wären in etwa 71 Euro, also genau der Preis von "Zelda".

Wer allerdings diverse Third-Party-Games haben wollte und diese vielleicht noch als Import-Version, weil die lokalen PAL-Umsetzungen damals zum Teil etwas schlampig gemacht waren, der durfte schonmal bis zu 120 Euro auf den Tisch legen. Damals arbeiteten aber noch weit weniger Menschen an den sogenannten Blockbustern. Gut, ein Modul ist laut Nintendo auch teurer in der Herstellung als eine günstige CD, DVD oder Bluray. So war man als Spieler angenehm überrascht, als Games für Dreamcast und Playstation preislich auf einmal nur noch knapp unter umgerechnet 60 Euro lagen.

Mit dem Online-Zeitalter gab es dann auf einmal eine Flut an günstigen Games, sei es weil sie alt waren – ja, Gamestop, ältere Spiele kann man auch günstig verkaufen – oder von kleineren Teams produziert wurden, Stichwort Indie. Auch die sogenannten AA-Games, damals vor allem von Firmen wie Midway, THQ und anderen vertrieben – Gott, hab sie alle selig – feierten mehr oder weniger große Erfolge.

Blockbuster Games kosten heute meist mehr als 70 Euro, vor allem zum Start.
Foto: Mediamarkt/Screenshot

Status Quo

Heute gibt es vor allem kostenlose Spiele, blickt man etwa auf das mittlerweile populärste Spielegerät, das Smartphone. Free2Play als Trend, der die Branche mit seinen Mikrotransaktionen und dubiosen Geschäftsmodellen kurzfristig fast gegen die Wand gefahren hätte. Mittlerweile hat man sich aber gefangen, produziert im Bereich fünf bis 80 Euro, was das Spielerinnenherz begehrt. Ach ja, es gibt sogar digitale Gold- und Platin-Versionen, für die man bis zu 140 Euro hinblättern kann, aber das ist so absurd, dass ich hier gar nicht darauf eingehen möchte.

Eigentlich wollte ich ja die Frage beantworten, ob Spiele heute zu teuer sind. Meiner Meinung nach nicht. Wer ein Spiel am ersten Tag haben will, der muss den Neupreis zahlen, der in den meisten Fällen gerechtfertigt ist. Die Studios wollen ja auch von was leben. Wer zudem Tests vorab liest oder generell Berichterstattung, sollte vor Fehlkäufen ausreichend geschützt sein. Geduldige Naturen können ohnehin dank der zahlreichen Online-Shops und seinem König, Steam, regelmäßig auf Schnäppchenjagd gehen.

Und "Zelda"? Wenn "Tears of the Kingdom" nur halb so gut ist wie sein Vorgänger, dann ist das Spiel die 70 Euro wert. Auch als letzter Preis. (Alexander Amon, 11.2.2023)