Die heimische Wirtschaft profitiert von den steigenden Einkommen, für die zuletzt demonstriert und gestreikt wurde, wie etwa Ende November 2022 in den Brauereien.

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Brüssel – Die EU-Kommission hat ihre Wachstumsprognose für Österreichs Wirtschaft heuer leicht angehoben. Die Brüsseler Behörde rechnet für 2023 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent, das sind um 0,2 Prozentpunkte mehr als bisher angenommen, wie aus der am Montag veröffentlichten Winterprognose hervorgeht. 2024 soll das Wachstum mit 1,4 Prozent wieder leicht anziehen. Für das Jahr 2022 rechnet die EU-Kommission noch mit einem kräftigen Plus von 4,8 Prozent.

Der Anstieg 2022 sei "im Wesentlichen" auf die "Bewältigung der Coronavirus-Pandemie" zurückzuführen, heißt es in der Prognose. Allerdings verlangsamte sich demnach das Wachstum im Laufe des Jahres aufgrund eines Rückgangs der Industrieproduktion hierzulande. Dieser Trend sollte sich fortsetzen und zu einer technischen Rezession – einer wirtschaftlichen Schrumpfkur von zwei Quartalen – führen: Im vierten Quartal wird ein BIP-Minus von 0,7 Prozent für Österreich erwartet, im ersten Quartal 2023 von –0,2 Prozent.

Inflation bleibt hoch

In Hinblick auf die Zukunft profitiert den Schätzungen zufolge die heimische Wirtschaft allerdings von steigenden real verfügbaren Einkommen, da die Energiepreise moderat sind und die Löhne steigen. Das Wachstum bremsen werde unterdessen der hohe Arbeitskräftemangel, die sinkende Industrieproduktion sowie eine allgemein schlechte Wirtschaftsstimmung, so die EU-Kommission.

Die Inflation dürfte sich in Österreich heuer zwar leicht entspannen, aber auf einem hohen Niveau bleiben. Die Teuerungsrate wird sich der EU-Schätzung zufolge im laufenden Jahr bei 6,6 Prozent einpendeln, gegenüber 8,6 Prozent 2022. Im kommenden Jahr soll sie dann auf 3,6 Prozent fallen.

Rezession bleibt EU-weit aus

Auch für die Eurozone und die EU ist die EU-Behörde etwas positiver gestimmt. Für die Eurozone sagt sie heuer ein Wachstum von 0,9 Prozent voraus, für die EU 0,8 Prozent. Damit hebt die EU-Kommission ihre Erwartungen im Vergleich zum Herbst um 0,5 beziehungsweise 0,6 Prozentpunkte an. Sowohl in der EU als auch in der Eurozone wird demnach eine Rezession ausbleiben.

Am besten dürfte sich die Wirtschaft heuer mit einem Wachstum von 4,9 Prozent den Angaben zufolge in Irland entwickeln. Malta liegt mit 3,1 Prozent auf dem zweiten, Rumänien mit 2,5 Prozent auf dem dritten Platz.

Gesamtinflation in Eurozone sinkt wohl

Die erwartete Wachstumsrate für 2024 bleibt mit 1,6 Prozent für die EU und 1,5 Prozent für den Euroraum unverändert. Als Gründe für die Entwicklung werden gut gefüllte Gasspeicher, ein geringerer Verbrauch und mehr Lieferanten für Gas genannt. Zudem laufe es auf dem Arbeitsmarkt weiterhin gut. Die Arbeitslosenquote sei mit 6,1 Prozent weiterhin so tief wie nie zuvor.

Auch mit Blick auf die Inflation verbessern sich die Zahlen. Die Gesamtinflation in der Eurozone werde voraussichtlich von 8,4 Prozent im Jahr 2022 auf 5,6 Prozent in diesem Jahr sinken. Für 2024 werden 2,5 Prozent erwartet. Im Oktober lag die Inflation den Angaben zufolge noch auf einem Allzeithoch von 10,6 Prozent.

Gentiloni: Energiekosten bleiben hoch

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni betonte aber auch: "Den Europäerinnen und Europäern stehen aber nach wie vor schwere Zeiten bevor." Die Energiekosten für Verbraucher und Unternehmen seien immer noch hoch, und die Kerninflation – damit ist die Inflation abseits von Energiepreisen und Kosten für unverarbeitete Nahrungsmittel gemeint – habe im Jänner weiter angezogen. Die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger werde somit weiter ausgehöhlt.

Im Vergleich zur Herbstprognose sind nun auch die Zahlen für das vergangene Jahr besser. "Die jährliche Wachstumsrate für 2022 wird nun sowohl in der EU als auch im Euroraum auf 3,5 Prozent geschätzt", heißt es vonseiten der EU-Kommission. Im Herbst war von 3,3 beziehungsweise 3,2 Prozent ausgegangen worden.

Prognose mit hoher Unsicherheit

Auch die Auslandsnachfrage könnte steigen. Viele erwarten, dass sich etwa China wirtschaftlich erholt, nachdem sich das Land von seiner Null-Covid-Strategie mit Lockdowns und anderen Beschränkungen verabschiedet hat.

Es wird zudem betont, dass die Prognose mit hoher Unsicherheit behaftet ist. So könnte etwa der Gasverbrauch wieder steigen, wenn der jüngste Rückgang der Großhandelspreise an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werde. Die Prognose sei auch unter der Annahme erstellt worden, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zwar nicht eskaliere, sich aber fortsetzen werde, hieß es. (APA, red, 13.2.2023)