Nur wenige Stunden nachdem seine Annäherung erstmals bemerkt worden war, explodierte in der Nacht auf Montag gegen drei Uhr früh ein Asteroid über dem Ärmelkanal. Der etwa einen Meter große Brocken mit der Bezeichnung Sar2667 verglühte beim Eintritt in die Erdatmosphäre und sorgte dabei für ein prächtiges Feuerwerk, das von Südengland und Wales bis nach Paris in Frankreich zu beobachten war.

Premiere für die Meteorforschung

Unter anderem hatte die International Meteor Organisation die bevorstehende Lichtshow angekündigt. Es war erst das siebente Mal, dass Forschende vorhersagen konnten, wann und wo sich der sogenannte Airburst eines heranrasenden Asteroiden ereignen würde. Eine echte Premiere war, dass dies nun über bewohntem Gebiet mit ausreichender Vorwarnung geschehen sei, um Daten zu erhalten, wie der amerikanische Physiker Mark Boslough vom Los Alamos National Laboratory gegenüber dem Onlinemagazin "Wales Online" erklärte. Normalerweise treten Airbursts dieser Größe zwar mehrmals im Jahr auf, sagte der Experte, aber sie würden "selten im Voraus entdeckt".

"Großartiges" Spektakel

Zeugen beschrieben das Ereignis unter anderem auf Twitter als farbenfrohe Leuchtspur am Nachthimmel, begleitet von einem hörbaren Knall. Eine Beobachterin aus Brighton sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, das Spektakel sei "das Großartigste, was ich je gesehen habe".

Entdeckt worden war Sar2667 am Abend des 12. Februar von einem ungarischen Amateurastronomen, als der Brocken weniger als 233.000 Kilometer von der Erde entfernt war und sich damit bereits innerhalb der Mondbahn befand. Krisztián Sárneczky meldete den Fund an das Minor Planet Center (MPC), die offizielle Organisation für die Sammlung, Auswertung und Veröffentlichung von Daten über Kleinplaneten und Kometen.

Video: Sar2667 zieht über Brighton hinweg.
The Times and The Sunday Times

Tscheljabinsk-Jahrestag

Der Feuerball über dem Ärmelkanal ereignete sich beinahe genau am zehnten Jahrestag des Meteors von Tscheljabinsk: Am 15. Februar 2013 explodierte dreißig Kilometer über der russischen Stadt Tscheljabinsk ein Asteroid mit einem Durchmesser von 22 Metern. Damals richtete der größte bekannte Meteor seit über 100 Jahren Schäden an über 3.000 Gebäuden an. 1.500 Personen wurden bei dem Ereignis verletzt, hauptsächlich durch umherfliegendes Glas.

Die meisten Asteroiden unseres Sonnensystems kreisen in einem Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie können aber durch unterschiedliche Effekte auch in das innere Sonnensystem und so auch in die Nähe der Erde gelangen. Sogenannte Near Earth Objects (NEO) gelten daher als eine latente Gefahr für unseren Planeten. Mittlerweile kennt die Wissenschaft weit über 30.000 erdnahe Asteroiden.

Kein Riese auf Kollisionskurs

Potenziell gefährliche stehen unter Beobachtung, aber unter jenen, die ausreichend groß genug wären, um tatsächlich Schaden anzurichten, befindet sich aktuell keiner auf Kollisionskurs. Allerdings komme der rund 370 Meter große Asteroid Apophis "demnächst" der Erde ziemlich nah. Er fliege am Freitag, dem 13. April 2029, in nur 31.000 Kilometer Entfernung an unserem Planeten vorbei. Viele Satelliten sind weiter entfernt. (tberg, red, 13.2.2023)