Sieht man von den Griechen mit ihren Lämpchen ab, sind die Altniederländer an allem schuld. Sie erfanden diese Sache mit dem Öl, und heute müssen wir schleunigst aus der Sache raus, damit die Welt uns nicht zugrunde gehe, wie es heißt. Um präzise zu sein, ist die Rede von der Ölmalerei, der erste Hauptdarsteller dieser Technik heißt Jan van Eyck, dessen Hauptwerk, der Genter Altar, entstand in den 1430er-Jahren.

Zur Auswahl stehen einem, abgesehen von der Vorführfarbe Emotional Red / Black Metallic, Schwarz, Silber und Weiß zur Verfügung.
Foto: Toyota

Von Gent bricht voriges Frühjahr ein Akteur dieser Geschichte gemeinsam mit seiner Freundin mit dem Trecking-Bike auf gen Norden. Dominik heißt der junge Bursche, er könnte auch ein Urenkel von Kaiser Friedrich Barbarossa sein, der im Kyffhäuser seinen Bart weiterwachsen lässt, und hier in der Brändön Lodge bei Luleå ist der Flame 3500 Kilometer weit weg von zu Hause.

Hier warten er und seine Freundin auf die saisonzyklische Erderwärmung, sprich den Frühling, hier plaudert er munter drauflos, er verdingt sich bis dahin als Kellner, sie auch im Gastgewerbe. Sobald die Gräslein sprießen, geht es weiter rauf zum Tourzielpunkt, zum Nordkap, mehr Pol-Sprung geht nicht trockenen Fußes. "Nochmals 800, 900 Kilometer?" – "Eh klar. Danach fahren wir dann die Küstenlinie Norwegens runter. Erst einmal aber: Nordkap." – "Ganz rauf?" – "GANZ RAUF." GR.

Die Rot-Schwarz-Kombination steht dem RAV4 GR Sport gut. Erhältlich ist er als Voll- und Plug-in-Hybrid, Allradantrieb ist in jedem Fall dabei.
Foto: Toyota

Womit wir ihm herzlich gratulieren, ihn auch etwas beneiden für so viel Zeit für so ein Vorhaben – und beim Hauptakteur sind. GR. Konkret: Toyota RAV4 GR Sport. Dominik, der Abenteurer und Rad-Enthusiast, ist hellwach: "Was man mit dem alles machen könnte. Sehe ich mir bei erster Gelegenheit genauer an!"

Inzwischen muss unsere Schilderung reichen: "Ein vier Komma sechzig Meter langer SUV, wo ihr eure Räder reinbekommt – aber nicht stehend." – "Teuer?" – "Kommt darauf an. Für uns Österreicher schon. Der hier, den wir rund um Luleå gerade selbst kennenlernen, kommt als Hybridmodell auf 56.990 Euro, als Plug-in-Hybrid auf 62.290." – "Hmpf. Da müsste ich noch ein Weilchen kellnern. Werde das überschlafen."

Generell wurde das RAV4-Interieur ein wenig überarbeitet, zu erwähnen wäre etwa das virtuelle Cockpit – und es ist nicht alles nur per Touch zu bedienen.

Foto: Toyota

Wer von der weiteren potenziellen Klientel in Österreich das nicht weiter überschlafen muss, wird dennoch eine kleine Warteschleife einbauen müssen: Die allgemeine Lieferproblematik, die Toyota nicht ganz so schlimm trifft wie manche europäische Hersteller, schlägt sich beim RAV4 so nieder, dass man ungefähr neun Monate auf sein oder ihr Auto warten müsse, weiß Toyota-Österreich-Sprecher Rudolf Glass. "Bei den GR-Sport-Versionen geht es aber ein bisschen rascher."

Ehrgeiz und die Jagd nach Ruhm

Und damit erst einmal Schnitt, Auszeit, Basiswissen. GR ist bei Toyota ein relativ junges, ehrgeiziges Kapitel. Steht für Gazoo Racing und ganz oben für die vielfältigen Motorsportaktivitäten, wo die Japaner nach Ruhm und Ehre jagen. Ist in Deutschland gebündelt in der Toyota Gazoo Racing Europe GmbH. Von dort aus ist das Akronym GR, zweite Ebene, zu sportlichem Seriengerät durchgesickert, dem zweiten Glied der GRisierung. Darunter firmieren derzeit bereits drei Modelle: die Eigenentwicklung Yaris, der gemeinsam mit BMW (Z4) entwickelte Supra und jüngst das knackige Sportcoupé GR 86, wiederum ein reinrassiger Toyota und als Fahrmaschine von einer regelrechten Sympathiewelle getragen.

Seit 2019 wird der RAV4 nur noch mit CVT-Getriebe angeboten, eine Technologie, der viele Leute noch immer skeptisch gegenüber stehen.
Foto: Toyota

Die dritte Ebene der GR-Strategie leuchtet sofort ein, wenn wir die Vorbilder zitieren: Bei BMW sind die M-Modelle die sportliche Speerspitze (Mercedes: AMG, Audi: S, RS), und als sportive Ausstattungslinie verweisen darauf Großserienfahrzeuge mit M-Paket (ähnlich bei Mercedes und Audi), wie gesagt: Ausstattungspakete mit sportlichen Akzenten.

Toyotas Pendant dazu heißt GR Sport, solcherart attraktiviert sind bereits Yaris, Yaris Cross, Corolla, C-HR, Hilux – und ab April eben auch der RAV4 – erhältlich.

Als Hauptingredienzien benennt Toyota Sichtbares, Fühlbares. Zu Ersterem zählen ein eigens gestalteter Kühlergrill, graue und klavierlackschwarze Elemente sowie spezielle 19-Zoll-Felgen. Innen haben die Spezialisten der japanischen Notenbank "GR" in die Kopfstützen geprägt (ertappt, die Notenbanker sind geflunkert), der Schriftzug taucht auch noch im Lenkrad, auf dem Schalthebel und anderswo auf. Generell, nicht nur beim GR-Sport-Modell, wurde das Interieur leicht überarbeitet, dabei kommt auch ein neues Multimediasystem zum Einsatz. Toyota fand aber beim Bedienkonzept einen klugen Mix aus Touchbedienung und solcher mit Dreh- und Drückbedienelementen, Kompliment. Und es zieht ein digitales Cockpit in den SUV ein, das dreifach verschiedene Ansichten ermöglicht, getreu der Shakespeare-Devise Wie es euch gefällt.

Der Kofferaum fasst 580 Liter beim Hybrid RAV4, der Plug-In verliert leider 10% und landet damit auf 520 Litern.
Foto: Toyota

In die Abteilung "Fühlbares" fällt vorrangig die straffere, dem GR-Anspruch angepasste Fahrwerksabstimmung. Wie sich bei ersten Eindrücken im Plug-in-Hybrid-Modell zeigt, ist der RAV4 GR Sport ein wunderbar komfortables Reisefahrzeug, alles, auch die Lenkung, wirkt präzis und gibt gute Rückmeldung.

Damit noch kurz zu den technischen Daten. Als Hybrid-RAV4, Vollhybrid nach Art des Hauses, bringt der Wagen 1645 bis 1730 kg auf die Waage, der Plug-in-Hybrid 1910 bis 2005. In beiden Fällen handelt es sich um Allradler, wobei hinten jeweils ein E-Motor zum Einsatz kommt. 580 bis 1690 Liter fasst der Kofferraum beim Hybridmodell, 520 bis 1604 bei jenem mit Steckdosenanschluss. Die Dominiks und Dominiques werden das womöglich ins Kalkül ziehen hinsichtlich Radverstauen und sonstigen Reise-Platzbedarfs, und apropos: Anhängelast hie 1650 kg, da 1500 kg.

4,6 Meter misst der Kompakt-SUV von vorn bis hinten.
Foto: Toyota

Beim Hybriden setzt sich die Systemleistung (163 kW / 222 PS) aus 131 verbrennungsmotorischen kW (178 PS) sowie 88 Elektro-kW (120 PS) vorne und 40 (54) hinten zusammen. Plug-in-Hybrid: selber 2,5-Liter-Atkinson-4-Zylinder, aber 134 kW (185 PS) – dazu vorne/ hinten Drehstrom-Synchronmotoren mit 134/ 45 kW (182/54 PS). Und: 18,1-kWh-Lithium-Ionen-Batterie. Die bringt einen laut Normtest bis zu 75 km weit, real um die 55, 60.

Das bringt dich nicht in einem Schwung zum Nordkap, Dominik – zwei Etappen mit Lade-Ess-Rast dazwischen entsprechen aber etwa deiner ehrgeizigsten Tageskilometerleistung. Lässt deine Freundin sich einmal nicht zum Radeln animieren, das komme vor, sagst du, könnte sie im RAV4 als Begleitfahrzeug assistieren. Elektrisch und damit wie du im Öko-Modus, ganz ohne Öl, Benzin. "Jetzt aber: Skål!", das Mariestads ist frisch gezapft. Vom Flamen. "Starköl", sagt der Schwede. (Andreas Stockinger, 20.2.2023)