Ihren Ruf haben die roten Stiefel, entworfen vom New Yorker Künstlerkollektiv Mschf, schon wenige Tage nach ihrem Erscheinen weg. Sie sähen aus wie gebotoxte Moonboots, aber nein, nicht nur das. Das Rot erinnere an die Wachshüllen von Babybel-Käse oder an Clownsnasen, urteilte die "New York Times". Andere vergleichen ihre Rundungen mit denen von Airpods. Einig sind sich alle: Das stramme Schuhwerk erinnert an das der japanischen Manga-Figur Astro Boy. Das Design stammt immerhin aus den 1960ern.

Die Vergleiche, sie sind nachvollziehbar. Die Oberfläche der Stiefel, die seit der vergangenen Woche im Internet ihre Runden drehen, ist straff, faltenfrei, Ketchup-rot und ziemlich lustig. Das Künstlerkollektiv Mschf hat verstanden, im Netz Aufmerksamkeit zu generieren – noch bevor die Boots überhaupt erhältlich waren.

Die Stiefel des Künstlerkollektivs Mschf kosten 350 Dollar, offiziell sind sie erst jetzt zu haben.
Foto: Hersteller

Zugegebenermaßen zeigte sich in den vergangenen Tagen, dass mancher stolze Besitzer der Boots nachweislich Probleme hatte, die Schuhe an- und wieder auszuziehen. Deshalb wird der Schuh nun von vielen als durchgeknallte Internet-Idee, als untragbare Kopfgeburt eines Künstlerkollektivs abgetan. Mschf hat schließlich schon so einige Entwürfe auf dem Gewissen, unter anderem die "Satan-Schuhe", die gemeinsam mit dem Rapper Lil Nas X entstanden sind.

Doch es wäre zu einfach, die "Big Red Boots" nicht ernst zu nehmen. Tatsächlich erfreuen sich bunte Gummischuhe auch auf der Straße überaus großer Beliebtheit. Wie sonst ließe sich die Popularität der Crocs erklären?

Die Crocs, erfunden wurden sie 2002 in Colorado, haben nicht nur die Social-Media-Kanäle, sondern auch den öffentlichen Raum erobert. Und zwar dank etlicher smarter Kooperationen wie mit Justin Bieber oder dem Rapper Post Malone. Dem nicht genug. Es geht in der Modewelt ein hochansteckender Gummischuh-Virus herum. Selbst um Exklusivität bemühte Marken wie Bottega Veneta haben längst eigene, besonders leichte Gummimodelle auf den Markt gebracht. Auch die wurden über Instagram zum Hit. Offenbar hat nun kaum wer mehr Angst vor all diesen Schuhen, deren Formen an die der übergroßen gelben Schuhe von Micky Maus erinnern.

Der Erfolg der Kunststoffschuhe ist natürlich auch den veränderten Sehgewohnheiten der vergangenen Jahre zu verdanken. Auf Instagram oder Tiktok funktioniert bekanntlich alles, was knallt. Und wird wie in diesem Fall sogar zum Meme. Selbst Anne Hathaway in ihrer Rolle als Angela in "Der Teufel trägt Prada" wurden die Teile auf Twitter schon angezogen.

Wer nun bis hierher gelesen und eine Schwäche für tomatenrote Schuhe hat, sich aber an die Boots nicht herantraut, hat Glück: Denn es gibt sie, die Alternativen. Das hat Rihanna während der Pausenshow des Super Bowl vorgeführt. Sie trug Sneaker aus der Kooperation von Salomon und Maison Margiela.

Rihannas Sneaker aus der Kooperation von Salomon und Maison Margiela MM6.
Foto: IMAGO/Shutterstock

Im Gegensatz zu ihrem restlichen Outfit sind Rihannas Sneaker auch für alle zu haben. Zumindest für jene, die knapp 360 Euro für ein Paar Schuhe übrig haben. (feld, 14.2.2023)